Die möglichen Szenarien der von der Österreichischen Hagelversicherung beauftragten Studie reichen von einer weitgehenden Aufgabe der heimischen agrarischen Produktion bis hin zu einer smartem Landwirtschaft, die Österreich nachhaltig mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen kann.
Die Landwirtschaft mit dem Produktionsfaktor Boden deckt ein Grundbedürfnis aller Menschen: die Nahrung. Aber schon heute – und gerade die aktuelle Situation in der Ukraine führt uns das so deutlich wie nie zuvor vor Augen – haben wir bei gewissen Produkten wie Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse keine ausreichende Selbstversorgung mehr. Bei dem Pressegespräch am 25. März verwies der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, auf die globale Erderwärmung mit der nationalen Konsequenz in Form zunehmender Unwetterextreme und den heimischen Bodenverbrauch: “Diese beiden Herausforderungen gefährden massiv die Versorgungssicherheit als Megathema in den nächsten drei Jahrzehnten! Aus Verantwortung für heutige wie künftige Generationen besteht nur eine sehr knappe Frist, eine Trendumkehr einzuleiten.” Dafür muss man aber auch wissen, welche Megatrends die Landwirtschaft bis 2050 beeinflussen. Aus Anlass ihres 75-Jahr-Jubiläums hat die Hagelversicherung daher die Studie „Die Zukunft der Landwirtschaft in Österreich 2050+“ beim Zukunftsinstitut rund um Matthias Horx beauftragt.
Nun liegen die Ergebnisse vor. Horx skizzierte gleich mehrere Megatrends: Neo-Ökologie, Gesundheit, Urbanisierung, Konnektivität, Globalisierung und Sicherheit. Freilich sind diese Trends nicht absolut. So haben die Pandemie und der Krieg etwa wieder zu Bewegungen Richtung Land bzw. mehr Wertschätzung für Autarkie geführt. „Ausgehend von den Megatrends sind vier Szenarien denkbar, wie eine österreichische Landwirtschaft 2050 aussehen könnte – von radikal bis zu einer ausgewogenen und strukturierten Landwirtschaft. Jedenfalls wird und muss sich einiges ändern, um das Megathema der Versorgungssicherheit in den nächsten drei Jahrzehnten zu erreichen“, so Horx.
Die vier Szenarien
• Szenario 1: Post-Landwirtschaft 2050: Nach ungebremstem Bodenverbrauch und anhaltender Erderwärmung werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Heimische Landwirtschaft, wie wir sie heute kennen, ist nicht mehr möglich.
• Szenario 2 – Stadt-Landwirtschaft 2050: Die Grenzen der Städte verschieben sich in den ländlichen Raum hinein. Immer mehr Agrarflächen sind versiegelt, Urban Farming kann die Versorgungslücke nur partiell schließen. Österreich kann sich bei weitem nicht selbst versorgen und ist abhängig von Importen.
• Szenario 3 – Biologische Landwirtschaft 2050: Österreich bleibt Musterland der ökologischen Landwirtschaft und passt sich beispielhaft an die Herausforderungen des Klimawandels an. Doch Lebensmittel sind aufgrund höchster Produktionsstandards teuer, das Land bleibt hinter den eigenen Möglichkeiten zurück.
• Szenario 4 – Robuste, smarte Landwirtschaft 2050: Satelliten und Drohnen ersetzen weitestgehend die Augen und Ohren der Bauern auf dem Feld, Roboter ihre Hände. Im Einklang mit der Natur und dank Big Data lassen sich Anforderungen und Erträge in der Landwirtschaft präziser vorhersagen, wobei die Erträge durch die Zunahme der Wetterextreme zunehmend volatil werden. Die Lebensmittelversorgung ist durch den Erhalt der noch bestehenden Agrarflächen gewährleistet, Klimaschutz ist ein Gebot der Stunde.
Was zu tun ist
“Wenn wir 2050 auch weiterhin eine Landwirtschaft haben wollen, dann braucht es ein klares Bekenntnis zu einer smarten, stärker digitalisierten und nachhaltigen, also ressourcenschonenden Landwirtschaft”, so Weinberger, der auch gleich die Schlussfolgerungen aus der Studie vorstellte. Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Das Verständnis für die Landwirtschaft muss gefördert werden: Bäuerinnen und Bauern müssen wieder Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren, damit auch kommende Generationen noch in der Landwirtschaft arbeiten wollen.
• Faire Einkommen sind zu garantieren, es müssen faire Produktpreise bezahlt werden.
• Der hohe Bodenverbrauch muss schnell gestoppt werden. “Ohne Boden gibt es keine Essen und keine Zukunft”.
• Nachhaltigkeit intensivieren: Wichtige Elemente sind hier Digitalisierung und Precision Farming, die einen effizienteren Betriebsmitteleinsatz ermöglichen.
Die gesamte Studie ist hier zum Download verfügbar: https://www.hagel.at/zukunftsstudie
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