Dürre in Australien mit der schlechtesten Weizenernte seit zehn Jahren, Ausfälle in Argentinien, Trockenheit im Schwarzmeerraum und zu viel Nässe in Frankreich und Großbritannien sowie im Südosten Europas von Kroatien über Ungarn bis Rumänien. Wetteranomalien beunruhigen die Getreidemärkte ebenso wie der Handelskonflikt der USA mit China. Profitieren konnten davon in den letzten Tagen vor allem die Weizennotierungen, wohingegen der Sojabereich weitere Verluste hinnehmen musste. Der Dezember-Weizenkontrakt an der Euronext in Paris konnte am Montag zum zweiten Mal in Folge binnen einer Woche die 180-Euro-Marke knacken. Zudem laufen in der EU rege Exportverladungen – erst vorige Woche soll Frankreich Zuschläge für den Löwenanteil von 500.000 t Weizenkäufen Algeriens erhalten haben. Die Weizenaufkäufe der Exporteure für diese und etliche weitere Geschäfte ließen die Kassamarktpreise noch deutlicher über die Euronext-Notierungen steigen. Etwas Druck auf die Preise in Westeuropa wurde auch von Russland genommen. Dort stiegen die Preise ebenfalls wegen stärkerer Exportnachfrage und Verkaufszurückhaltung von Lagerhaltern.
Österreich: Premiumweizen neuerlich gestärkt
Vorigen Mittwoch konnte bei der Notierung der Wiener Produktenbörse der Premiumweizen neuerlich zulegen. Das Geschäft bleibe mit Abschlüssen allenfalls über kleine Mengen allerdings ruhig, hieß es. Qualitätsweizen gab an der Unterkante 1 Euro pro t ab und Mahlweizen blieb unverändert. Damit weise der Premiumweizen zum Qualitätsweizen eine übliche Preisdifferenz auf, wohingegen der Mahlweizen praktisch an den Qualitätsweizen anschließt. Marktteilnehmer führen das auf den kleinen Anteil der schwächsten Brotweizensortierung an der Ernte 2019 zurück, aus dem die Nachfrage der heimischen Mühlen nicht gedeckt werden könne. Die Inlandsware verteidigt daher ab Station immer noch eine “Österreich-Prämie”, so ein Händler, gegenüber den CPT notierten Mahlweizeneinfuhren, obwohl diese inklusive Transport nach Niederösterreich um 2 Euro pro t höher als in der Vorwoche notiert wurden.
Erste Endabrechnungen der Ernte 2019
Die Landwirtschaftskammer berichtet von ersten Endabrechnungen von Getreide der Ernte 2019 zwischen Aufkäufern und Landwirten. Die Produzentenerlöse lägen unter denen des Vorjahres, die Differenzierung nach Qualitätsstufen jedoch darüber. Erhebungen hätten Nettoerzeugerpreise pro t für Premiumweizen von 160 bis 175 Euro, für Qualitätsweizen von 150 bis 167 Euro, für Mahlweizen von 145 bis 168 Euro, Futterweizen von 150 bis 160 Euro sowie für Mahlroggen von 145 bis 150 Euro ergeben. Manche Händler hätten auch Mahlweizenpreise nach Proteingehalten gestaffelt. Generell seien die Erzeugerpreise im Zuschussgebiet des Alpenvorlands höher als im Trockengebiet.
Mahlroggen schwächer und Futtergetreide und Raps befestigt
Mahlroggen gab vorige Woche an der Wiener Börse am unteren Rand des Preisbandes etwas von den Gewinnen der Vorwoche ab, konnte aber an der Oberkante die psychologisch wichtige 160-Euro-Linie halten. Befestigung gab es bei Futterware. Gerste wurde um 3,50 Euro pro t höher bewertet als zuletzt Ende Oktober, und nach einer langen Abwärtsphase zog auch erstmalig Futtermais um 1,50 Euro pro t an. Beobachter werten dies als mögliches Zeichen nachlassenden Erntedrucks oder wachsender Qualitätssorgen aufgrund von Mykotoxinbefall in den vielerorts östlich von Österreich wegen anhaltender Nässe noch am Stamm stehenden Beständen.
Seinen Aufwärtstrend fortsetzen konnte die Rapsnotierung, und ebenso zogen die Nebenprodukte Rapsschrot und Rapskuchen sowie viel deutlicher noch Sonnenblumenschrot an.
Christian Posekany, AIZ