Dürreperioden hinterlassen lückige, von Unkraut bewachsene Grünlandflächen. Zwar werden diese Wiesen hinterher wieder grün, es fehlen dann meist die wertvollen Futtergräser für Qualität und Ertrag. Ohne Regeneration mit klimaresilienten Gräsern und Kleearten verlieren die Wiesen ihre Ertragsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Der Begriff „klimaresilient“ steht hier für die Widerstandsfähigkeit der Futterpflanzen gegen ungünstige Klimaverhältnisse wie Trockenheit.
Empfehlungen zur Einsaat nach Trockenschäden
Recherchen zeigen, dass es eine Reihe altbewährter und weiterer Futterpflanzen gibt, die gute Resilienz bei Trockenheit zeigen. Wesentlich dabei ist, dass diese Schlüsselarten tiefer als andere Arten wurzeln. Idealerweise soll die Einsaat vor einsetzenden Niederschlägen erfolgen.
Quelle: HumerTabelle 1 zeigt, wie eine klimaresiliente artenreiche Einsaatmischung zusammengesetzt sein sollte (Einsaatmischung „KlimaES“ nach Humer). Diese Mischung eignet sich zur Reparatur dürregeschädigter Wiesen wobei sich die Saatstärke am Schadensausmaß orientiert:
• Bei Trockenschäden mit 10 bis 35 Prozent (%) Lückigkeit in der Grünlandnarbe werden 10 bis 15 kg/ha Saatgut empfohlen,
• bei Lückigkeiten von 50 % lautet die Empfehlung auf 20 bis 25 kg/ha
• und bei höherer Lückigkeit und in Ungunstlagen auf 30 kg/ha.
Erhältlich sind die einzelnen Arten im Saatguthandel, der mitunter auch die Mischung erstellt und bei größeren Bestellungen auch anliefert. In Österreich geprüfte Sorten sind im Handbuch der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Viehwirtschaft (ÖAG) zu finden (https://gruenland-viehwirtschaft.at/images/OEAG_Handbuch_2017_last.pdf) sowie auch auf der Internetseite www.baes.gv.at/pflanzensorten/oesterreichische-beschreibende-sortenliste/graeser/. Der Handel vertreibt auch Sorten mit EU-Zulassung ohne Prüfung in Österreich.
Zu beachten ist bei der Einsaat, dass es meist eine dreimalige Wiederholung braucht, damit sich die neuen Arten etablieren können. Zudem sollten bei den Wiederholungen auch die Anteile der einzelnen Arten weiter variiert werden, um einseitige Entwicklungen zu vermeiden. Beispielsweise können Weißklee und Timothe in der Mischung KlimaDW wegegelassen werden, wenn sie lokal ungeeignet sind oder keine Durchsetzungskraft haben. Auch Arten mit bereits zu hohen Anteilen sollten nicht zusätzlich eingesät werden.
Bei der Neuanlage dürregeschädigter Wiesen kommen weitere klassische Arten (Timothe, Wiesenschwingel, Goldhafer) zum Einsatz, die je nach Eignung für den Standort in unterschiedlichen Anteilen gewählt werden sollten. Tabelle 1 zeigt in der Spalte Dauerwiesenmischung „KlimaDW“ eine Saatgutmischung zur Anlage von Dauerwiesen für dürregefährdete Lagen.
Neunanlage mit lokaler Anpassung
Eine Wiesenneuanlage wird meist nur bei einem Totalausfall, bei starken Wildschäden oder bei starker Verunkrautung in Frage kommen. Was Trockenschäden betrifft, so ist eine Neuanlage angemessen, wenn die Grasnarbe überwiegend ausgetrocknet und abgestorben ist. Die höchsten Erträge verspricht eine Neuansaat nach Regenfällen bis in den September hinein mit maximal einen Zentimeter Sätiefe. Meist muss ein Reinigungsschnitt gegen die rasch aufwachsenden Unkräuter folgen. Nachfolgend auflaufender Ampfer ist mit kleeschonenden Mitteln im Herbst eindämmbar. Bei Wiesenumbrüchen und der Unkrautbekämpfung ohne bisheriger Erfahrung lohnt es sich, auf die Erfahrungspraxis von Lohnunternehmern zurückzugreifen.
