Die Belastung des Grund- und Trinkwassers mit Spuren von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden beziehungsweise zu vermindern ist ein Ziel, das die heimische Landwirtschaft und das Land OÖ gemeinsam verfolgen. Dafür ist 2005 die Landesstrategie „Zukunft Trinkwasser“ entstanden und 2015 um die „OÖ Pestizidstrategie“, ausgearbeitet von der Abteilung Wasserwirtschaft und der Landwirtschaftskammer, ergänzt worden. Letztere war und ist einmalig in Österreich, ebenso wie die Rolle des Pestizidbeauftragten, der nötiges Fachwissen und Daten vernetzt. Nun ist sie überarbeitet worden, um als „OÖ Pestizidstrategie 2023“ die Einträge von problematischen Pflanzenschutzmitteln und deren Metaboliten (Abbauprodukte) in Grund- und Oberflächengewässer weiter zu reduzieren. Die Kernthemen „Vorbeugen, Beobachten, Handeln“ bleiben auch in der neuen Pestizidstrategie 2023 bestehen. Neu ist, dass die Strategie nun auf alle Gewässerbereiche ausgedehnt wird und damit der Fokus auch auf Oberflächengewässer gelegt wird. Außerdem wird auf die Aus- und Weiterbildung für alle jene, die mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten, verstärkt sowie die Liste der gewässerproblematischen Wirkstoffe angepasst.

„Unser Wasser für diese und kommende Generationen sauber zu halten, ist mein und unser aller Ziel. Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Versorgungssicherheit mit gesunden, regionalen Lebensmitteln dauerhaft zu gewährleisten. Das gelingt nur auf Basis von sauberem Wasser, gesunden Böden und der ausreichenden Ernte von gesunden Kulturen wie etwa Weizen, Zuckerrüben, Raps oder Feldgemüse. Letztere werden ohne Pflanzenschutz aber nicht gelingen“, macht Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger klar.

Quelle: agrarfoto.com
Im Jahr 2017 wurde ein neuer problema­tischer Stoff im Grundwasser – ein Abbauprodukt von Wirkstoffen aus dem Raps- und Gemüseanbau – festgestellt. Oberösterreich leitete rasch Untersuchungen ein, dank verstärkter Beratung sanken die Messwerte rasch.

 

Umwelt- und Bodenschutz hat für Bauern hohen Stellenwert

Heimische Bäuerinnen und Bauern nehmen bereits seit mehr als 20 Jahren freiwillig an Gewässerschutzmaßnahmen teil. „Das Prinzip der Freiwilligkeit ist ein absolutes Erfolgsmodell“, sagt LK-Vizepräsident Karl Grabmayr. Das würden sowohl die Teilnahmeraten aus dem abgelaufenen, als auch am neuen ÖPUL-Programm zeigen. Aktuell beteiligen sich etwa 19.000 oberösterreichische Betriebe und damit ungefähr 90 Prozent (%) daran. Im Bereich Gewässerschutz sind die Steigerungsraten gegenüber der vergangenen Programmperiode besonders groß. So nehmen am „Grundwasserschutz Acker“ nun 64 % der berechtigten Betriebe teil (vormals 43 %), womit Oberösterreich im Bundesländer-Vergleich klar die Nase vorne hat. Am „Erosionsschutz-Acker“ ist mit 5960 Teilnehmern aktuell eine 50-prozentige Steigerung zu verbuchen. „Ziel ist, die Teilnahmeraten auch in den nächsten Jahren noch zu erhöhen“, sagt LK-Vizepräsident Karl Grabmayr. Er verweist auch auf das zuletzt deutlicher gewordene Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit und Ernährungssouveränität auf der einen Seite und den Anforderungen aus dem Wasserschutz auf der anderen.

„Gewässerschutz ist mehr als das Einhalten abstrakter gesetzlicher Vorgaben. Es braucht die dazu nötige Motivation, das Fachwissen und die Zusammenarbeit aller Beteiligten“, sagt Langer-Weninger. Dass die Teamarbeit in Oberösterreich sehr gut gelinge, bestätigt auch Umweltlandesrat Stefan Kaineder. Die stete Abnahme der Pestizidbelastung in den heimischen Gewässern (siehe Grafik) macht den Erfolg sichtbar: Die Belastung durch problematische Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte ist rückläufig. 

Beratung und Arbeitskreise pflastern den Erfolgsweg

Karl Grabmayr verweist auf die Arbeit der Experten in der Boden-Wasser-Schutz-Beratung, deren langjährige Tätigkeit zu vielen positiven Ergebnissen geführt habe. Eine bedeutende Rolle spielen dabei die Arbeitskreise, die es schon seit 20 Jahren gibt. Momentan betreuen die Arbeitskreisleiter, auch „Wasserbauern“ genannt, gemeinsam mit dem Boden-Wasser-Schutz-Beratern in 56 Arbeitskreisen knapp 2400 Bäuerinnen und Bauern. „Oberösterreich ist federführend beim Verzicht von auswaschgefährdeten Pflanzenschutzmitteln“, so der Leiter der Boden-Wasser-Schutz-Beratung, Thomas Wallner.

Wasserschatz

Oberösterreichs knapp 1,5 Millionen Einwohner verbrauchen täglich mehr als 280.000 Kubikmeter Trinkwasser. Dieses wird zu 100 Prozent aus Grundwasser gewonnen.

Oberösterreichs Landschaft prägen ungefähr 18.000 Kilometer Bäche und Flüsse sowie gut 115 Quadratkilometer Seen. Diese „Lebensadern“ gilt es vor einem Übermaß an menschlichen Einträgen zu schützen.

 

- Bildquellen -

  • Web Grafik Grundwasser: agrarfoto.com
  • Web Wassergischt 3 ID21942: agrarfoto.com
- Werbung -
AUTORGabi Cacha
Vorheriger ArtikelAgrar-Terminmarkt (15. Feb. ’23) / Erneute Verhandlungen zur Schwarzmeer-Getreide-Initiative
Nächster ArtikelOhne Boden kein Leben