Spritze oder Striegel? Das ist die Entscheidung, die Anbauer von Sojabohne etwas zwei bis drei Tage nach der Saat zu treffen haben. Es gilt abzuwägen, ob eine mechanische Maßnahme in Form von Blindstriegeln gesetzt wird oder ob ein Vorauflaufherbizid ausgebracht wird.
Blindstriegeln kann im Faden- oder Keimblattstadium der Unkräuter sehr wirkungsvoll sein. Wichtig ist jedoch, dass das Saatgut ausreichend mit Erde bedeckt ist, da es sonst zu Schädigungen kommen kann. Bei den Vorauflauf-herbiziden sind die Angaben „in Tagen nach der Saat“ zu beachten.
Einsatz von Vorauflaufherbiziden
Der seit dem Vorjahr neue Soja Pack ist eine Kombination aus den bekannten Produkten Reactor und Successor 600. Die Aufwandmenge von 0,25 l/ha Reactor und 2,0 l/ha Successor 600 im Vorauflauf hat eine gute Wirksamkeit. Voraussetzung dafür ist allerdings ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbeet und ausreichend Bodenfeuchte. Die beste Wirkung erzielt der Soja Pack in der Keimphase der Unkräuter und Ungräser. Die Packungseinheit ist nun praxisgerecht auf zwei oder vier Hektar ausgelegt.
Ebenfalls seit dem Vorjahr hat Proman eine reguläre Zulassung bzw. Indikationserweiterung für die Kultur Sojabohne. Proman hat den Vorteil, dass es derzeit keine Sorteneinschränkungen in Bezug auf Wirkstofftoleranz (Verträglichkeit) in den in Österreich vermarkteten Sojabohnensorten gibt.
Der in Proman enthaltene Wirkstoff Metobromuron wird über Wurzeln und Blätter der Unkräuter aufgenommen. Der Wirkstoff bleibt über einige Wochen in der oberen Bodenschicht wirksam, somit werden auch später keimende Unkräuter erfasst. Proman stellt mittlere Ansprüche in Bezug auf die Bodenfeuchtigkeit und zeichnet sich durch eine sehr gute Dauerwirkung auf schwer bekämpfbare Unkräuter wie Weißer Gänsefuß, Melde und Ambrosia aus (auch Triazin- und Triazinon-resistenter Gänsefuß bzw. Melde werden sicher erfasst).
Im Vergleich zur bisherigen Notfallzulassung haben sich die Abstände zu Oberflächengewässern geringfügig geändert. Die Aufwandmenge im Vorauflauf ist flexibel von 2,0 l/ha auf leichten Böden bis 3,0 l/ha auf schweren, humusreichen Böden. Bei Ambrosia wird in eine Tankmischung aus 2,5 l/ha Proman plus 0,8 bis 1,0 l/ha Spectrum auf mittelschweren Böden empfohlen. Ausnahme: Auf Böden mit Tongehalt unter 15 Prozent und sandigen Böden sollten max. 2,0 l/ha Proman im Vorauflauf zum Einsatz kommen. Auf Böden mit weniger als 1,5 Prozent Humusgehalt darf Proman nicht eingesetzt werden. Proman wird in der Praxis auch öfters in Tankmischungen mit Clomate/Reactor und Spectrum angewendet.
Saattiefe soll 3 bis 4 cm betragen
Wichtig bei der Anwendung sämtlicher Vorauflaufherbzide ist, dass Überlappungen vermieden werden und die Saattiefe 3 bis 4 cm betragen soll. Feinkrümeliges und abgesetztes Saatbeet sind wichtige Voraussetzungen für eine gute Wirkung.
Seit Jahren bewährt sind die bekannten Vorauflaufherbizide Artist und Spectrum Plus. Beim Einsatz dieser Mittel ist auf jeden Fall die eingeschränkte Sortenverträglichkeit und die angepasste Aufwandmenge, vor allem auf leichten Böden, zu beachten.
Nachauflaufmittel bei Nachtschatten
In den vergangenen Jahren hat sich der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum) stärker verbreitet. Als wärmeliebender Spätkeimer verursacht er vor allem Spätverunkrautungen, insbesondere in Kulturen mit spätem Blattschluss wie eben Soja sowie auch in Mais, Kartoffel oder Zuckerrübe. Die Vorauflaufherbizde in der Sojabohne sind gegen den Schwarzen Nachtschatten nicht immer ausreichend wirksam. Mittel der Wahl in der Sojabohne ist in diesem Fall Pulsar 40, das im Nachauflauf den Schwarzen Nachtschatten zuverlässig beseitigt.
Als weiteres Nachauflaufherbizid gegen breitblättrige Unkräuter in Sojabohne zugelassen ist das Produkt Harmony SX. Ebenso wie Pulsar 40 wirkt Harmony SX über das Blatt. Pulsar 40 hat eine leichte Bodenwirkung, die in der Praxis aber kaum von Bedeutung ist. Bei Pulsar Plus wurde eine Zulassung gemäß Art. 53 für die Splitting-Anwendung beantragt. Der Antrag wurde abgelehnt. Das Produkt darf somit in der Sojabohne nicht eingesetzt werden. Die im Nachauflauf zugelassenen Wirkstoffe sind allesamt der HRAC-Gruppe B zuzuordnen. Die Spritzfolge von Vorauflauf/Nachauflauf ist deshalb auch ein wichtiger Baustein im Hinblick auf das so wichtige Resistenzmanagement.
Ein Wechsel der Wirkmechanismen beim Herbizideinsatz in der Kultur und über die Fruchtfolge hinweg ist ein Schlüsselfaktor für die zukünftige Erhaltung wichtiger Wirkstoffe.
Ungräser besser separat bekämpfen
Die Bekämpfung von Gräsern sollte generell in einer separaten Überfahrt durchgeführt werden, da sonst Probleme bei der Verträglichkeit auftreten können. Tankmischungen von Pulsar 40 mit Focus Ultra sind meist gut verträglich.
Wichtig bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist, die der Packung beiliegende Gebrauchsanweisung zu lesen sowie den aktuellen Zulassungsstand aus dem amtlichen Pflanzenschutzmittelregister abzurufen. Die Anwendungen sind tagesaktuell zu dokumentieren (Datum, Kultur, Schlag mit Fläche, Produkt, Menge). Für die Aufzeichnungen bestehen keine Formvorschriften, empfehlenswert ist die Verwendung elektronischer Programme wie z. B. die Ackerschlagkartei AgrarCommander. Elektronisch geführte Aufzeichnungen sollen regelmäßig ausgedruckt werden.
Falsches Saatbeet
Eine durchaus sinnvolle Maßnahme vor dem Anbau ist das Anlegen eines „falschen Saatbeetes“. Mithilfe eines solchen können die Samen meist einjähriger Unkräuter zum Keimen gebracht werden. Zehn bis 14 Tage nach Anlage des falschen Saatbeetes wird dann, wenn die meisten Unkräuter im 2- bis 4-Blattstadium sind, mit Egge oder Striegel eine Überfahrt gemacht, um die Unkräuter mechanisch zu beseitigen. Wichtig ist, dass durch die mehrmaligen Überfahrten das Saatbeet nicht zu fein wird, da sonst die Gefahr von Erosion und Verschlämmung besteht. In Hanglagen ist die Erosionsgefahr zu beachten.
- Bildquellen -
- 2416 0601w Soja Herbizid: agrarfoto.com