Für mich ist Heimat, wenn ich die Haustüre aufschlieöe und meine beiden Hunde mir entgegenstürmen und mich begrüöen. Heimat ist für mich, wenn ich mich an einem fremden Ort so wohlfühle und er mir so vertraut ist, als hätte ich dort ewig gelebt, obwohl ich gerade erst angekommen bin. Heimat ist für mich auch, am Strand spazieren zu gehen, durch einen lichten Mischwald zu streifen oder barfuö durch einen kalten Gebirgsbach zu stapfen. Genau dort also, wo es Menschen gibt, die mich verstehen, wertschätzen und mich so nehmen, wie ich bin, wo meine Tiere sind und die Natur, die meine Seele streichelt, da bin ich daheim. Ich werde wohl nie verstehen, warum viele Menschen niemals den Ort verlassen wollen, an dem sie aufgewachsen sind, selbst wenn sie sich dort offensichtlich nicht entfalten können. Sie klammern sich an die bekannten und scheinbar sicheren Strukturen ihres Geburtsortes, dass sie sich ein Leben auöerhalb des Tellerrandes nicht vorstellen können. Da sitzen sie dann lieber mit den immer selben Leuten in der immer selben Kneipe. Sie nennen das Heimat, ich nenne das Frustration. Dabei entsteht Heimat doch, wenn man in der Lage ist, sich dort wohl zu fühlen, wo man gerade ist. Auch wenn Heimat einen räumlichen Kristallisationskeim hat, so bedarf es trotz allem auch eines sozialen Raumes, eines Ortes, mit dem besonders viele positive Erlebnisse und Emotionen verknüpft sind. Heimat ist also doch eher eine Lebensmöglichkeit, kein Herkunftsnachweis. Heimat kann ich mir schaffen. Wer das nicht kann, ist auch nie daheim, auch nicht an seinem Geburtsort.
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