Wenn vom Ehrenamt die Rede ist, richten sich die Gedanken oft automatisch auf die Blaulichtorganisationen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie in der Gesellschaft bekannt sind und viele Menschen schon einmal mit ihnen zu tun hatten. Daneben gibt es aber auch informell ehrenamtlich Tätige, die ihr Wissen, ihre Zeit und Energie dem Wohl ihrer Mitmenschen widmen. Ihr Engagement ist vielfach weniger bekannt, aber nicht minder wertvoll und wichtig – wie der Einsatz der heimischen Bäuerinnen.

“Unter den Frauen auf den österreichischen Bauernhöfen ist die Bereitschaft, sich in der Freizeit unentgeltlich für gesellschaftliche Belange und andere Menschen einzusetzen, sehr hoch. Man kann sagen, das Ehrenamt ist Teil ihrer Identität“, so Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger. “Das rührt vielleicht daher, dass in den ländlichen Regionen vieles nicht als selbstverständlich angesehen wird und das Bewusstsein selbst initiativ werden zu müssen, größer ist“. So ist aus Tradition der Beitritt zur freiwilligen Ortsfeuerwehr bereits für Kinder aus bäuerlichen Familien der Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit. Im Laufe der Zeit wird die Mitgliedschaft in der Landjugend, in diversen Vereinen zum Lebensalltag und ein fester Bezugspunkt zur Dorfgemeinschaft. Das Engagement der Bäuerinnen reicht dabei von der Brauchtumspflege, über kirchliche Aktivitäten, Verschönerungsmaßnahmen, der Verköstigung bei Vereinseinsätzen, der Betreuung hilfsbedürftiger Mitmenschen bis zur Mitarbeit in Kommunalpolitik und anderen Gremien.

Quelle: APA-OTS Fiedlerphoto
Am 5. Dezember ist der internationale Tag des Ehrenamts.

Führerschein für´s Ehrenamt

“Wir Bäuerinnen engagieren uns ehrenamtlich und das tun wir auch in der Interessenvertretung und in der Kommunalpolitik. Der Zertifikatslehrgang ‘ZAMm unterwegs – professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum‘ ist dafür wie ein Führerschein für´s Ehrenamt. Er ermöglicht uns, engagierten, starken Frauen eine starke Stimme zu geben und sie für diesen Weg bestmöglich vorzubereiten“, betont Neumann-Hartberger. Seit mittlerweile 15 Jahren bietet die Bäuerinnenorganisation Frauen aus der Land- und Forstwirtschaft diese besondere Unterstützung bei ihrer ehrenamtlichen Vertretungsarbeit an. Ziel ist es, die Teilhabe von Frauen in der Kommunalpolitik sowie in agrarischen Gremien und Organisationen nachhaltig zu erhöhen. Dafür erhalten und verfestigen sie in 80 Unterrichtseinheiten, gegliedert auf sechs Module, die notwendigen Kompetenzen. Bisher haben mehr als 500 Frauen den Lehrgang absolviert, ein Großteil hat die Funktionärstätigkeit aufgenommen und dient damit dem Gemeinwohl.

Der Wert gemeinnütziger Arbeit in Zahlen

Wie wertvoll gemeinnützige Arbeit ist, zeigt eine Erhebung der Statistik Austria, die erstmals für das Jahr 2021 durchgeführt wurde. Demnach haben sich im überprüften Zeitraum etwa 3,8 Mio. Österreicherinnen und Österreicher in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl engagiert – in Organisationen oder auf freiwilliger Basis – und zusammen fast 840 Mio. Arbeitsstunden geleistet. Davon waren mehr als die Hälfte (470 Mio. Stunden) ehrenamtlich und wurden nicht vergütet. Die volkswirtschaftliche Wertschöpfung von bezahlter und freiwilliger Arbeit liegt bei rund 22 Mrd. Euro. Der volkswirtschaftliche Wert der Freiwilligenarbeit wird mit 10,2 Mrd. Euro beziffert. Die Gesamtwertschöpfung Österreichs wird durch die unbezahlten Aktivitäten um bis zu 2,8% erhöht.

Bäuerinnen engagieren sich im Schnitt zwei bis drei Stunden pro Woche ehrenamtlich, bei fast jeder Fünften sind es sogar bis zu sechs Stunden die Woche.

- Bildquellen -

  • Bundestagung der Bezirksbäuerinnen: APA-OTS Fiedlerphoto
  • Ehrenamt: Markus Winkler Auf Pexels
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AUTORred. KaBe
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