Edle Maroni bewusst in Bio-Qualität

Edelkastanienbäume stellen große Ansprüche an Boden und Klima. Familie Roitner aus Kilb im Mostviertel hat sich darauf eingestellt. Sie vermarktet sowohl Ab-Hof als auch auf Advent- und Weihnachtsmärkten die einzigen Bio-Maroni aus Niederösterreich.

Die händische Ernte der edlen Kastanien beginnt um den 20. September. Dabei gilt es, die Maroni möglichst unbeschädigt aus der stacheligen Schale zu lösen. Foto: Familie Roitner

enn das ein Geschäft wäre, hätten das schon andere gemacht“, war noch eine der freundlicheren Warnungen, die Familie Roitner in Kilb zu hören bekam, als sie die ersten Esskastanienbäume aussetzte. Mittlerweile sind mehr als zehn Jahre ins Land gezogen und Anita und Christian Roitner um viele Erfahrungen reicher. Und sie haben bewiesen, die Maroni wachsen auch in Niederösterreich.

Edelkastanienbäume statt weidender Rinder
Bis zum Jahr 2008 wurden am – für das NÖ Alpenvorland typischen – landwirtschaftlichen Betrieb Milchkühe gehalten. Grünland- und einige Ackerflächen bildeten die Futtergrundlage, die steileren Flächen wurden beweidet. Christian Roitner absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er mit der Meisterprüfung abschloss, war jedoch daneben auch außerlandwirtschaftlich tätig. Da er diese Arbeit auch nach der Betriebsübernahme nicht aufgeben wollte und zur Weiterführung der Milchwirtschaft ein kostenintensiver Stall­umbau auf einen Laufstall notwendig geworden wäre, beschloss Familie Roitner, die Tierhaltung gänzlich aufzugeben. Das Heu ihrer Wiesen wird mittlerweile als Futter verkauft. Für die Nutzung der Steilflächen – bisherige Weiden – wurde nach Alternativen gesucht. „Ausschlaggebend waren schlussendlich Kindheitserinnerungen und der uralte, beeindruckende Kastanienbaum unseres Nachbarn“, erzählt Christian Roitner, wie der Gedanke zur Auspflanzung von Edelkastanienbäumen heranreifte.
Familie Roitner ist auch dem steirischen Verein „Zukunft Edelkastanie“ beigetreten, der sich die Forcierung des Anbaus dieser Baumart als Wald- sowie als Obstgehölz zur Aufgabe gemacht hat. In Gesprächen mit Experten und Exkursionen holte sich Christian Roitner das notwendige Grundwissen und 2008 wurden schließlich die ersten Edelkastanienbäume ausgesetzt.

Eine Sortiermaschine übernimmt das zeitaufwendige Sortieren der Maroni in drei Größen.
Aus kleinen oder gebrochenen Früchten wird seit 2018 auch Maronibier gebraut.
Foto: Familie Roiter

„Maronibäume brauchen viel Platz und den richtigen Boden“, berichtet Christian Roitner aus der Praxis. Am liebsten haben die Bäume fast kalkfreien und sehr durchlässigen – am besten sandigen – Boden. Ausgepflanzt wird im Abstand von zehn mal zehn Metern. „In den ersten drei Jahren nach dem Auspflanzen entfernen wir Blütenansätze, denn die Äste sind noch zu dünn und zu schwach, um die Früchte tragen zu können“, erklärt der Maronibauer weiter. Aufgrund der späten Blüte, die um den 22. Juni einsetzt, sind Spätfröste für gut angewachsene Bäume kaum ein Problem. In den folgenden drei Monaten brauchen sie allerdings ausreichend Wasser, da die Früchte ansonsten sehr klein bleiben. Familie Roitner überlegt daher inzwischen die Anschaffung einer Beregnungsanlage.
Um die Bestäubung der Bäume sicherzustellen, ist Familie Roitner mittlerweile in die Bio-Imkerei eingestiegen. Der Bio-Edelkastanienhonig ist sehr begehrt.

