Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.
„Wenn Glyphosat von den Behörden für sicher und wirksam befunden wird, sollte es zugelassen werden, sodass die Landwirtschaft die Wahl hat, ob sie das Totalherbizid einsetzen will, um unerwünschte Kräuter und Gräser zu bekämpfen oder nicht.“
Ich kenne Biobauern, die ihren Kunden stolz berichten, dass auf ihren Betrieben kein Glyphosat zum Einsatz kommt (es wäre im Biolandbau ohnehin verboten), die eingangs formulierte Fragestellung aber guten Gewissens mit „Ja!“ beantworten würden. Weil sie zwar von ihrer eigenen Betriebsweise überzeugt sind, aber andere Zugangsweisen tolerieren und Glyphosat für das geringere Übel unter anderen Pestiziden halten; auch weil sie Wissenschaft und Behörden vertrauen. Auch an der Fragestellung würde sich kein Landwirtschaftsvertreter stoßen.
Ersetzen wir daher den Platzhalter – also das umstrittene Herbizid – gegen eine andere umkämpfte Entwicklung und tauschen wir Landwirtschaft gegen Konsumenten:
„Wenn kultiviertes Fleisch von den Behörden für Lebensmittelsicherheit für sicher und nahrhaft befunden wird, sollte es zugelassen werden, sodass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Wahl haben, ob sie kultiviertes Fleisch essen wollen oder nicht.“
63 Prozent der vom Good Food Institute befragten Österreicher pflichteten dem mit einem „Ja“ bei, was medial ja zu großer Aufregung geführt hat. Ich wurde übrigens nicht gefragt, hätte aber ebenso befunden. Nicht weil ich vorhabe, künftig häufig künstliches Fleisch zu essen. Sondern weil ich generell betreffend Fleischkonsum niemanden bevormunden möchte.
- Bildquellen -
- Weber Thomas: Michael Mickl