Die Kirschessigfliege verbreitet sich stark und bedroht den steirischen Holunderanbau. Die heurige Erntemenge wird auf nur mehr vier Millionen Kilo sinken.Bei den rund 350 steirischen Holunderbauern schrillen die Alarmglocken. Anfang August hatte man beim Edel-Holunder noch mit einer guten Ernte gerechnet, aber diese Prognose muss revidiert werden. Die Ernte dürfte sich nur mehr auf vier Millionen Kilo belaufen. Schuld daran trägt die Kirschessigfliege. Der aus Ostasien eingeschleppte Schädling befällt die Holunderbeeren knapp vor der Ernte, sodass die fast erntereifen Beeren innerhalb von nur wenigen Tagen abfallen. „Die Ernte ist dann trotz monatelangem Arbeitseinsatz für die Kulturpflege und großem finanziellen Aufwand zerstört und verloren“, klagt Manfred Kohlfürst, Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern.
„Die Holunderbauern dürfen diesem importierten, zerstörerischen Schädling nicht schutzlos ausgeliefert bleiben“, macht sich LK-Präsident Franz Titschenbacher große Sorgen. Er verlangt dringend Lösungen von Forschung und Wissenschaft zur Eindämmung dieses Schädlings. Außerdem ist es, so Titschenbacher, notwendig, die Ertragseinbußen der Holunderbauern so lange abzufedern, bis praxistaugliche Konzepte zu Bekämpfung vorhanden sind.
Die vermehrt auftretende Kirschessigfliege könnte bewirken, dass der Anbau von Edel-Holunder deutlich zurückgeht. Der Höchststand wurde vor zehn Jahren mit 1200 Hektar und einer Erntemenge von zehn Millionen Kilogramm erreicht. Aktuell liegt die Anbaufläche in der Steiermark bei 1000 Hektar. Die Nachfrage nach steirischem Edel-Holunder ist schon seit Jahren sehr gut. Aus den dunklen Beeren wird eine natürliche Lebensmittelfarbe gewonnen. Zudem findet der Holunder auch im Pharmabereich einen guten Absatzmarkt. „Diese erfreuliche Entwicklung wird jetzt durch die Kirschessigfliege zunichtegemacht“, sagt Kohlfürst.
Diese Kirschessigfliege zählt zur Familie der Taufliegen und ist eigentlich in Südostasien beheimatet. Sie ist sehr klein und hat nur eine Länge von 2,5 bis 3,5 Millimeter. Das Weibchen hat einen langen, scharfen, gezähnten Eiablageapparat. Mit diesem ritzt es die Früchte auf und legt die Eier hinein. Betroffen davon sind nicht nur die Holunderbeeren, sondern auch Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Nektarinen und auch Trauben.
Nicht nur die Bauern zittern in der Steiermark jetzt um ein wichtiges Standbein, auch die Beerenobstgenossenschaft als Vermarktungseinrichtung der Holunderbauern ist in Gefahr. Obmann Hannes Jöbstl befürchtet Auslastungsprobleme und dass man dann aufgrund höherer Gestehungskosten am Markt nicht mehr konkurrenzfähig ist.
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