Was die Pferdehaltung im landwirtschaftlichen Bereich betrifft, ist das Bundesland Oberösterreich die klare Nummer Eins. Von den etwa 30.000 heimischen Pferden werden mehr als drei Viertel auf Bauernhöfen gehalten: 16.000 Pferde sind auf 2700 am Öpul-Programm teilnehmenden bäuerlichen Betrieben zu finden, weitere 5000 Pferde sind in Kleinlandwirtschaften untergebracht oder in gewerblichen Betrieben, die auf Landwirtschaften bestehen. Die Anzahl der Pferde in Oberösterreich ist dabei kontinuierlich im Steigen: Pro Jahr kommen im Schnitt etwa drei Prozent dazu.
„Der Trend zum Pferd ist ungebrochen“, bestätigt Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Für Bäuerinnen und Bauern bieten die Vierbeiner gute Möglichkeiten für Erwerbskombinationen und damit ein wichtiges zusätzliches Standbein. „Landwirtschaftliche Betriebe bieten mit ihren Flächen den idealen Rahmen für Pferde, die als Bewegungstiere viel Platz brauchen. Auf Höfen können sie artgerecht und naturnah gehalten werden“, sagt Waldenberger. Zudem spiele das Pferd als Verwerter von Grünlandflächen eine tragende Rolle in der Landwirtschaft.
Forderung: Obergrenze für Einstellpferde soll fallen
Das Integrieren von Einstellpferden in die landwirtschaftliche Urproduktion sei vor Jahren der richtige Schritt gewesen. Jedoch ist die Obergrenze dafür mit 25 Pferden pro Betrieb für Oberösterreich „nicht mehr ganz zeitgemäß“, wie Waldenberger betont: „Für einen Vollerwerbsbetrieb sind in der wirtschaftlichen Praxis zumindest 40 Einstellpferde notwendig.“ Die Landwirtschaftskammer fordert daher den Entfall dieser Grenze, da die landwirtschaftliche Urproduktion und damit auch die Abgrenzung zum Gewerbe durch den notwendigen Flächenbedarf (maximal zwei Pferde pro Hektar) „mehr als ausreichend“ definiert sei.
Das österreichische Agrar-Umweltprogramm biete künftig Verbesserungen für pferdehaltende Betriebe. „Im neuen Öpul-Programm können Pferdebetriebe ab 2023 erstmalig Weide-prämien beantragen. Auch in die Maßnahmen Heuwirtschaft sowie Alpungs- und Behirtungsprämie sind Pferdehalter einbezogen worden“, sagt der LK-Präsident.
Insgesamt kann die Pferdewirtschaft in Oberösterreich auf einen Produktionswert von 400 Millionen Euro pro Jahr verweisen, das sind pro Pferd gerechnet bis zu 17.000 Euro. Das bedeutet die Sicherung von 3300 Vollzeit-Arbeitsplätzen.
Größte Pferdezuchtorganisation Österreichs: 1400 Mitglieder
Auch in der Pferdezucht nimmt Oberösterreich die führende Rolle ein: Der Zuchtverband Stadl-Paura ist die größte Züchtervereinigung Österreichs. 2500 eingetragene Zuchttiere stehen im Besitz der Mitglieder. An Nachschub scheint es nicht zu mangeln. „Wir haben heuer schon wieder 50 neue Mitglieder gewonnen und
100 Stuten neu in das Stutbuch ein-getragen“, schildert Obmann Walter Steininger (siehe Portrait „Landsleute“ unten). „Hinter unseren Mitgliedern stehen häufig Betriebe, die drei- bis viermal so viele Pferde halten wie eingetragene Zuchttiere vorhanden sind. Das heißt, dass neben der Zucht noch weitere Betriebszweige wie Einstellpferde, Aufzuchtpferde oder Urlaub am Reiterbauernhof vorhanden sind“, so Steininger.
Apropos Reiter: Auf etwa 50.000 wird deren Anzahl in Oberösterreich geschätzt, ausgehend von mehr als 8000 Mitgliedern in insgesamt 204 Reitvereinen – mehrheitlich mit Sitz auf landwirtschaftlichen Betrieben. Auf dem Rücken der Pferde gibt es hierzulande auch einiges zu erkunden: 3300 Kilometer Reitwege in zehn Reitregionen sorgen für den bei Reitern zumeist gesuchten Naturgenuss.
Überregionales Zentrum für Zucht, Sport und Ausbildung
Oberösterreichs Pferdewirtschaft profitiert auch vom hier ansäßigen bundesweiten Pferdezentrum Stadl-Paura, das sich als Kompetenzzentrum für Pferdezucht, Pferdesport sowie Ausbildung von Pferd und Mensch versteht. „Die Veredelung des landwirtschaftlichen Rohprodukts Pferd gehört zu unseren zentralen Aufgaben“, sagt Johannes Mayrhofer, Geschäftsführer des Pferdezentrums Stadl-Paura.
Viel Know-How
Oberösterreichs führende Rolle in der Pferdewirtschaft wird unterstrichen und begünstigt durch eine Menge an vorhandenem Know-how zum Thema. Schrittmacher dafür sind das Österreichische Pferdezentrum Stadl-Paura, das Agrarbildungszentrum Lambach mit seinem Zweig für Pferdewirtschaft sowie das Referat für Pferdehaltung der Landwirtschaftskammer OÖ in Zusammenarbeit mit dem Zuchtverband Stadl-Paura und vielen LFI-Aktivitäten.
Landsleute im Portrait: Walter Steininger
Seit mehr als 140 Jahren besteht der Pferdezuchtverband in Oberösterreich, für den im Vorjahr mit der Umbenennung in „Zuchtverband Stadl-Paura“ eine neue Ära begonnen hat. Als Obmann an der Spitze der 1400 Mitglieder steht seither mit Walter Steininger ein Landwirt aus dem Innviertel. Der Diersbacher, selbst seit 35 Jahren Züchter, führt einen Betrieb mit Schwerpunkt Ackerbau und Kalbinnenaufzucht. „Mit meinem ersten eigenen Geld aus einem Studienstipendium habe ich mir 1987 einen Haflinger gekauft“, erinnert sich Steininger. Pferdehaltung hatte davor am elterlichen Hof keine Tradition. Später wechselte er zur Warmblutrasse, ehe er seine Leidenschaft für die imposanten Noriker entdeckte. Vier Exemplare stehen momentan auf seinem Hof.
Als Obmann ist es ihm ein besonderes Anliegen, den Verbandsmitgliedern eine gute Beratung bieten zu können. „Wir sind zwar ein kompaktes Team, haben aber den großen Vorteil, dass wir in Stadl-Paura und damit im bundesweiten Zentrum der Pferdezucht situiert sind “, sagt Steininger. Engagement beim Thema Zucht beweist der 55-Jährige übrigens auch beim Fleckvieh, wo er als FIH-Bezirksobmann aktiv ist.
Steininger ist verheiratet und Vater von drei Söhnen. Gefragt ist er auch als Posaunist im örtlichen Musikverein und als Obmann des Wasserverbandes Pramtal. Kein Wunder, dass für das Amt des Bürgermeisters, das er elf Jahre lang ausübte, irgendwann keine Zeit mehr blieb.
- Bildquellen -
- Web ZV Stadl Paura Obm Steininger: Zuchtverband Stadl-Paura
- Haflinger Horses, Mares With Foals Running Across A Meadow: kathomenden - stock.adobe.com