BauernZeitung: Frau Präsidentin, bis zur LK-Wahl sind es nur noch drei Tage. Die Wahlwerbung ist verteilt, die Plakate stehen, alle Online-Termine sind absolviert. Worauf kommt es jetzt noch an?
LANGER-WENINGER: Jetzt geht es vor allem darum, dass alle Wahlberechtigten am Sonntag auch tatsächlich zur Wahl gehen. Viele haben schon die Möglichkeit der Briefwahl in Anspruch genommen. Wer die Briefwahlunterlagen noch daheim liegen hat, soll bitte umgehend dafür sorgen, dass sie bis morgen Freitag am Gemeindeamt abgegeben oder am Sonntag noch direkt ins Wahllokal gebracht werden. In allen Wahllokalen werden Vorkehrungen getroffen, dass am Sonntag ein sicheres Wählen möglich ist. Auch ältere Personen und Personen mit gesundheitlichen Risiken können so bedenkenlos eine direkte Stimmabgabe im Wahllokal vornehmen.
Eine Wahl wie heuer hat es noch nie gegeben. Durch Corona waren keine Präsenzveranstaltungen möglich. Hat die Pandemie den Wahlkampf gebremst?
Die Corona-Pandemie hat die Wahlauseinandersetzung keinesfalls gebremst, aber doch völlig anders gestaltet. Es ist uns gelungen die fehlenden Präsenzveranstaltungen durch unterschiedliche digitale Formate zu ersetzen. Wir haben damit bei vielen Veranstaltungen wie zuletzt beim Wahlauftakt wesentlich mehr Menschen erreicht als das mit Präsenzveranstaltungen möglich gewesen wäre. Persönlich hat mir aber der direkte Dialog mit den Bäuerinnen und Bauern gefehlt.
Ist eine gesetzlich vorgeschriebene Interessensvertretung heute überhaupt noch zeitgemäß?
Es zeichnet sich bereits ab, dass die aktuelle Wirtschaftskrise die Verteilungskonflikte zwischen Bevölkerungsgruppen weiter verschärfen wird. Da wird es entscheidend sein, dass sich die Land- und Forstwirtschaft mit einer gemeinsamen starken Stimme in den politischen Diskurs einbringt. Insofern ist unsere gesetzliche Berufsvertretung gerade in der aktuellen Situation absolut unverzichtbar.
Sie werben auf den Wahlplakaten mit dem Slogan „Neuer Stil – Neue Perspektiven“. Welchen Stil haben Sie, und wie lauten die Perspektiven für die Bäuerinnen und Bauern in OÖ?
Mein Anspruch ist es, allen Bäuerinnen und Bauern auf Augenhöhe und mit persönlicher Wertschätzung zu begegnen. Dazu gehört auch die sachliche Diskussion und Wertschätzung für die Vertreter der anderen Wählergruppen. Ich habe in meiner erst kurzen Amtszeit von den Bäuerinnen und Bauern viele Anliegen und Sorgen mitnehmen können. Diese wurden in die Erarbeitung eines umfassenden LK-Arbeitsprogrammes und in das aktuelle Wahlprogramm des Bauernbundes eingebracht. Mein Anliegen ist es, den Bauernstand in seiner gesamten Vielfalt wirksam und konsequent zu vertreten. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem umfassenden Angebot in der Interessensvertretung, Bildung und Beratung trotz aktuell schwieriger Rahmenbedingungen viele neue Perspektiven bieten können.
Wie lauten die zentralen Schwerpunkte des Arbeitsprogramms?
Es geht um die steigenden gesellschaftlichen Ansprüche an die landwirtschaftliche Produktion, vor allem in Fragen des Tierwohls, der Ökologie und der Biodiversität, die praktikable Ausgestaltung von Direkt- und Ausgleichszahlungsregelungen in der neuen GAP, der Schutz des bäuerlichen Eigentums und vor allem auch die Stärkung des Dialoges mit der Gesellschaft.
Worin liegt die Stärke des Bauernbundes?
Die Stärke des Bauernbundes liegt einerseits in der Struktur, andererseits in der starken politischen Verankerung. Es sind praktisch ausschließlich die Vertreter des Bauernbundes, die von der Gemeinde- bis zur EU-Ebene die Interessen unserer Bäuerinnen und Bauern vertreten und Anliegen auch tatsächlich umsetzen können. Nur der Bauernbund hat die erforderliche politische Kraft zur tatsächlichen Umsetzung von berechtigten Anliegen der Bauernschaft. Wer nicht am Tisch sitzt, kann auch nicht mitentscheiden.
Im Wahlprogramm des Bauernbundes liegt der Fokus auf der Stärkung des bäuerlichen Familienbetriebs – braucht es Verbesserungen für die kleinen und mittleren Betriebe?
