Beim 77. Landesjägertag des NÖ Jagdverbandes in der Stadthalle Ybbs standen ein Rückblick auf das vergangene Jahr mit dem Schwerpunkt Hundewesen sowie ein Ausblick auf das Jahr 2023 mit dem Hauptthema Handwerk Jagd am Programm. Messe und Landesjägertag wurden durch die Jagdhornbläsergruppe Mank musikalisch begleitet.
Pernkopf: Jagd ist ein Teil von Niederösterreich
„Niederösterreich verfügt über vielfältige Lebensräume, gesunde und artenreiche Wildbestände, bejagbare Niederwildbesätze und weltweit über die meisten Jagdhornbläsergruppen. Das macht das Bundesland zum Biodiversitätsland Nummer 1 in Österreich und zum internationalen Zentrum der Jagdmusik. Die Jägerinnen und Jäger sind zudem verlässliche Produzenten von Wildbret und damit regionaler, gesunder Lebensmittel. Das zeigt: Die Jagd kommt aus den Regionen, ist in den Regionen verhaftet und kommen für die Menschen einer Vielzahl von Leistungen nach“, sagt Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Diese Leistungen erbringt die Jägerschaft in Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft sowie in gemeinsamen Projekten mit dem Land Niederösterreich, niederösterreichischen Unternehmen und der Wissenschaft. „Das Wissen über die optimale Niederwildhege, das Projekt Wildtiere & Verkehr, die Wildökolandaktion zum Schaffen von Lebensräumen – das sind nur einzelne Beispiele für den gesamtgesellschaftlichen Nutzen, den die Jägerinnen und Jäger täglich in ihren Revieren erbringen. Das jüngste Beispiel sind die Kadaversuchhunde zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Für die Ausbildung und den Einsatz arbeiten das Land Niederösterreich, der NÖ Jagdverband und das Bundesministerium für Inneres erfolgreich zusammen.“
Pröll: Jagd erbringt systemrelevante Leistungen
„Die Jägerinnen und Jäger in Niederösterreich erbringen zahlreiche Leistungen für die Menschen, die Wildtiere und die Natur in den Regionen. Daher ist die Jagd systemrelevant. Wir setzen um, was andere nur fordern, denn wir sind dem Wild verpflichtet und übernehmen Verantwortung. Dabei kommen die Jägerinnen und Jäger aus allen Teilen der Gesellschaft. Sie kennen die Verhältnisse vor Ort und sind DIE Expertinnen und Experten für alle Prozesse und ökologischen Veränderungen in ihren Revieren. Das ist Teil des regionalen Handwerks Jagd, dem die Jägerinnen und Jäger ehrenamtlich nachkommen“, so Landesjägermeister Josef Pröll.
„Die Jagd dient gesamtgesellschaftlichen Interessen, sei es bei der Entwicklung von Wildtierlebensräumen, bei der Erhaltung gesunder Wildtierbestände, der Wildunfallprävention oder der Produktion regionaler Lebensmittel. Die Jägerinnen und Jäger sind in den Schulen unterwegs und vermitteln Kindern im Klassenzimmer, in den Revieren, im Kindermagazin „Wilde Kids“ und im virtuellen „Wilden Revier“ des NÖ Jagdverband Wissen über die heimischen Wildtiere und Lebensräume sowie die Jagd in Niederösterreich. Die Jagd erfolgt zudem unter Einhaltung der Weidgerechtigkeit, dem ältesten Tierschutzselbstverständnis, sowie unter ökologischen Aspekten und einem ganzheitlichen Wildtier- und Lebensraummanagement“, betont Pröll. „Die Grundlage dafür sind neun Landesjagdgesetze, die bestmögliche Rahmenbedingungen für die Jägerinnen und Jäger in den Regionen sicherstellen und die Vielfalt der Jagd in den Bundesländern widerspiegeln. Es braucht eine föderale Struktur bei der Jagd. Die Lebensräume und Wildtierbestände sind vielfältig und lassen sich nicht mit Schablonen erhalten und entwickeln, sondern nur mit regional angepassten Rahmenbedingungen und Gesetzen sowie miteinander abgestimmt.“
Die Jagd hat einen ganzheitlichen Blick auf die Natur. Das belegt auch das Thema Wolf. Hier fordert die Jägerschaft ein integrales Management und Möglichkeiten, Problemtiere zu entnehmen, statt kurzsichtigen Einzelmaßnahmenforderungen. Das NÖ Jagdgesetz und die Wolfsverordnung machen das möglich.
Sieghartsleitner: Jagd ist jahrhundertealtes Kultur- und Naturhandwerk
„So unterschiedlich und vielfältig unser schönes Österreich ist, so vielfältig sind die regionalen Ansprüche an die Jagdausübung. Was seit Jahrhunderten durch Kultur, Brauchtum, Wissen und Handwerk gewachsen ist und mühevoll maßgeschneidert wurde, muss auch künftig erhalten bleiben“, fordert auch Herbert Sieghartsleitner, Präsident von Jagd Österreich und Landesjägermeister von Oberösterreich. Analog zu den unterschiedlichen Landeskulturen und Traditionen ist auch das Kultur- und Naturhandwerk Jagd in allen Bundesländern unterschiedlich. Dementsprechend sollten die Pflichten und Aufgaben der Jägerinnen und Jäger auf Landesebene geregelt, regional angepasst und in den Revieren vor Ort auf Basis einer Abstimmung auf Hegeringebene erfüllt werden.
- Bildquellen -
- Stephan Pernkopf: Georges Schneider