Kommentar von Conrad Seidl,
Redakteur “Der Standard”
Die Ereignisse waren nur zufällig gleichzeitig: Kaum war der letzte Bundesheer-Soldat aus Afghanistan abgezogen, kam ein 13-jähriges Mädchen in Wien unter Beteiligung von mehreren jungen Männern afghanischer Herkunft zu Tode. Da lohnt es, sich das breitere Bild ins Gedächtnis zu rufen: Um Afghanistan als Terrorbasis trockenzulegen und die menschenverachtende Herrschaft der Taliban-„Gottes“-Krieger zu beenden, waren in den letzten beiden Jahrzehnten westliche Truppen (mit einer kleinen Beteiligung des Bundesheers) in dem zentralasiatischen Land stationiert. Dieser Einsatz ist weitgehend gescheitert – aber ganz vergeblich war er nicht: Die Terrorbasen wurden ausgeschaltet und es wurde hunderttausenden Afghanen den Zugang zu Bildung und zu einem halbwegs westlichen Standards entsprechenden Rechtssystem eröffnet – wie viel von einem starken, laizistischen Staatswesen bleibt und wie viel davon die Taliban wieder zerstören, liegt nun in afghanischer Hand. Dass Zweifel an der Nachhaltigkeit der Militärintervention bestehen, ist einer der wesentlichen Fluchtgründe für junge Afghanen. Man kann ihre Motive gut verstehen. Man muss aber auch verstehen, dass sie nie gelernt haben, sich einer Gesellschaft wie der unseren unterzuordnen. Das muss man ihnen beibringen – und das konsequent. Hier muss sich unser Staat von seiner harten Seite zeigen. Das müsste auch im Interesse der Flüchtlingshelfer sein, die heute selbst bei auffällig gewordenen Migranten alle Hebel gegen deren Abschiebung in Gang setzen. Wir dürfen nicht auch noch im Inland scheitern.