Verbesserungen für kleine und mittlere Betriebe im System der Direkt- und Ausgleichszahlungen sind ein zentraler Schwerpunkt unseres Programmes. Wir fordern einerseits eine Ausweitung der Sockelbetragsregelung im Rahmen der Bergbauern-Ausgleichszulage auf die ersten 20 Hektar eines Betriebes. Diese Erweiterung wird aber keinesfalls zu Lasten der ersten zehn Hektar gehen. Zudem bekennt sich der Bauernbund klar dazu, dass im Rahmen der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik auch die Möglichkeit der EU-Umverteilungsprämie in Anspruch genommen werden soll.
Sie haben zuletzt vehement eine Entschädigung für bäuerliche Vorlieferanten der Gastronomie gefordert. Wie laufen die Gespräche, und ist schon eine Einigung in Sicht?
Wir sind dazu derzeit in intensiven Gesprächen mit dem Landwirtschafts- und dem Finanzministerium. Es gibt ein klares politisches Bekenntnis bis hin zum Bundeskanzler, dass es eine entsprechende Entschädigungsregelung für bäuerliche Vorlieferanten geben soll. Grundsätzlich würde die bereits bestehende Verlustregelung auch für bäuerliche Betriebe gelten. Diese ist aber für pauschalierte Betriebe praktisch nicht wirklich umsetzbar, sodass wir hier mit Nachdruck auf eine praktikable Umsetzung drängen.
Bei der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung sehen Sie den Gesundheitsminister am Zug – wo spießt es sich hier, und wann kann endlich mit einer Umsetzung gerechnet werden?
Die Umsetzung ist für heuer vorgesehen. Der Bauernbund konnte dieses Anliegen in den Regierungsverhandlungen durchsetzen. Für die konkrete Umsetzung ist nun aber Gesundheitsminister Anschober zuständig. Trotz der großen Herausforderungen bei der Bewältigung der Corona-Krise ist es für mich absolut unverständlich,
warum hier der Minister trotz wiederholten Aufforderungen noch immer keinen konkreten Umsetzungsvorschlag auf den Tisch gelegt hat.
Sie sind seit mittlerweile 1,5 Jahren im Amt. Wo haben die Bäuerinnen und Bauern Ihre Vertretung gespürt?
In meiner erst kurzen Amtszeit konnten für die Bäuerinnen und Bauern vor allem mit einem umfassenden Entlastungspaket entscheidende Verbesserungen durchgesetzt und gerade im sozialpolitischem Bereich langjährige Forderungen endlich in die Tat umgesetzt werden. Aber auch bei der GAP-Diskussion konnten wesentliche Vorentscheidungen getroffen werden, die insbesondere im Interesse der bäuerlichen Betriebe in Oberösterreich liegen.
Was motiviert Sie, weiter für die bäuerlichen Anliegen zu kämpfen?
Die persönliche Leidenschaft und das Engagement unserer Bäuerinnen und Bauern bei der Weiterentwicklung ihrer Betriebe ist für mich die Motivation, weiterhin konsequent für bäuerliche Anliegen zu arbeiten und zu kämpfen. Erzielte Erfolge, egal ob bei größeren agrarpolitischen Entscheidungen oder im Einzelfall, sind ein wichtiger Ansporn für meine Arbeit.
Wie lautet Ihr Wahlziel?
Mein oberstes Ziel ist es grundsätzlich, dass möglichst viele Bäuerinnen und Bauern zur Wahl gehen und damit die künftige Durchsetzungskraft der Landwirtschaftskammer weiter stärken. Persönlich würde es mich natürlich freuen, wenn beim Ergebnis für mein Team im OÖ Bauernbund ein klares Plus davor steht.
Zur Person
Michaela Langer-Weninger ist 42 Jahre, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Sie stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb aus Litschau im Waldviertel ab, hat die Matura an der HBLA für Tourismus in Krems gemacht sowie die Ausbildung zur Facharbeiterin der Landwirtschaft und zur Meisterin im Ländlichen Betriebs- und Haushaltsmanagement erfolgreich absolviert. Seit ihrem 19. Lebensjahr wohnt sie in Innerschwand am Mondsee. Dort bewirtschaftet sie seit 2002 mit ihrer Familie den „Aichriedlhof“ mit Bio-Heumilcherzeugung.
Seit 2009 ist sie Landtagsabgeordneteund seit 2017 Mitglied im ÖVP-Landesparteivorstand.
Langer-Weninger ist seit 2014 Obmann-Stellvertreterin im
OÖ Bauernbund und seit Juni 2019 LKOÖ-Präsidentin.
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- Portrait Langer Weninger02: BZ