Tierleid stundenlang

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Und da lagen sie in einer Lacke aus Blut, mit aufgerissenen Bäuchen und zerfetzten Kehlen: 16 gerissene Schafe, davon fünf noch zappelnd. Die Notschlachtung erst nach Stunden brachte ihnen die Erlösung. Drei schwer verletzte Tiere wurden mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen, während sich ihre Besitzer auf die Suche nach einem weiteren Dutzend vermisster Tiere machten. Der Rest der ursprünglich 170 Schafe umfassenden Herde wurde noch am selben Tag ins Tal getrieben.
Szenen auf einer Alm bei Westendorf in Tirol. Gerade mal eine Woche dauerte der heurige Aufenthalt der Tiere auf den satten Wiesen im extrem exponierten, steilen Gelände. Dieses zum Schutz vor umherstreifenden Raubtieren sicher zu umzäunen, ist weder technisch möglich noch den Almbauern – weil teuer – zumutbar. Den Anblick ihrer zerfleischten Tiere werden sie wohl lange nicht vergessen.
Und bei dem beschriebenen Massaker handelt es sich um keinen Einzelfall. Fast täglich sind Almbauern mittlerweile mit Wolfsattacken auf ihre Tiere konfrontiert. Rund 50 Wölfe, immer öfter in kleinen Rudeln, durchstreifen Österreich; als Zuwanderer für einige Wochen, aber auch bereits hier Geborene. Deren Zahl steigt von Jahr zu Jahr.
Für die Landwirte sind ihre Schafe, Ziegen oder Rinder mehr als reine Nutztiere, deren abrupter Tod ohnehin mit einer oft nur dürftigen Ausfallsprämie abgegolten wird. Auch für teure Zuchttiere oder besonders wertvolle, alte Rassen gibt es bei Rissen nicht mehr. Für wild gewordene Hunde kennt die Gesellschaft auch kein Pardon. Für Isegrim dagegen schon. Wie lange noch?

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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