Christian und Anita Roitner und ihre Kinder essen selber gerne Maroni. Nicht nur, weil diese gut schmecken: „Schon die Heilige Hildegard von Bingen hat Esskastanien als ,uneingeschränkt gesund und gut für Menschen‘ empfohlen.“
Foto. Familie Roiter

„Die heurige Ernte ist ­bereits ausverkauft“
Gefahr droht den Bäumen durch einen vom Wind übertragbaren Pilz, der den gefürchteten Kastanienrindenkrebs auslöst. Dieser befällt den Stamm im unteren Bereich und unterbindet den Saftstrom. Wird das Problem zeitnah erkannt, kann mittels Ausschneidens Abhilfe geschaffen werden. Ansonsten stirbt der Baum gänzlich ab. Auch die Tintenkrankheit, die die Wurzeln befällt und ebenfalls bis zum Absterben des Baums führen kann, wird von einem Pilz übertragen. Christian Roitner achtet auch auf die Bekämpfung der Wühlmäuse. Sie können ebenfalls Schäden anrichten, sind doch die feinen Wurzeln der Edelkastanienbäume ein wahrer Gaumenschmaus für sie.
Rund um den 20. September beginnt die Ernte der Edelkastanien. Am Betrieb Roitner werden die Früchte händisch eingesammelt. Die Herausforderung bestehe darin, die Edelkastanien aus den stacheligen Schalen zu lösen, ohne deren Schale zu verletzen. Das Sortieren nach Größen übernimmt eine Maschine, bevor die Maroni im Kaltwasserbecken landen. Schwimmen sie auf, deutet das auf Wurmbefall durch den Esskastanienbohrer hin, und sie werden entsorgt. Die übrigen Früchte durchlaufen eine Milchsäuregärung, bevor sie getrocknet werden. Im Kühlraum sind sie dadurch für mehrere Monate haltbar.
Vermarktet werden die Edelkastanien Ab-Hof oder auf Adventmärkten in Wien und NÖ. Auch bei Weihnachts- oder Firmenfeiern wird gerne das Maroni-Catering übernommen. „Angefangen hat es damit, dass ich zum Geburtstag einen Maroniofen bekommen habe“, so Christian Roitner. Bald jedoch habe man in professionelle Geräte investiert, in denen auch Bratkartoffel zubereitet werden können. Maroni im Speckmantel ergänzen das Angebot. „Die Nachfrage ist so groß, dass wir gar nicht alle Anfragen bedienen können“, zeigt sich Familie Roitner mit der Auslastung zufrieden.
Für heuer ist bereits die gesamte Ernte ausverkauft, doch Kunden bleibt die Hoffnung auf die nächsten Jahre. Die Bäume können bis zu 300 Jahre alt werden, und mit zunehmenden Alter steigt auch die Erntemenge.
www.maroni-roitner.at

Wissenswertes: Rosskastanien, Edelkastanien und Maroni

Rosskastanien (Aesculus) gehören zur Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) und sind verbreitet als Park- und Allee-bäume zu finden. Auch wenn die Früchte denen der Edelkastanien ähneln, sind die Arten nicht miteinander verwandt. Rosskastanien taugen als Tierfutter, sollten jedoch nicht von Menschen verzehrt werden.
Edelkastanien (Castanea sativa), auch Esskastanie genannt, sind die einzigen europäischen Vertreter der Gattung Kastanien (Castanea) aus der Familie der Buchen-
gewächse (Fagaceae). Die Nussfrucht ist wohlschmeckend und dank ihrer Inhaltsstoffe auch gesundheitlich wertvoll.
Maroni sind auch Edelkastanien, die jedoch hinsichtlich Geschmack, Größe und Schälbarkeit weitergezüchtet wurden.

Eva Riegler

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