Der vergangene Winter war einer der mildesten in den letzten Jahrzehnten. Bereits Anfang März herrschten daher optimale Bedingungen für die Aussaat und Anpflanzung von Gemüse auf den heimischen Feldern und in den Hausgärten. Auf Grund der fortgeschrittenen Vegetation gab es auch eine vorgezogene erste Ernte bei Salat und Radieschen. Bei allen Jungkulturen konnten auf Grund vieler Sonnentage und ausreichend Niederschlägen ausgezeichnete Qualitäten heranwachsen.
“Keine schlimmen Frostschäden”
Ende April zog jedoch eine Kaltfront ins Land herein, die tiefe Temperaturen mit sich brachte. “Durch den Spätfrost wurde in Oberösterreich teilweise auch das Gemüse geschädigt”, erklärte LKOÖ-Präsident Franz Reisecker. Anders als beim Obst hält sich hier der Schaden jedoch zum Glück in Grenzen. Stefan Hamedinger, Gemüsebaureferent der LK OÖ, schätzt das Schadensausmaß “zwischen 400.000 und 500.000 Euro.” Diesen Betrag müsse man für einen eventuellen Wiederanbau kalkulieren. Besonders frostempfindliche Gemüsearten wie Gurken und Zucchini seien davon betroffen. Beim Grünspargel verzögerte sich lediglich das Wachstum und so konnte knapp eine Woche lang weniger Spargel als üblich gestochen werden. Durch den großflächigen Einsatz von Folien und Vlies konnte das Gemüse großteils geschützt und schlimmere Ernteeinbußen verhindert werden. “Hier haben die Bäuerinnen und Bauern durch ihren unermüdlichen Einsatz und Fleiß selbst viel zur Rettung und Schadensbegrenzung beigetragen”, betonte Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der Obst- und Gemüseproduzenten in Oberösterreich.
Anzahl der Betriebe und Anbaufläche stabil
Knapp 170 erwerbsmäßige landwirtschaftliche und gärtnerische Gemüsebaubetriebe gibt es in Oberösterreich. Die Gesamtanbaufläche beträgt um die 1650 Hektar. Der Bio-Anteil liegt bei knapp 320 Hektar und beträgt mittlerweile fast 20 Prozent. Die Anzahl der Gemüsebaubetriebe hat sich in den letzten sechs Jahren stabilisiert. Betriebe die aufgehört haben wurden durch Neueinsteiger abgelöst. Auch die Gemüseanbaufläche ist in den letzten acht Jahren annähernd gleich geblieben. Nur in den Jahren 2013 (Hochwasser) und 2015 (Dürre) be-trug die Anbaufläche auf Grund von Wetterextremen um 235 bzw. 310 Hektar weniger als im Durchschnitt.
Neuausrichtung durch Klimawandel
Diese Wetterkapriolen werden vermehrt durch den vielzitierten Klimawandel hervorgerufen. Andererseits habe dieser sich abzeichnende Klimawandel in gewisser Weise auch positive Aspekte. “Auf den heimischen Feldern wachsen nun auch Gemüsearten, die vor zehn bis 15 Jahren noch undenkbar waren”, so Reisecker. Mittlerweile ist die Palette der in Oberösterreich produzierten und saisonal erhältlichen Gemüsearten bereits auf mehr als 70 verschiedene Produkte angewachsen. Neben verschiedenen Zwiebelarten findet man neuerdings bei den OÖ Gemüsebauern beispielsweise Fenchel, Pastinaken, Romanesco sowie Süßkartoffeln und stark zunehmend auch Knoblauch. Agrarlandesrat Max Hiegelsberger ortet für die Zukunft eine Neuausrichtung für diese Spezialbetriebe: “Der Anbau von wärmeliebenden Gemüsearten wird zunehmend attraktiver. Wie auch im Obstbau wird sich der Gemüseanbau in den kommenden Jahren auf neue Kulturen spezialisieren.”Ebenso wie die Produktpalette ist auch die Vermarktung breit gefächert. 50 Prozent wird als Frischgemüse über den Großhandel an die Handelsketten geliefert, 40 Prozent fallen auf den Vertragsgemüseanbau und geht als Sauergemüse in die industrielle Verwertung und zehn Prozent wird von den bäuerlichen Betrieben direkt vermarktet.
Gemüsewissen auf der Homepage
Unter www.gemueselust.at gibt es neben umfassenden Informationen zur Gemüseregion auch Erläuterungen zu den einzelnen Gemüsearten sowie eine Rezeptdatenbank. Unter dem Menüpunkt “Gemüse-Apotheke” erhält man Informationen über sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, über Wirkung dieser auf Krankheiten und dergleichen mehr.