Vergangene Woche diskutierten die Mitglieder der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend im Zuge eines Webinars mit Kurt Ziegner, Leiter des Landesprogramms „Klimafitter Bergwald Tirol“, über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald und die Strategie zur nachhaltigen Absicherung des Forsts. „Mit den steigenden Schadereignissen in unseren Wäldern und den damit verbundenen Schadholzanfällen wird uns Tirolerinnen und Tirolern immer mehr bewusst, wie wichtig unser Ökosystem Wald ist. All seine Funktionen kann er aber nur erfüllen, wenn er nachhaltig und zukunftsorientiert bewirtschaftet wird“, erklärt Jörg Wild, Landesobmann-Stv. der TJB/LJ, und bedankte sich für die fachlichen Ausführungen im Webinar. Im Gespräch mit der Bauernzeitung sprach Kurt Ziegner über die Zukunft des Tiroler Waldes.
Wie schafft man als Waldbesitzer einen klimafitten Wald?
ZIEGNER: Vielfalt ist der Schlüssel zum Erfolg! Schluss mit Reinbeständen, denn mehrere Baumarten in gruppenweiser Mischung (jeweils mindestens 20 Bäume der gleichen Art) sorgen dafür, dass das Risiko sich in Grenzen hält. Da sich die Konkurrenzverhältnisse zwischen den Baumarten gerade stark verändern, gelten die alten Regeln nicht mehr. Wo bisher die Fichte unterhalb von 1.000 Metern Seehöhe pro-blemlos wachsen konnte, werden künftig Buchen, Bergahorn oder Kirschen stehen. In den mittleren und hohen Lagen werden allerdings immer noch genug Fichten und Lärchen ankommen. Wo die Kiefer vorherrschend ist, wachsen zunehmend Eichen oder Hopfenbuchen.
Ein klimafitter Wald bedeutet, die richtigen Bäume an die richtigen Waldorte und in der richtigen Mischung zu pflanzen.
Wo bekomme ich als Waldbauer dazu Hinweise oder Hilfe?
Die Gemeindewaldaufseher sind fachlich geschult und wissen, welche Bäume klimafit sind. Wer sich selbst schlau machen will, kann auf TIRIS (Tiroler Rauminformationssystem) die Waldtypenkarte Tirol aufrufen und sich über empfohlene Baumarten und deren waldbauliche Behandlung informieren (siehe QR-Code).
Was kommt auf die Forstwirtschaft zu, wenn der Tiroler Wald nicht an die klimatischen Veränderungen angepasst wird?
Die Wälder Tirols verändern sich gerade sehr stark. Markanteste Zeichen dafür sind die großflächigen Waldzerstörungen durch Stürme (Nordtirol 2023) und Borkenkäfer-Massenvermehrungen (Osttirol ab 2020) in vielen Teilen unseres Landes. Folge davon ist, dass seit drei Jahren enorm viel Schadholz anfällt. Damit ist viel Arbeit, hohe Kosten und wenig Ertrag verbunden. Wenn wir unsere Wälder nicht aktiv umbauen, dann steigt das Risiko, dass diese Wälder ihr Erntealter nicht erleben, sehr stark an. Damit sind Verluste vorprogrammiert.
Was aber noch schwerer wiegt, ist, dass die Schutzfunktion der Wälder abnimmt. Mehr als 70 Prozent der Wälder Tirols schützen vor Naturgefahren. Wenn dieser Schutzschild fehlt oder zerstört wird, haben wir ein großes Sicherheitsrisiko für uns Menschen, unsere Straßen, Häuser und Betriebe.
Welchen Ratschlag gaben Sie den Mitgliedern der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend, der nächsten Generation von Waldbauern, beim Webinar für ihre Arbeit mit?
Lasst euch bei der Aufforstung von den Waldaufsehern und Forstexperten gut beraten. Setzt die Pflanzen sorgfältig und fachgerecht. Vielfalt bei der Baumartenwahl schützt vor Totalausfall in der Zukunft und erhöht die Stabilität.
Ganz wichtig ist die Waldpflege in jungen Beständen. Hier entscheidet sich, welche Bäume stark und gesund in den Altbestand kommen. Dazu steht aber nur ein begrenztes Zeitfenster von rund zehn Jahren zur Verfügung. Versäumt also nicht diesen Zeitpunkt. Danach wird es schwierig.
Lasst die Waldbestände nicht zu lange stehen, sondern erntet, sobald es möglich ist und schafft damit Struktur und Vorverjüngung. Ergänzt diese Naturverjüngung mit Mischbaumarten. Sollte dann doch ein ex18tremes Wetterereignis kommen, ist die Verjüngung schon da und schützt den Boden.
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- KurtZiegner: Klimafitter Bergwald Tirol