Beratungen zeigen, dass häufig ungeeignete Wiesenmischungen gekauft werden. Zur Neuanlage gewöhnlicher Dauerwiesen (ohne Dürrestress) kann auf die ÖAG-Standardmischungen (A, B, C, D, OG, VS, G, H, …) zurückgegriffen werden (siehe BauernZeitung Nr. 32/2018, Seite 7). Abzuraten ist allerdings von der ÖAG-Nachsaatmischung „Natro“ für trockene Lagen – da hier die je 10-prozentigen Anteile von Wiesenrispe und Saat-Luzerne problematisch sind. Die Wiesenrispe wurzelt eher flach und die Luzerne ist aufgrund ihres Kalkbedarfs eher für Acker- als für Wiesenstandorte geeignet.
Versuche mit Esparsette oder Sichelluzerne
Um die zum jeweiligen Standort passenden Pflanzenarten zu finden, ist es ratsam, Versuchseinsaaten vorzunehmen. Experimentierfreudige Betriebsführer können beispielsweise mit einem Sack Saatgut auf Kleinflächen in exponierten, trockenen Lagen (z. B. Böschung) die Eignung bestimmter Arten testen. Mögliche Testkandidaten sind u. a. auch die tief wurzelnde Esparsette oder die Sichelluzerne. Letztere gedeiht an Böschungen immer häufiger und gut, nicht aber auf kalkfreien Böden.
Wer an die klimakritische Zukunft von Futterwiesen denkt, kann heute mit einer Reihe klimaresilienter Gräser und Kleearten das Risiko von Ertragsausfällen senken. Die vorgestellten trockenheitsverträglichen Saatgutmischungen sollten rechtzeitig in September zur Anwendung kommen. Neben den bewährten trockenheitsverträglichen Arten wie Glatthafer, Knaulgras, Englisches Raygras, Rotschwingel, Rotklee und Hornklee stehen mit Festulolium und Rohrschwingel auch weitere Arten für warme, trockene Lagen zur Verfügung.
Futterwiesenexperte Johann Humer ist für Rückmeldungen über Erfahrungen mit trockenresistenten Arten dankbar und steht für Auskünfte zur Verfügung . E-Mail: johann.humer@gmail.com, Tel. 0664-8244458.
Klimastrategische Arten –
Tiefwurzler trotzen der Trockenheit
• Rohrschwingel zeichnet sich durch seine Robustheit auf trockenen wie verschlämmten, verdichteten Böden durch sein robustes und tiefgehendes Wurzelnetz aus. Diese Eigenschaft verleiht ihm auch einen besondere Trockenresistenz. Neue Zuchtsorten haben feinere Blätter und sind besser verdaulich. Die Konkurrenzkraft des sich langsam entwickelnden
Rohrschwingels ist anfänglich schwach, nimmtaber mit zunehmender Nutzungsdauer zu. Die Erträge sind gleichmässig über die Wachstumsperiode verteilt. Der Rohrschwingel ist ein idealer Partner für intensiv genutzte, längerdauernde Mischungen.
