Ohne Boden kein Leben

Das Thema „Boden“ war Schwerpunkt des 4. Tiroler Bio-Bauerntages, der am 14. Februar  an der LLA Rotholz stattfand.

Der Boden ist Lebensraum für unzählige Mikroorganismen und Kleintiere, versorgt uns mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, speichert und filtert Wasser und beeinflusst unser Klima. Zwar scheint der Boden auf dem wir leben so nah und allgegenwärtig, doch haben wir als moderne Gesellschaft vergessen, dass wir vom Boden leben und vernachlässigen ihn oft sträflich. Dabei brauchen wir ihn so dringend, denn zum Gedeihen unserer Lebensmittel ist er unersetzbar. 

Der Bauern und der Regenwurm

Über 100 Interessierte lauschten dem Hauptvortrag des bayrische Bodenpioniers und Biolandbauers Sepp Braun, der einen Einblick in seine langjährige Erfahrungen mit dem Aufbau von lebendigem Boden gab. Er ist auch bekannt als “der Bauer mit den Regenwürmern” und dafür, dass er bereits seit 1984 pfluglos arbeitet.
 
Er betonte in seinem Vortrag die enorme Bedeutung von Humus als Nährstoffspeicher, Wasserspeicher, Wärmespeicher und CO2-Speicher und wünschte sich, dass in Zukunft Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Humusaufbau fördern. Das Ausbringen von Kompost auf den Flächen trage zwar zum Erhalt von Humus bei, aufgebaut wird dieser allerdings nur durch die grüne Pflanze. Notwendig sei dafür eine möglichst ganzjährige Begrünung, eine gut durchdachte Fruchtfolge, Saatgutmischungen mit Flach-, Mittel- und Tiefwurzlern sowie eine möglichst schonende Bodenbearbeitung. Außerdem sprach er sich dafür aus, wieder vermehrt auf mehrjährige Kulturen zu setzen, die den Boden über einen längeren Zeitraum durchwurzeln und so zum Aufbau von Humus beitragen.
 
Der wichtigste Helfer für einen gesunden Boden sei allerding der Regenwurm, “der gräbt sich überall durch”, betonte Braun. Dabei durchlüftet der Wurm den Boden, versorgt ihn durch seine Ausscheidungen mit wertvollen Nährstoffen und schützt durch seine Gänge außerdem vor Überschwemmungen, da der Boden dadurch schneller und besser große Wassermengen aufnehmen kann. 
 
Der Regenwurm war auch im folgenden Theaterstück von Fräulein Brehm Hauptakteur. In sehr unterhaltsamer Art und Weise erklärte sie nicht nur die Anatomie dieses Wurmes, der fünf Herzen, dafür keine Lunge und keine Knochen besitzt, sondern hatte auch viel Bildmaterial von den unterschiedlichsten Exemplaren in sämtlichen Größen und Farben dabei. 

Wertvolle Flächen erhalten

Bio BauerntagQuelle: BIO AUSTRIA Tirol
LAbg. und Biobauer Michael Jäger stellte sich gemeinsam mit Gertraud Grabmann, Sepp Braun und Thomas Peham den Fragen der Teilnehmer.

In der anschließenden Podiumsdiskussion bezeichnete Thomas Peham, Bodenbeauftragter vom Land Tirol, den Boden als nicht erneuerbare Ressource, die somit absolut schützenswert sei. Als eine der größten Gefahren für den Boden sieht er neben der Bodenverdichtung die Versiegelung.

 
Auf diese Problematik ging auch LAbg. Michael Jäger, der selbst als Biobauer einen Betrieb bewirtschaftet, ein und betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Erhaltung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen sei.  „Gerade in Zeiten wie diesen, wo jeder sein Vermögen in Grund und Boden investieren möchte, ist es nicht immer leicht – aber mehr als notwendig –, diese wertvollen Flächen zu schützen und für die Lebensmittelproduktion zu erhalten“, betont Jäger.

“Stillstand darf es keinen geben”

Gertraud Grabmann, Bundesobfrau von Bio Austria, erwähnte in ihrem Statement den Zielkonflikt, in dem sich auch die Bio-Landwirtschaft befindet: “Neben dem  so essentiellen Bodenschutz, den die Biobauern betreiben, sollen auch die Marktanforderungen erfüllt werden und die Bäuerinnen und Bauern ein gutes Auskommen durch ihre Produkte erlangen”, so Grabmann.
 
Sepp Braun erhofft sich auch im Bereich der Biolandwirtschaft, dass Dinge weiterhin kritisch hinterfragt werden, sei es im Bereich der Bodenbearbeitung, neuen Vernetzungssystemen oder anderen zukunftsfähigen Methoden. “Stillstand darf es keinen geben”, meint Braun. 
 
Am Nachmittag erwartete die Teilnehmer wieder ein vielfältiges Wahlprogramm zu den Themen “Bio-Tierhaltung und -Grünland”, “Bio-Acker- und Gemüsebau” und “Direktvermarktung”. Ein gelungener und intensiver Bio-Bauerntag mit vielen interessanten Vorträgen und Einlagen ging danach zu Ende und so wird vonseiten des Landesverbandes BIO AUSTRIA Tirol bereits wieder an neuen Themen getüftelt und die nächsten Weiterbildungs- und Vernetzungsveranstaltungen geplant. 

- Bildquellen -

  • Bio Bauerntag (1): BIO AUSTRIA Tirol
  • 4. Tiroler Bio Bauerntag: Bio Ernte Steiermark/Königshofer
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AUTORElisabeth Angerer
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