Persönlichkeit der Tiroler Grauvieh- und Haflingerzucht: Trauer um Erich Scheiber

Am 24. September ist ÖR Erich Scheiber im 94. Lebensjahr verstorben. Er galt als herausragende Persönlichkeit in der Tiroler Landwirtschaft und im Tourismus. Eine besondere Leidenschaft war für ihn die Grauvieh- und die Haflingerzucht.

Bis ins hohe Alter engagiert: Erich Scheiber bei einem Besuch norwegischer Züchterkollegen.

Erich Scheiber war vorbildhaft durch seine Weitsicht und seine zukunftspositive Einstellung zum Leben und seinem geliebten Land Tirol. Hierfür wurden ihm auch das Ehrenzeichen sowie das Verdienstkreuz des Landes Tirol sowie das Goldene Ehrenzeichen des Tiroler Bauernbundes verliehen. ÖR Erich Scheiber war zudem Ehrenbürger der Gemeinde Sölden.

Persönliche Worte des Haflinger
Pferdezuchtverbandes Tirol

Quelle: Haflinger Pferdezuchtverband Tirol
Der junge Erich Scheiber mit seiner Stute Lori.

„Auch bei harten und alles abfordernden Verhältnissen, warst du seit deiner Kindheit stets mit Herz und Seele Bauer. Neben dem Auf- und Ausbau des eigenen Familienbetriebs mit deiner Familie zum heutigen international renommierten Hotelbetrieb, Straßenanbindungen, Liftbau und vielen weiteren Verbesserungen der Lebensqualität, warst du immer mit Herz und Seele Bauer. Besonders das Tiroler Grauvieh hatte es dir zeitlebens angetan. Darüber hinaus hattest du noch eine ganz große Liebe – deine Tiroler Haflinger Pferde. Seit in deinen Kindertagen der erste Händler zu Fuß über Nacht aus Zams zu euch gekommen war, um euch ein Haflinger Pferd zu verkaufen, waren sie deine Leidenschaft. Mit eurem lizenzierten Fuhrgeschäft für Obergurgl seid ihr mit den Pferden täglich bei Wind und Wetter von Obergurgl nach Zwieselstein gefahren und habt Waren, aber auch Urlaubsgäste abgeholt. Mit Freude erfüllte dich, dass die Mitgliederanzahl im Haflinger Zuchtverein stetig wuchs. Vor allem die starke Beteiligung der Jungzüchter über den gesamten Haflinger Pferdezuchtverband Tirol, bereitete dir bis zuletzt eine Riesenfreude. Deine große Leidenschaft waren auch die Fohlenauktionen. So warst du von Beginn an dabei und hast dir immer wieder große Bieter-Duelle mit unterschiedlichen Züchtergrößen geliefert. Viele Male warst du am Schluss der Glückliche! Selbst im fortgeschrittenen Alter sah man diese Begeisterung sofort im Glitzern deiner Augen, und das spürten auch die Pferde. Du warst und bist für immer mit der Erfolgsgeschichte des Tiroler Haflinger Pferdes verbunden. Ein herzliches Vergelt‘s Gott!“

Dank des Tiroler
Grauviehzuchtverbandes

„Im Jahr 2020 legte ÖR Erich Scheiber nach knapp 50 Jahren – als längst dienender Funktionär der österreichischen Rinderzucht – an der Spitze des Tiroler Grauviehzuchtverbandes sein Amt nieder. Bis zuletzt setzte er sich als Ehrenobmann mit vollem Tatendrang und Engagement für die Tiroler Grauviehzucht ein. Grauvieh und der Name Scheiber sind untrennbar miteinander verbunden. 75 Jahre haben zunächst sein Vater Angelus und dann Erich Scheiber die Geschicke des Tiroler Grauviehzuchtverbandes gelenkt und die Grauviehzucht maßgeblich geprägt. Als ÖR Erich Scheiber am 19.02.1972 einstimmig zum Obmann gewählt wurde, war das kein leichter Start. Zu dieser Zeit begann die Internationalisierung der Rinderzucht. Nahezu alle Rassen – außer Grauvieh – kreuzten mit Stieren aus anderen Ländern ein. Scheiber verwehrte sich mit seinen Mitstreitern dagegen und suchte nach Alternativen. An der Seite der Bauern fand man die Lösung im Zuchtprogramm von Prof. Pirchner († Juli 2019), welches bis heute Gültigkeit hat. So ist es gelungen, das Grauvieh nicht nur zu erhalten, sondern zu einer modernen ökologischen Rasse weiter zu züchten. Scheiber prägte mit seinem Wirken nicht nur die Tiroler Landwirtschaft, sondern auch den Tourismus und die heimische Wirtschaft maßgeblich. Im Wissen um die Bedeutung der Berglandwirtschaft für den Tourismus setzte er sich selbstlos mit unermüdlichem Eifer und unvergleichlichem Idealismus für die Interessen seiner Züchterkollegen und der Grauvieh-rasse ein. Weitblick bewies Erich Scheiber auch, als er sich gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Otto Hausegger für ein Ochsenmastprogramm stark machte. Als erstes Qualitätsfleischprogramm wurde im Jahr 1993 in enger Kooperation mit der Firma Hörtnagl der Tiroler Grauvieh Almochs aus der Taufe gehoben. Mittlerweile ist daraus eine etablierte regionale Marke geworden, in deren Windschatten viele weitere wertvolle Qualitätsprodukte entstanden sind. Ebenso weitsichtig war die Entscheidung, sich für die Züchterjugend einzusetzen. So kann mittlerweile auf eine über 30-jährige Erfolgsgeschichte der Jungzüchter Edelweißgrau zurückgeblickt werden. Auch hier war Scheiber nach anfänglicher Skepsis ein großer Unterstützer und war stets Rückhalt für die Jugend.“

- Bildquellen -

  • Haflinger: Haflinger Pferdezuchtverband Tirol
  • Grauvieh: Tiroler Grauviehzuchtverband
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