Sommerzeit ist Kalkungszeit

Kalk ist nicht gleich Kalk. Die Wirkung dieses wichtigen Düngers hängt von Mahlfeinheit, chemischer Zusammensetzung und weiteren Inhaltsstoffen ab. Hier einige Hinweise für Ackerbauern, worauf bei der Kalkdüngung zu achten ist.

Beim Kalken geht es um größere Tonnagen. Der Boden sollte gut befahrbar sein, weshalb sich auf Acker die Stoppelkalkung anbietet.

Kalk gehört auf die Stoppel. Diese Regel ist im Ackerbau bewährt, weil die Böden im Sommer nach der Ernte gut mit Maschinen und Geräten befahrbar sind und auch eine gute Tragkraft haben. Zu diesem Zeitpunkt bietet es sich auch an, eine Stoppelkalkung durchzuführen. Dabei wird der Kalk direkt auf die Stoppel ausgebracht und mit anschließender Bearbeitung mittels Grubber oder Scheibenegge in den Boden eingearbeitet.
Sowohl eine Erhaltungskalkung als auch eine Gesundungskalkung können zu diesem Zeitpunkt durchgeführt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Kalkungsvarianten liegt in der Aufwandmenge.

Mischkalk ist universell einsetzbar

Bei der Stoppelkalkung zu Getreide, Soja, und Raps wird üblicherweise „Mischkalk“ eingesetzt, der aus Branntkalk und kohlensaurem Kalk besteht.
Der wasserlösliche Branntkalkanteil ist schnell wirksam und sorgt für eine lockere und stabile Bodenstruktur. Dadurch kann der Boden Niederschlagswasser schnell aufnehmen und gut speichern. Erosionen und Verschlämmungen werden damit drastisch reduziert.
Der säurelösliche „kohlensaure Kalk“ wirkt nachhaltig und stabilisiert den Boden-pH-Wert. Zukünftige Säureeinträge werden neutralisiert.
Auf leichten Böden werden 1.500 bis 2.000 kg/ha empfohlen, bei mittleren und schweren Böden lautet die Empfehlung 2.000 bis 3.000 kg/ha. Auf schweren Böden kann für die Stoppelkalkung auch reiner Branntkalk verwendet werden. Die Aufwandmenge liegt hier zwischen 1.000 und 2.000 kg/ha.
Magnesiumkalke sollen nur ausgebracht werden, wenn laut Bodenuntersuchung ein Magnesiummangel im Boden vorliegt. Für schwefelliebende Kulturen wie etwa Winterweizen und Raps sind Kalke mit Schwefel zu empfehlen.
Biologisch wirtschaftende Betriebe dürfen keine Brannt- oder Mischkalke einsetzen. Deshalb kommen hier nur kohlensaure Kalke (trocken oder feucht) infrage. Auch in diesem Fall ist unbedingt auf die Magnesiumfreiheit des verwendeten Kalkes zu achten (siehe „Zu viel Magnesium kann schädlich sein“).

Kalkkdünger sollte fein gemahlen sein

Bei der Beurteilung der Qualität und der Eigenschaften von Kalkdüngern gilt es, eine Reihe von Kriterien zu beachten.
• Das wichtigste Qualitätskriterium bei Düngekalken ist die Mahlfeinheit. Je feiner der Kalk vermahlen ist, desto größer ist seine innere Oberfläche und umso schneller kann der Kalk durch Säuren im Boden umgesetzt werden. Düngekalke mit hoher Qualität sind sehr fein vermahlen, fühlen sich wie Mehl an und neigen daher auch zu stauben. Grobe Kalke (oft als „staubfrei“ angeboten), die häufig zu billigen Preisen verkauft werden, haben meistens eine zu grobe Struktur und daher auch nicht die gewünschte Wirkung.
Laut österreichischer Düngemittelverordnung müssen Düngekalke folgendem Standard entsprechen: 100 % der Teilchen < 1 mm und 80 % der Teilchen < 0,3 mm. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist das Inverkehrbringen des Produktes als Düngekalk in Österreich gesetzlich erlaubt und eine entsprechende pflanzenbauliche Wirksamkeit gegeben. Um zu überprüfen, ob ein Kalkprodukt den gesetzlichen Vorgaben entspricht, kann bei der AGES eine Produktprobe zur Analyse eingesendet werden.
• Die Bindungsform (Oxid, Karbonat usw.) hat Einfluss auf die Umsetzungsgeschwindigkeit und die möglichen optimalen Einsatzbereiche. Kohlensaurer Kalk ist als Karbonat, Branntkalk hingegen als Oxid gebunden. Kohlensaure Kalke sind daher säurelöslich, Branntkalke wasserlöslich. Der Gehalt an basisch wirksamen Verbindungen wird als Neutralisationswert bezeichnet und in Prozent angegeben. Alle Kalkformen lassen sich auf diese Weise miteinander vergleichen. Kohlensaurer Kalk soll beispielsweise einen Neutralisationswert von 53 %, Branntkalk von 92 % aufweisen.

