Genossenschaften sorgen für die Stabilität am Land

Beim diesjährigen Landesgenossenschaftstag wurde deutlich, dass die Idee der Genossenschaften von Friedrich Wilhelm Raiffeisen heutzutage auf keinen Fall verstaubt, sondern aktueller denn je ist.

Lederhilger, Haber und Eichinger (v.l.) am Podium des 76. Landesgenossenschaftstages

Der 76. Landesgenossenschaftstag stand heuer ganz im Zeichen der Verantwortung und der Solidarität. „Genossenschaften sind kein Auslaufmodell, sondern in Zeiten wie diesen wichtiger denn je“, betonte Bischof Manfred Scheuer, der gleich zu Beginn der Veranstaltung von Walter Lederhilger, Genossenschaftsanwalt des Raiffeisenverbandes Oberösterreich, begrüßt wurde. Waren es im Jahr 2020 noch Themen wie die voranschreitende Digitalisierung, so steht man heute vor ganz anderen Herausforderungen – einem Krieg in Europa.

Die Zerstörung im Filial-Bereich ist zur Wirklichkeit geworden

„Das was man nie für möglich gehalten hätte, ist eingetreten“, zeigte sich Johann Strobl, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International, betroffen. So bringe der Krieg, neben dem Leid der ukrainischen Bevölkerung, große Unsicherheiten mit sich. Was das für die Raiffeisenbanken in der Ukraine bedeute, könne man sich kaum vorstellen und dennoch schaffe man es, den Betrieb so gut es geht aufrechtzuhalten. „Das Bankgeschäft zählt zur kritischen Infrastruktur und es ist wichtig der Bevölkerung das Gefühl zu geben, dass die Bank funktioniert“, so Strobl. So seien 70 Prozent der ukrainischen Fili­alen geöffnet. Dort wo es aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei, bleiben die Banken geschlossen. Die Zerstörung ist also zur Wirklichkeit geworden. Darüber hinaus helfe man wo es nur geht, und stelle Mittel wie zum Beispiel für die Aussaat in der Kornkammer Europas zur Verfügung. Doch auch für russische Kollegen sei eine Welt untergegangen: „Sie sehen, dass sie im Westen nicht willkommen sind und leben gleichzeitig in einem Land, in dem sie ständig überwacht werden“, so der Vorstandsvorsitzende. Darüber hinaus müssen sie sich stark mit den europäischen Anforderungen beschäftigen, da die Sanktionen eingehalten werden müssen. Strobl zeigte weiters auf, dass es wichtig sei das Maß und Ziel der Sanktionen stets abzuschätzen, da diese auch hierzulande Nachteile mit sich ziehen können. Die Inflation, gestörte Lieferketten, teurere Rohstoffe und nicht zu vergessen der Klimawandel sind die großen Herausforderungen der Zeit. „Ein Teil unseres Wohlstandes basierte auf billigen Energieträgern, Rohstoffen und Lebensmitteln und diese Zeit ist nun vorbei“, machte Andreas Pangl, Generalsekretär des österreichischen Raiffeisenverbandes, aufmerksam.

Genossenschaften sichern die Wertschöpfung in der Region

Der Raiffeisenverband weise laut Verbandsdirektor Norman Eichinger eine sehr solide Eigenkapitalquote auf.Die Genossenschaften seien es, die es den Leuten ermöglichen selbst Verantwortung zu übernehmen. Dabei würden diese eine zukunftsfitte Rechtsform aufweisen und die Ziele von mehr als 300.000 Oberösterreichern vereinen. Darüber hinaus sorgen sie dafür, dass die gesamte Wertschöpfung sowie die Gewinne im Land bleiben. „Bäuerinnen und Bauern leisten einen ganz wesentlichen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit“, betonte Eichinger und machte weiters auf die Relevanz von Lagerkapazitäten aufmerksam: „Hier leisten die Lagerhausgenossenschaften und die RWA einen großen Beitrag.“ Im Jahr 2021 erzielten die Lagerhäuser eine Betriebsleistung von fast 900 Millionen Euro, wodurch ihr Leitsatz, „die Kraft am Land“ untermauert werde. Bei den Molkereigenossenschaften sei mit 45 Prozent eine gute Eigenkapi­talsausstattung vorhanden. Weiters konnten die Milchauszahlungspreise im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gesteigert werden. So würden die Genossenschaften für Sicherheit sowie Stabilität sorgen und bilden ein gutes Fundament. Bei den Raiffeisenbanken hat sich das Geschäftsvolumen im Jahr 2021 um neun Prozent auf 59 Milliarden Euro erhöht.

„Widerstandsfähigkeit bedeutet auch, dass man diversifiziert ist. Diesbezüglich ist der Gedanke der Genossenschaften aktueller denn je“, so Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der österreichischen Nationalbank. Denn der Regionalitätsbezug der Genossenschaften sei ein wichtiger Resilienzfaktor. Durch den Krieg in der Ukraine werde der internationale Handel in Frage gestellt. Der Regionalität- und Nachhaltigkeitssgedanke – welcher den Genossenschaften in den Genen liegt – rücke hingegen immer mehr in den Vordergrund.

- Bildquellen -

  • Web Lederhilger Haber Eichinger: RVOOE
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AUTORAnna Sophie Luegmair
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