Eltern stellen viele Weichen für die Zukunft ihrer Kinder. Bei der Ernährung wird das Fundament für ein gesundes Verhalten in den ersten Lebensjahren gelegt. Damit Esskultur und Ernährungskompetenz entstehen können, braucht es Regeln und gemeinsame Familienmahlzeiten. Aber auch Wissen und die Fähigkeit, dieses umzusetzen. Los geht es schon in der Küche. Kinder, die beim Kochen mithelfen dürfen, lernen spielerisch, wie man mit Lebensmitteln umgeht. Aber auch, kreativ zu sein und dass Kochen auch Zeit braucht. Das gemeinsame Tun stärkt ihr Selbstvertrauen, und nicht zuletzt wird auch das Ergebnis gerne gegessen – oder zumindest gekostet.

Kochen gegen späteres Übergewicht

In Zeiten, in denen bereits in der Volksschule jedes vierte Kind übergewichtig ist, bekommt das Kochen lernen einen weiteren nützlichen Aspekt: als die Basis eines gesunden Essverhaltens. Denn auch dieses wird in der Küche und bei Tisch geprägt. Das bestätigt die auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Ernährungsmedizinerin Martina Edinger aus Linz: „Das Wissen über gesunde Ernährung ist vielfach vorhanden. Das Problem ist aber die Umsetzbarkeit in die Praxis. Entweder es mangelt an Zeit, sodass viel zu Fertigprodukten gegriffen wird, oder an praktischen Tipps für das Umsetzen in der Küche.“ Gewichtsprobleme bei Kindern seien ein großes Thema, ein frühes Entgegenwirken daher wichtig. „Es beginnt bei Kleinigkeiten. Zum Beispiel, nicht ein fertiges Fruchtjogurt zu kaufen, sondern stattdessen frisches Obst ins Jogurt zu schneiden.“
„Kochen und den Umgang mit Lebensmitteln zu lernen ist so wichtig wie lesen, schreiben und rechnen zu können“, sagt Romana Schneider-Lenz, Ernährungsexpertin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. „Wir essen drei Mal täglich, da soll es uns auch wichtig sein, was wir unserem Körper gönnen und wie wir das verarbeiten“, so Schneider-Lenz. Sie empfiehlt, Kinder schon beim Einkaufen miteinzubeziehen. Noch anschaulicher wird es, wenn man das gemeinsam direkt am Bauernhof erledigt.
Das gemeinsame Kochen hat auch eine soziale Komponente. „Kinder lieben es, im Kreis der Familie scheinbar einfache, alltägliche Tätigkeiten zu machen. Das Kochen bietet sich dafür an. Man kann aus wenigen Zutaten etwas Hervorragendes schaffen, das stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder. Außerdem wird das Nützliche mit viel Spaß und Lernen fürs Leben verbunden“, sagt Schneider-Lenz. Nebenbei eignen sie sich einen wertschätzenden, achtsamen Umgang mit Lebensmitteln an. Dass die Küche nach kindlichen Koch-Aktionen nicht vor Sauberkeit strahlt, versteht sich von selbst. Das ist aber ein geringes Übel im Vergleich zum Gewinn, den Kinder daraus ziehen.

Kurse für Kinder, Aktivitäten an Schulen

Österreichs Seminarbäuerinnen sind seit 30 Jahren Botschafterinnen für regionale Lebensmittel und Landwirtschaft. Als solche sind sie auch bemüht, mehr Wissen darüber an Schulen zu bringen. Sie bieten etwa Schulworkshops zu verschiedenen Themen an. Neu ist „Kochen macht Schule“, das als Projektunterricht zur Lebensmittelverarbeitung verstanden wird und an Schulen im Rahmen des Kochunterrichts eingebaut werden kann. Koch- und Backkurse am Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) gibt es nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder.
Seminarbäuerin Magdalena Mehringer hat schon viele Nachwuchskurse mit Sechs- bis Zwölfjährigen geleitet. „Die meisten Kinder dürfen zuhause in der Küche gar nichts machen. Zudem ist es leider auch schon so, dass viele Fertig- oder Halbfertiggerichte verwendet werden“, sagt Mehringer. Kinder, die selbst noch nie ein Ei aufgeschlagen haben, seien keine Seltenheit.

Kochen und den Umgang mit Lebensmitteln zu lernen ist so wichtig wie lesen, schreiben und rechnen zu können. – Romana Schneider-Lenz

„Dabei sind sie in den Kursen voller Begeisterung dabei und auch interessiert, wenn es um die einzelnen Lebensmittel geht“, sagt Mehringer. Sie rät Eltern, Kinder möglichst früh daheim mithelfen zu lassen und will sie ermuntern, dem Nachwuchs mehr zuzutrauen. „Einfach mal machen lassen“, sagt Mehringer – und sich weder von kleinen Misserfolgen noch von einem größeren Küchenchaos abschrecken lassen.

Tipps für das Kochen mit Kindern

• Das Kochen beginnt im Idealfall mit dem gemeinsamen Einkauf. Dabei lassen sich die Regionalität und die Herkunft sehr gut thematisieren.
• Rezepte mit kurzer Zubereitungszeit auswählen. – Heißes Wasser gehört nicht in Kinderhände.
• Genügend Zeit einplanen: Unter Zeitdruck mit Kindern kochen funktioniert nicht. – Die Stiele von am Herd stehenden Pfannen nach hinten drehen.
• Elektrogeräte von Wasser fernhalten. – Nach getaner Arbeit gemeinsam aufräumen.

- Bildquellen -

  • Kochen mit Kinder: JackF - stock.adobe.com
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