In Bayern zahlt die Molkerei Berchtesgadener Land ihren Bauern 1.000 Euro als „Corona-Soforthilfe“ aus, um alle Lieferanten, auch Nicht-Mitglieder der Genossenschaft, durch die Krise zu bringen. Dafür stellt die Molkerei einen Teil der für 2020 geplanten Investitionen zurück. Ein Musterbeispiel von Soforthilfe aus den eigenen Reihen auch für Österreich?
Während der Krise nicht die Preise drücken
Die Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter (VÖM) erklärte dazu auf Anfrage der BauernZeitung allgemein und eher ausweichend, dass es auch oberstes Ziel der Molkereien in Österreich sei, angesichts der bisherigen Absatzeinbußen durch den mehrwöchigen Ausfall der Gastronomie (und wohl längerfristig des Tourismus) „zusammenzuhelfen und möglichst rasch ein wirksames Hilfspaket aufzustellen“. Es sei erst kaum einen Monat her, dass die Molkereien und Milchbauern selbst unter schwierigen Bedingungen die Versorgung der Bevölkerung mit Milchprodukten sichergestellt haben. Keinesfalls dürften nun die Bauern für den unverschuldeten Absatzausfall “die Zeche zahlen” müssen.
Mittlerweile hat der Rewe-Konzern (Billa, Merkur) der Milchwirtschaft zugesichert, vorerst ihre Einkaufspreise für Milcherzeugnisse nicht zu senken. VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer: „Es ist sehr wichtig, dass man nicht schon während der Krise versucht, die Preise zu drücken. Gleichzeitig verstehe ich nicht, warum in den Supermärkten noch immer Importware, die unseren Milchbauern Absatzmöglichkeiten und letztlich die Existenz kosten, mit aggressiven Rabatten vertrieben werden.“
EU-Paket: Nur 20 Euro je Milchbauer
Zudem nennt Költringer das von der EU beschlossene 30 Mio. Euro-Hilfspaket für die private Lagerhaltung (PLH) „sehr bescheiden“. Im Durchschnitt seien dies nur 20 Euro je heimischem Milchbauern. Die Möglichkeit einer Mengensteuerung falle mangels finanzieller Unterstützung als Hilfsinstrument weg. Somit wäre man auch seitens der VÖM offen für eine 1.000-Euro-Soforthilfe für die Milchbauern – allerdings durch die öffentliche Hand. Költringer: „Es ist für die betroffenen Milchbauern erfreulich, wenn ein Milchverarbeiter derartige Maßnahmen für die Milchbauern erbringt. In Österreich ist es aber üblich, die Einnahmen der Molkereien in Form von Milchpreisen auszuzahlen.“ Österreichs Molkereien wollen jedenfalls weiter auf ihre Qualitätsstrategie und auch den Export von Milchprodukten setzen.
Eva Zitz
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