Die AMA-Nachhaltigkeitszertifizierung ist nun EU-weit anerkannt. Mit Beschluss vom 11. Mai 2016 hat die EU-Kommission das nationale Nachhaltigkeitssystem (Austrian Agricultural Certification Scheme kurz AACS) der Agrarmarkt Austria (AMA) genehmigt. Wie schon das bisherige AMA-System, umfasst das AACS die Kontrolle landwirtschaftlicher Ausgangsstoffe (Getreide, Ölsaaten und Pflanzenöle), die auf österreichischen Flächen angebaut und geerntet werden und die zur Herstellung von nachhaltigen Biokraft- und flüssigen Biobrennstoffen vorgesehen sind. Ebenso umfasst das AACS die Übernahme von Ausgangsstoffen aus anderen Mitglieds- bzw. Drittstaaten, welche durch andere freiwillige Systeme zertifiziert wurden.
Exporthürden fallen nun weg
Für den heimischen Ölsaaten- und Bioethanolsektor bedeutet die Entscheidungen wesentliche Erleichterungen im internationalen Handel. Seit dem Jahr 2010 müssen Rohstoffe für die Biokraftstoffproduktion laut EU-Richtlinie eine Nachhaltigkeitszertifizierung vorweisen. Ende 2012 beschränkte die EU-Kommission die Geltung der entsprechenden AMA-Zertifizierung auf den österreichischen Markt. Die Folge waren Schwierigkeiten und empfindliche Preisabschläge beim Export von Ölsaaten und auch von Bioethanol.Österreichs agrarische Interessenvertretung hat deshalb gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium auf eine internationale Anerkennung des heimischen Zertifizierungssystems gedrängt. Nach langwierigen Verhandlungen hat die EU-Kommission nun das AACS anerkannt. Damit ist nun auch gewährleistet, dass die AACS-zertifizierte nachhaltige Ware von allen europäischen freiwilligen Regelungen anerkannt werden muss. Die Hemmnisse im internationalen Warenverkehr für Getreide, Ölsaaten, Pflanzenöle und Bioethanol sind damit beseitigt. Da sich das neue AACS-System inhaltlich fast vollständig mit dem bisherigen AMA-System deckt, ist mit der Systemänderung für die betroffenen Firmen kein Mehraufwand verbunden. Die AMA wird die bei ihr registrierten Unternehmen gesondert über den Umstieg informieren. AMA-Vorstandsvorsitzender Günther Griesmayr erläutert die Vorteile des neuen Systems wie folgt: “Mit AACS steht ein kostengünstiges und bereits in der Praxis erprobtes Zertifizierungssystem zur Verfügung, das keinen zusätzlichen bürokratischen Aufwand verursacht.”
Rechtzeitig zur Ernte 2016 in Kraft
Seitens der agrarischen Interessenvertretung kommentiert LK Österreich Präsident Hermann Schultes die Entscheidung positiv. Schultes: “Nach jahrelangen Verhandlungen konnte nun mit der EU-Kommission eine Einigung erzielt werden, die mit Anfang Juni umgesetzt wird. Ich bedanke mich bei Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, der sich persönlich beim zuständigen EU-Kommissar Miguel Arias Cañete erfolgreich für eine Lösung eingesetzt hat, sowie bei den Mitarbeitern im Landwirtschaftsministerium und in der AMA für deren hartnäckige Verhandlungsführung.”Vor dem Hintergrund ständig zunehmender Zertifizierungsansprüche im Energiebereich und in der Nahrungsmittelindustrie war es besonders wichtig, die Anforderungen im Bereich der Urproduktion in einem System zu bündeln, so Schultes. Mit der Weiterführung des seit Jahren erprobten AMA-Systems seien zusätzliche Zertifizierungsaktivitäten privater Anbieter überflüssig geworden, stellt der LK Österreich-Präsident fest. Er erwarte, dass sich der Erfassungshandel ab Juni 2016 ebenfalls zum neuen AMA-System bekennt. Die gesamte Ernte 2016 solle ausschließlich über das AACS-Schema abgewickelt werden, fordert Schultes.