• Wiesenschweidel (Festulolium) ist ein mehrjähriges Multitalent, denn er lässt sich im Ackerbau, wie im Grünland nutzen. Er ähnelt einem verzweigten Raygras, ist von horstbildendem Wuchs und kann bis zu einem Meter Wuchshöhe erreichen. Volle Leistung erreicht er bei drei bis vier Nutzungen. Dazu ist die frühe Nutzung notwendig. Er ist relativ trockenheitsresistent, jedoch wie die Raygräser und Knaulgras empfindlich gegen länger andauernde Bodenvernässung. Für den Anbau von Festulolium geeignet sind warme, sonnige, frische bis feuchte Standorte vom Flachland bis Mittelgebirgslagen. Unter trockenen Bedingungen wächst er infolge tivefer Durchwurzelung auch auf mageren und trockenen Standorten zügig und kräftig nach. Dank seiner Wüchsigkeit ist er konkurrenzstark, ähnlich den Raygräsern. Da er sich schnell in Lücken etablieren kann und unerwünschten Fremdbesatz zurückdrängt ist er ideal für Grünlandmischungen zur Nachsaat oder Neuansaat. Beim Rückgang von Raygras in den Wiesen können Wiesenschweidel und Knaulgras den Ertragsverlust gut kompensieren. Rohrschwingel in Kombination mit Wiesenschweidel nutzt nach dem Winter das Wasserangebot für die Ertragsbildung gut und zeigt auch im Vegetationsverlauf eine gute Entwicklung. Festulolium ist in der Ages-Sortenprüfung 2018 nach Glatthafer und Timothe die ertragreichste Grasart mit 111 dt/ha mit fünf Sorten auf vier Standorten.
• Knaulgras ist seit jeher ein ertragsstarkes Obergras auf Trockenstandorten. Zudem ist es in Österreich das wichtigste Gras von Tal- und Bergwiesen. Knaulgras sollte auf guten und trockenen Wiesenstandorten niemals fehlen. Anzustreben sind Anteile von 20 bis 40 % im Futterbestand. Das Ages-Sortenmittel beträgt 110 dt/ha TM.
• Englisches Raygras – trotz seiner Herkunft aus niederschlagsreichen Gebieten bewährt es sich auch in trockenen Lagen überraschend gut. Zurückzuführen ist das auf die intensive Züchtung mit tausenden Sorten durch Nutzung der Wasser- und Nährstoffressourcen dank tiefer Durchwurzelung. Zu beachten ist, dass nur ein geringer Anteil von 5 bis 10 % in Wiesen beständig und hochwertig ist. In der Sortenprüfung der Ages erreicht das Raygras ein Ertragsmittel von 92,9 dt/ha TM.
• Rotklee – für ihn gilt Ähnliches wie für das Engl. Raygras. Rotklee ist durch seine Pfahlwurzel ebenso trockenbeständig. Das Ages Sortenmittel für Rotklee beträgt 132,6 dt/ha TM.
• Glatthafer gilt seit jeher als wärmeliebende hochwertige Grasart mit zarten Stängeln und Spitzenerträgen unter trockenen Bedingungen. Durch den Klimawandel erfährt er von Natur aus eine Begünstigung. Wie Rohrschwingel, nimmt er bei drei bis vier Nutzungen mit zunehmender Nutzungsdauer sogar zu. In der Ages-Sortenprüfung ist er mit 123 dt/ha TM Spitze nach Timothegras.
• Rotschwingel ist seit jeher ein ausgewiesenes, viel verbreitetes, trockenheitstolerantes Gras. Als anspruchsloses Gras eignet er sich ebenso für nährstoffarme, extensive und höhere Lagen. Seine Stärke liegt als Untergras in der Bildung besonders dichter Grasnarben und weniger in der Futterqualität. Mit seiner Anspruchslosigkeit und tiefer Durchwurzelung ist er das Gegenteil der flach wurzelnden, konkurrenzschwachen Wiesenrispe, die kein ergiebiges, trockenheitstolerantes Gras ist. In der Ages Sortenprüfung erreicht der Rotschwingel ein Ertragsmittel von 111 dt/ha TM, die Wiesenrispe liegt demgegenüber bei nur 83 dt/ha TM.
• Hornklee kommt erst zur Entfaltung, wenn Wiesen trocken werden. Damit ist er eine wertvolle Leguminose für trockene Lagen. Als anspruchsloser Klee eignet er sich für nährstoffarme, extensive und höhere Lagen. Zudem verbessert sich durch höhere Tanningehalte die Eiweißverwertung im Futter.
Johann Humer
- Bildquellen -
- 1836 Tab1 Wiesenmischungen Web: Humer
- 1836 Rohrschwingel Web: Humer
- 1836 Rohrschwingel Naturbestand Web: Johann Humer