Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Erst die Sintflut und nun noch ein (selbst verursachter) Shitstorm. Zumindest zweiteren hätten der Baudirektor und der Bürgermeister aus der roten Landeshauptstadt St. Pölten vermeiden können. Die beiden taten sich dieser Tage als Analysten des Jahrhundert-Hochwassers hervor. Dieses hat gerade in den Bezirken St. Pölten-Land und Tulln für verheerende Schäden in Milliardenhöhe gesorgt. Örtlich wurden dort mehr als 400 Millimeter Niederschlag gemessen. Die Bilder der nach Dauerregen überschwemmten Dörfer und Felder und der Gesichter der Geschädigten, darunter viele Landwirte, gingen durch die Medien.
Die „moderne“ Landwirtschaft wurde nun (bald ist Gemeinderatswahl!) als Mitschuldige ausgemacht. Diese trage eine Teilschuld für viele Schäden. Durch sie verdichtete Böden hätten dem Wasser kaum Möglichkeiten zur Versickerung geboten. Weil die Bauern mit „Monstertrucks“ – gemeint sind Traktoren – ihre Felder bewirtschaften würden. Deshalb seien „die Wassermassen wie Sturzbäche von den Äckern in die Gärten und Häuser gelaufen“, also eigentlich geflossen.
Leider hat der Krone-Reporter beide „Experten“ nicht befragt, wie sich die echte, sprich betonierte Bodenversiegelung in deren Einflussbereich in ihrer Provinzmetropole entwickelt hat? Etwa seit der vorhergehenden Jahrhundert-Flut 2002.
Wer für die Folgen von Jahrhundert-Wetterextremen schwadronierend mit roten Polemik-Klassikern („industrielle Landwirtschaft“) Sündenböcke sucht, verdient den Titel „Dolm der Woche“. Den vergibt jedoch der „Falter“, wenn auch eher selten an Vertreter aus dem Umfeld der SPÖ. Von der BauernZeitung gibt’s folgende Bitte: „Macht Euch doch vom Acker!“