Anfang Oktober startet das Land Oberösterreich ein unabhängiges und weisungsfreies Bienenzentrum. „Bauern und Bienen brauchen einander. Wir möchten hier ein bewusstes Signal setzen, denn es kann nicht genug Initiativen dafür geben“, erklärte Max Hiegelsberger, Agrarlandesrat und Initiator des Bienenzentrums, die Notwendigkeit dafür.
Das Kompetenzzentrum für die fleißigen Insekten wurde nicht ohne Grund auf der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer angesiedelt, wie Präsident Franz Reisecker erklärte: „Die Imkerei gehört zur Landwirtschaft. Ab einer Größe von 50 Bienenvölker – unabhängig von Grund und Boden – bekommen Erwerbsimker einen Einheitswert und sind somit Mitglied der Landwirtschaftskammer.“ Zudem gilt Oberösterreich mit insgesamt 7300 Imkern und knapp 81.000 Bienenvölkern als das bundesweite Bienenland Nummer Eins.
“Brauchen Versachlichung der Diskussion”
Ziel sei die unabhängige Beratung, Bildung, Information und Wissensvermittlung zu den Themen Bienen und Biodiversität sowie die Erschließung von neuem Wissen und aktuellen Erkenntnissen. Davon sollen laut Hiegelsberger nicht nur die Insekten, sondern der gesamte Lebensraum profitieren, „denn Bienen sind entscheidend für funktionierende Ökosysteme.“ Neben der Bereitstellung fachlicher Expertise soll auch eine Vernetzung auf nationaler und internationale Ebene erfolgen. Fachlich und strategisch begleitet wird das Bienenzentrum durch einen vielseitig besetzen Beirat, der sich unter anderem durch Mitglieder der Bereiche Bienenzucht, Imkerei, Naturschutz, Landwirtschaft, Wissenschaft sowie der Land- und Forstwirtschaft zusammensetzt.
Reisecker betonte die vielen Schnittstellen, welche es positiv zu besetzen gilt. „Sowohl für die Landwirtschaft als auch die Imkerei können hier viele neue Aspekte erarbeitet werden, die letztendlich zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen können.“
Mit kommenden Montag, den 2. Oktober 2017, werden die beiden Bienenexperten Petra Haslgrübler und Theresa Frühwirth ihre Arbeit aufnehmen.
Status quo – neuer Schädling im Anflug?
Das 2017 ein gutes Jahr für die Bienen ist liegt nicht nur an der Eröffnung des neuen Bienenzentrums: „Die Ausfälle im abgelaufenen Winter waren mit 8,9 Prozent so gering wie noch nie“, betonte Hiegelsberger. In „normalen“ Jahren sei es üblich, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Bienen den Winter nicht überleben. Der Großteil der Schuld am Bienensterben werde oftmals fälschlicherweise der Landwirtschaft zugeschrieben. „Der Pflanzenschutz ist jedoch das geringste Problem beim Ausfall“, so Hiegelsberger. Vielmehr würden warme Herbsttemperaturen sowie die Varoamilbe und Faulbrut den Völkern zusetzen. Mit dem „kleinen Beutenkäfer“, der bereits in Südtalien aktiv ist und sich extrem schnell verbreitet, sehen die Experten zukünftig eine weitere große Gefahr auf die Bienen zukommen.
- Bildquellen -
- AO8Z3748: Land OÖ/Grilnberger