Nicht alle Gemeinden verfügen überausreichend geeignete Retentionsräume, um Auswirkungen vonHochwasserschutzmaßnahmen zu kompensieren. Daher braucht es bei Schutzprojekten, wie sie gerade im Unterinntal geplant werden, gemeindeübergreifende Zusammenarbeit, kurz: einen Wasserverband. In einer solchen Organisation schließen sich mehrere Gemeinden sowie Infrastrukturträger und Kraftwerksbetreiber zusammen und erarbeiten konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Vorteile und Belastungen müssen dabei gerecht verteilt werden. Der Verband beantragt dann die nötigen Maßnahmen bei der zuständigen Behörde und ist für die Errichtung, den Betrieb und die Instandhaltung zuständig. Ein erfolgreiches Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist der Wasserverband Ill-Walgau. Dieser wurde nach schweren Hochwasserereignissen 1999 und 2005 im Jahr 2009 gegründet und koordiniert heute erfolgreich den Hochwasserschutz an der Ill. Die Tiroler Delegation nahm zusammen mit Geschäftsführer Wolfgang Errath die Baumaßnahmen in Augenschein und informierte sich über das Erfolgsprojekt. “Der Wasserverband arbeitet sehr konstruktiv. Natürlich gibt es zu manchen Fragestellungen immer noch unterschiedliche Meinungen. Aber alle 20 Mitglieder sehen den Verband als unerlässliche Einrichtung für den Hochwasserschutz”, resümierte Errath die Erfahrungen der letzten Jahre. Gemeinsam konnten bereits mehrere Schutzmaßnahmen für insgesamt 19 Millionen Euro umgesetzt werden, weitere Projekte sind bereits geplant. Diese standen zu Beginn vor erheblichen Hindernissen: Die anfänglich geplante Errichtung von Schutzdämmen konnte nicht umgesetzt werden, da sich dadurch die Hochwassergefahr für unterhalb liegende Ortschaften erhöht hätte. Die Gemeinde Bludesch errichtete deshalb Retentionsräume, die zusammen 600.000 m³ Wasser aufnehmen können. Davon profitieren heute auch alle flussabwärts liegenden Gemeinden. “Beim Hochwasserschutz ist es sehr wichtig, über den Tellerrand zu schauen. Wenn beispielsweise in einer Gemeinde Betriebe durch Überflutungen geschädigt werden, können Menschen, die nicht direkt vom Hochwasser betroffen sind, trotzdem ihren Arbeitsplatz verlieren.” verdeutlicht Errath die Wichtigkeit der Kooperation. Im Tiroler Unterland wird die Gründung von Wasserverbänden aktuell diskutiert.
Hochwasserschutz braucht gemeindeübergreifende Kooperation
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