Milchpreise für Bauern unzufriedenstellend
„Obwohl die Milchbauern auch während der Corona-Pandemie verlässliche Partner waren und dafür viel Applaus erhielten, sind die Milchpreise für die Bauern aktuell niedriger als zu Jahresende 2020“, ist Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher enttäuscht. Die Kosten für die Bauern, insbesondere die Futter-, Energie- und Baukosten steigen stark, die Erzeugermilchpreis-Entwicklung kann dem nicht Schritt halten, wie die jüngsten Berechnungen der Landwirtschaftskammer zeigen. „Die Bauern brauchen vernünftige, betriebswirtschaftlich vertretbare Erzeugerpreise, ansonsten ist die wirtschaftliche Absicherung der vorwiegend klein strukturierten Betriebe im Berggebiet in ernster Gefahr“, betont der Kammerpräsident.
Massiver Preisdruck zwingt die Betriebe zum Wachsen – das Gegenteil aber erwartet sich die Bevölkerung
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt die Abnahme der Milchlieferanten. In den vergangenen zehn Jahren haben etwa 30 Prozent der Milchviehhalter, die Milch an die Molkereien geliefert haben, ihre Stalltüren geschlossen. So ist während eines Dezenniums die Zahl der steirischen Milchlieferanten von 5.815 auf 4.055 zurückgegangen. „Der massive Preisdruck, der für die Bauern höheren Kosten für Tierwohl und für die hohen heimischen Produktionsstandards meist unberücksichtigt lässt, zwingt die Betriebe zum Wachsen, während kleinere Betriebe aufgeben“, erläutert der Kammerpräsident.
Entscheidung für oder gegen kleinere Betriebe fällt beim Einkaufen – Ergebnisse Store-Check Butter verdeutlichen Negativ-Preisspirale für Bauern.
„Die Entscheidung für oder gegen kleinere Betriebe fällt beim Einkaufen. Vor dem Supermarkt-Regal fällt die Wahl, ob die Betriebe zum Wachstum gezwungen werden und die kleineren aufhören müssen“, stellt der Kammerpräsident klar. Die aktuellen Rabattschlachten um jedes Zehntel Cent und der Verdrängungswettbewerb durch die Eigenmarken des Handels verstärken den ohnehin schon enormen Preisdruck. Doch das Wachstum hat für die bäuerlichen Familienbetriebe Grenzen, weil die Arbeitsbelastung und der Kapitaleinsatz kaum mehr tragbar sind.
Kritik 1: Store-Check Eigenmarken-Butter setzt Negativ-Preisspirale für Bauern in Gang
Woher kommt die Milch in Eigenmarken-Butter? Dieser Frage gingen Store-Checker der Landwirtschaftskammer nach. Getestet wurden insgesamt 27 Eigenmarken-Buttersorten in insgesamt zwölf Märkten von neun Handelsunternehmen. Das Ergebnis wühlt auf, denn mindestens jede vierte Eigenmarken-Buttersorte (26 Prozent) wird aus ausländischer Milch hergestellt. „Wenn tschechische oder holländische Billigstmilch nach langen Transportwegen in Bayern verarbeitet und bei uns verkauft wird, wird für unsere Bauern eine Negativ-Preisspirale in Gang gesetzt. Unsere Bauern und Molkereien werden dadurch preislich massiv unter Druck gesetzt“, erklärt Titschenbacher.
Kritik 2: Store-Check Eigenmarken-Butter: Bei der Herkunft tappen die Konsumenten völlig im Dunkeln
Für die Konsumenten gibt die tatsächliche Herkunft der Milch in Eigenmarken-Butter durchaus große Rätsel auf. Eine gewisse Eigenmarken-Butter-Sorte der größten Supermarktkette gibt zwar eine Molkerei in Bayern an: tatsächlich stamme die Milch aus Tschechien sowie aus Deutschland, fanden die Store-Checker heraus. Bei einer anderen Buttersorte desselben Unternehmens kommt die Milch zwar aus Deutschland, die Butter wird aber in den Niederlanden hergestellt. Die zweitgrößte Supermarktkette stellt eine gewisse Eigenmarkenbutter-Sorte zwar in Deutschland her, verarbeitet aber Milch aus den Niederlanden.
Heimische Milchbauern zählen weltweit zu den klimafreundlichsten
Bei der Erzeugung von einem Kilogramm Milch entsteht bei österreichischen Milchkühen rund ein Kilogramm CO2, im EU-Schnitt sind es 1,4 Kilogramm CO2. Damit sind die Treibhausgasemissionen einer österreichischen Milchkuh um 28,6 Prozent niedriger als jene einer EU-Durchschnittskuh. Die heimische Milcherzeugung zählt weltweit zu den klimafreundlichsten, weil österreichische Milchkühe viel hofeigenes Futter fressen und die Milch GVO-frei produziert wird. Das heißt: Es werden keine Eiweißfuttermittel aus Südamerika importiert – damit wird auch der Regenwald geschützt.