Die Familie versammelt sich am Heiligen Abend vor dem geschmückten Christbaum und singt traditionelle Weihnachtslieder. Die Kinderaugen leuchten im Funkeln der Kerzen. Der Duft nach frischen Tannenzweigen, gemischt mit dem Rauch der Sternspritzer schwebt durch den warmen Raum. Zwei, die für diesen Weihnachtszauber sorgen, sind Alexandra und Johannes Paar aus Bad Blumau. Sie arbeiten in ihren Christbaumkulturen das ganze Jahr über, damit rechtzeitig am 24. Dezember ihre Tannen in den Wohnungen stehen.
Begonnen hat der Vater
Der Betrieb von Johannes Paar hat bereits Tradition. „Mein Vater hat vor knapp 30 Jahren begonnen, Christbäume zu pflanzen“, erzählt Paar. Mittlerweile bewirtschaftet der Agrarjournalist und Nebenerwerbsbauer etwa zwölf Hektar. Knapp vier davon sind für den Christbaumanbau reserviert und der Rest ist dem Ackerbau gewidmet. Ungefähr 5.000 Bäume stehen auf einem Hektar. Die Aufzucht beginnt mit dem Pflanzen von dreijährig verschulten Bäumchen. Diese bezieht Paar von regionalen Baumschulen. „Wir pflanzen im Quadratverband.“ Dank der Pflanzung der Tannen in einem quadratischen Muster ist jeder einzelne Baum gut zugänglich. „So können wir die Anlage in alle Richtungen mähen, die Pflanzen optimal pflegen und müssen möglichst wenig Herbizide einsetzen“, erklärt Paar. Eine alternative Methode wäre der Dreiecksverband. Dieser hätte den Vorteil, dass die einzelne Pflanze im Alter etwas besser Platz hat. Allerdings ist as Mähen in alle Richtungen nicht möglich.
Er setzt hauptsächlich Nordmanntannen. Diese sind für ihre gleichmäßige und buschige Wuchsform sowie langen Nadeln bekannt. „Unsere Bäume haben verschiedene Herkünfte, um auch den unterschiedlichen Wünschen der Kunden zu entsprechen.“ Und neben diesem Klassiker gibt es auch ein paar Fichten sowie andere Tannenarten. „Die spielen jedoch für uns nur eine geringe Rolle.“
Großer Aufwand das ganze Jahr über
Die Pflege der Bäume erfordert viel Handarbeit, Geduld wie auch Geschick. „Die Kulturen müssen regelmäßig gedüngt, gemäht und geschnitten werden. Da nicht alle Bäume innerhalb einer Kultur gleich groß sind, braucht jeder Baum eine separate Behandlung“, sagt Paar.
“Wir merken einen Trend zu eher kleineren
Bäumen. Diese sind oft kompakter und rascher zu schmücken.”-
Johannes Paar
In den ersten vier Jahren erfolgen nur Korrekturschnitte bei Nordmanntannen. Ab dem vierten Jahr wird das Wachstum des Terminaltriebes gebremst, um einen dichten Baum zu fördern. Diese Maßnahmen sorgen für gleichmäßiges Wachstum. Nach sechs Jahren können die ersten Bäume gefällt werden. „Wir merken einen Trend zu eher kleineren Bäumen. Diese sind oft kompakter und rascher zu schmücken“, so der Marktkenner.
Bis die Tannen eine Durchschnittsgröße von zwei Metern erreichen, stehen sie für mindestens zehn Jahre in der Anlage. Mit einem speziellen Motorgerät werden sie dann ab Mitte November knapp über dem Boden geschnitten. Vor der Zustellung bleiben sie noch für wenige Tage in der Kultur liegen. Die Paars verkaufen jährlich zwischen 1.000 und 1.500 Bäume.
Qualität und Regionalität
„Unsere Philosophie ist es, dem Kunden einen möglichst frischen und heimischen Christbaum zu liefern“, betont Paar. „Wir versprechen kurze Transportwege und einen möglichst späten Schnitt.“ Auf den Einsatz von Chemikalien versucht er so gut es geht zu verzichten. „Bis jetzt hatten wir Glück. Weil sich der Schädlingsbefall in Grenzen hielt, mussten wir kaum Pflanzenschutzmittel einsetzen.“ Die größte Gefahr drohe vom Hallimasch. „Der Wurzelpilz lässt die Bäume absterben.“ Bisher hatte Paar jedoch keine größeren Ausfälle zu verzeichnen.
Vor Ort den Baum aussuchen
Die Ernte der Christbäume beginnt meist zum November-Vollmond und dauert bis kurz vor Weihnachten. Bereits Mitte Oktober, bei einem „Christbaum-Sonntag“, können die Kunden der Paars ihren gewünschten Baum direkt in der Kultur aussuchen und reservieren. „Der Durchschnittspreis liegt bei etwa 30 Euro pro Baum, je nach Größe und Qualität.“ Ansonsten erfolgt der Verkauf über mehrere Stände und die Lagerhäuser in der Region. Und natürlich direkt ab Hof. Angeboten wird auch die Zustellung.
In der Erntezeit helfen Freunde und Verwandte. „Dabei sind alle meist gut gelaunt, auch in Vorfreude auf Weihnachten.“
Eine wirkliche Herausforderung für Paar ist aber das Wetter: „Wenn es früh schneit wird die Ernte schwierig.“ So hofft er auch heuer auf einen schneefreien und trockenen Advent.
Nach der Ernte ist dann auch schon wieder vor der Ernte. Unmittelbar nach der Weihnachtszeit startet Paar mit der Vorbereitung auf die nächste Saison. Alle nicht verkauften Christbäume werden an die Schafe einer Bekannten verfüttert. Fett werden diese nicht davon. Denn nur selten bleiben Paars Christbäume ungeschmückt.
Das Christbaum-Business
In Österreich gibt es rund 1.000 Christbaum-Produzenten. Sie ziehen auf etwa 3.500 Hektar jedes Jahr rund 2,8 Millionen Bäume heran. Diese Sparte ist ein bedeutender Wirtschaftszweig im ländlichen Raum. Mehr als die Hälfte der Christbaumbauern lebt in
Niederösterreich, etwa 17 Prozent leben in der Steiermark. Dort sind die klimatischen Bedingungen besonders ideal für den Anbau von Tannen und Fichten. In Niederösterreich findet man die meisten Betriebe im Wald- und Mostviertel.
Auch die Ost- und die Südoststeiermark sind bekannt für ihre Christbaumpflanzungen. Natürlich werden auch in den anderen Bundesländern gezielt Christbäume angepflanzt, allerdings in geringerem Ausmaß.
- Bildquellen -
- Alexandra und Johannes Paar: Johannes Paar
- Christbaumschneider: Johannes Paar
- Christbaum-Ernte: Johannes Paar
- Kundenschleife zur Baum-Auswahl: Johannes Paar
- Christbaumkultur Bad Blumau: Johannes Paar