Quelle: RWA
Böden mit zu niedrigem Kalkgehalt sind anfällig für Erosion und Verschlemmung.

Zu viel Magnesium kann schädlich sein

• Beim Magnesiumgehalt der Düngekalke ist der Umstand zu beachten, dass bei Böden mit ohnehin hohem Magnesiumgehalt die Zufuhr von zusätzlich Magnesium erheblich negative Auswirkungen für die Bodenstruktur mit sich bringen kann (Erosion, Verschlämmung). Im Zweifelsfall sollte man sich deshalb beim Einkauf des Kalks (Branntkalk, Mischkalk, kohlensaurer Kalk) die Magnesiumfreiheit garantieren lassen.
Dies ist auch deshalb wichtig, weil laut Düngemittelverordnung der Magnesiumgehalt von Düngekalken in Österreich nicht deklariert werden muss. Vermeintlich „magnesiumfreier“ Kalk kann deshalb dennoch Magnesium enthalten.
Wird ein Magnesiumgehalt ausgewiesen, dann ist die Bezeichnung „Kohlensaurer Magnesiumkalk“ nur dann zulässig, wenn der Gehalt an Magnesiumkarbonat (MgCO3) mindestens 15 % erreicht.
• Bei den Inhaltsstoffen ist auf den Gehalt an Begleitnährstoffen zu achten, wie beispielsweise Phosphor und Schwefel und deren Bindungsformen.
• Düngekalke sollten frei sein von unerwünschten Nebenbestandteilen wie Schwermetalle oder organische Schadstoffe.
• Wichtige Qualitätskriterien sind auch die Transport- und Lagereigenschaften sowie die Streufähigkeit. Hierbei sind das spezifische Schüttgewicht und der Feuchtegehalt von Bedeutung, welche die Verteilgenauigkeit und Staubbildung wesentlich beeinflussen.

Quelle: RWA
Der Träufeltest mit verdünnter (10 %-ig) Salzsäure. Schäumt die Bodenprobe auf, dann ist freies Kalzium vorhanden.

Gips bei basischem pH-Wert – In der Praxis ist häufig davon die Rede, dass bei neutralem bzw. basischem pH-Wert ohnehin auch Boden und Bodenstruktur in Ordnung sind. Das ist aber ein Irrtum. Auch Böden mit pH-Werten von etwa 7,1 können einen Mangel an freiem Kalzium aufweisen. Ohne ausreichend freies Kalzium ergeben sich insbesondere auf mittleren und schweren Böden Strukturprobleme wie Erosion, Verschlämmung etc.
Ob tatsächlich ausreichend Kalzium vorhanden ist, lässt sich mittels Salzsäuretest bzw. einer Bodenuntersuchung schnell und einfach herausfinden. Sollte der Test zu wenig Kalzium anzeigen, dann muss dieses nachgeliefert werden. Das kann optimalerweise mit der Ausbringung von Gips (CaSO4) oder mit einer kleinen Menge Branntkalk (ca. 300 bis 500 kg/ha) erreicht werden. Gips hat keine Wirkung auf den pH-Wert. Er liefert einerseits das nötige Kalzium für die Bodenstruktur und andererseits Schwefel in der rasch pflanzenverfügbaren Sulfatform.

| Der Autor Peter Kirchmayr ist Fachmann für Dünger in der RWA Korneuburg |

- Bildquellen -

  • 2324 W Erosion Und Verschlaemmung: RWA
  • 2324 W Salzsaeuretest Aufbrausen: RWA
  • 2324 W Stoppelkalkung Mit Neutralem Streuer: RWA
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AUTORPeter Kirchmayr
QuelleH.M.
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