Die internationalen Getreidemärkte bleiben unter Druck, Preise und Notierungen geben weiter nach, ein Ende scheint noch nicht in Sicht. Zu fundamentalen Faktoren wie Überversorgung und zuletzt extrem niedrigen Weizenexportzahlen der USA sowie zur schlechten Stimmung an den Terminbörsen kommt jetzt noch politisch verursachtes Störfeuer aus Ägypten hinzu.
Offensichtlich, um sich wegen akuter Devisenknappheit aus älteren, zu noch höheren Preisen abgeschlossenen Weizenlieferverträgen mit Frankreich herauszuwinden, setzte Kairo über Nacht die Toleranzgrenze für den Mutterkornbesatz von 0,05 % auf null und wies zwei französische Schiffsladungen zurück. Eine danach angekündigte Rückkehr zu den 0,05 % Toleranz, weil als Reaktion darauf niemand mehr Ägypten Weizen anbieten wollte, blieb bisher aus. Die Folge: Aus Angst um diesen wichtigen Kunden gab die Weizennotierung an der Euronext in Paris trotz stark aufholender Exportzahlen noch mehr nach. Der März-Kontrakt startete auf dem Tief von unter 155 Euro/t in die laufende Woche.
Wenig Geschäft und schwächelnde Notierungen im Inland
Auch auf dem heimischen Kassamarkt sinken die Weizenpreise beständig. In der Vorwoche rutschte an der Wiener Produktenbörse die Oberkante des Preisbands von Premiumweizen unter 200 Euro/t und die Unterkante von Mahlweizen nähert sich langsam den 150 Euro/t. Aufgrund der Verunsicherung an den Märkten laufen die Geschäfte auf Sparflamme. Lediglich Mahlroggen befestigte sich einen Deut.
Mit in das Blickfeld kommt nun auch schon die neue Ernte 2016. Nur dramatische negative Ertragsstörungen könnten zurzeit die Preise befestigen. Dies trifft bei Mais zu, wo die kleine Marktleistung 2015 schon weit durchgehandelt sein soll. Und obwohl Futtergetreide sehr billig ist, werde weiterhin heftig Mais importiert, heiöt es aus Händlerkreisen.
Christian Posekany, AIZ