Zuckerschock: Agrana schließt zwei Fabriken

Das auf Grund der aktuellen Situation am Zuckermarkt bei der Agrana die Standort-Diskussionen neu aufgeflammt sind, hat die BauernZeitung bereits Anfang dieser Woche exklusiv berichtet: Rübenbauern bangen um den Zuckerstandort – Bauernzeitung

Zuckerfabriken in Leopoldsdorf und Hrušovany werden geschlossen

Hinter vorgehaltener Hand wurde es unter Branchen-Insidern bereits gemunkelt. Nun ist es Gewissheit: Die Agrana schließt mit sofortiger Wirkung zwei Zuckerfabriken. Konkret geht es um die Produktionsstandorte Leopoldsdorf im Marchfeld sowie Hrušovany in Tschechien. Dies hat der Agrana-Aufsichtsrat in seiner heutigen Sitzung beschlossen.

Die Entscheidung basiere auf einer umfassenden Bewertung der wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen, heißt es von Seiten der Agrana. Steigende Produktionskosten, zunehmender Wettbewerbsdruck durch den Rückgang des Zuckerverbrauches in der EU, durch Marktliberalisierungen (Mercosur und Ukraine) sowie regulatorische Vorgaben hätten die Fortführung der Produktion an je zwei Standorten in Österreich und Tschechien wirtschaftlich untragbar gemacht. Hinzu komme auch der Umstand, dass der Zuckermarkt nicht jene Produktionsmengen zulassen würde, die für einen Weiterbetrieb der von der Schließung betroffenen Standorte nötig gewesen wären.

„Gerade weil wir uns der Zuckerproduktion in Zentral- und Osteuropa verpflichtet sehen, war die Entscheidung zur Schließung von zwei Produktionsstandorten schwierig, aber notwendig“, erklärte Stephan Büttner, Vorstandsvorsitzender der Agrana, in einer Aussendung.

Fokus künftig auf Standort Tulln

Künftig soll die gesamte heimische Zuckerproduktion des Unternehmens am Standort Tulln sichergestellt werden. Diese Maßnahme sei ein wichtiger Teil der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, mit der eine langfristige Stabilisierung und Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Zuckerproduktion erreicht werden soll. „Mit der Konzentration auf unseren Standort in Tulln wollen wir eine dauerhaft tragfähige Grundlage für eine nachhaltige österreichische Produktion schaffen. Es geht uns darum, den Zuckerstandort Österreich wetterfest aufzustellen. Unser Ziel ist es, nachhaltige Wertschöpfung zu erhalten und weiterhin als starker Partner der heimischen Rübenbauern Verantwortung übernehmen zu können“, so Büttner.

Rübenbauern-Vereinigung: „Sehr bedauerlich, aber unumgänglich”

Für die Rübenbauern-Vereinigung sei dieser „dramatische Schritt sehr bedauerlich”, heißt es in einem Newsletter-Schreiben, das an die Mitglieder ausgeschickt worden ist. Angesichts jahrelanger Verluste in der Division Zucker sei diese Entscheidung aber „unumgänglich” gewesen.

LKNÖ-Präsident Schmuckenschlager fordert Maßnahmen für Rübenbauern

Indes fordert die Landwirtschaftskammer Niederösterreich dringend Maßnahmen, um die Folgen für die heimischen Rübenbäuerinnen und Rübenbauern zu begrenzen. „Die Schließung von Leopoldsdorf ist ein massiver Einschnitt für die heimische Landwirtschaft. Unsere Rübenbauern stehen vor erheblichen Herausforderungen, sowohl wirtschaftlich als auch hinsichtlich ihrer langfristigen Planungssicherheit”, betont der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich Johannes Schmuckenschlager. Die Konzentration der Produktion auf den Standort Tulln dürfe nicht zulasten der heimischen Bäuerinnen und Bauern gehen. Gefordert werden ein Ausbau der Verarbeitungskapazitäten in Tulln, der Erhalt der Lieferrechte sowie keine zusätzlichen Kosten für die Rübenbäuerinnen und Rübenbauern.

- Bildquellen -

  • AGRANA Betriebsst‰tten (Tulln, Leopoldsdorf, Aschach/Donau): apa schedl agrana
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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