“Mit Fitmacher-Getränken die Gesundheit zurückerlangen. In acht Wochen zur Bikinifigur. Und das alles ohne sich anzustrengen.” Solche und ähnliche Versprechen lassen die Menschen quer durch soziale Medien, Zeitschriften und Magazine auf einen schlanken und gesunden Sommer hoffen. “Mehr lügen kann man gar nicht”, sagt Christian Putscher, bekannter oö. Ernährungswissenschafter und Ernährungscoach zahlreicher Profisportler. Eine seiner Kernaussagen: “Wer abnehmen und gesund leben will, muss sich anstrengen. Die Gesundheit kommt nicht vom Supermarkt oder aus der Apotheke.”
Vom Palmöl bis zum Frühstücksschmäh
“Die Menschen wünschen sich, mit einer Kleinigkeit oder einem bestimmten Lebensmittel Unmögliches zu erreichen”, so Putscher. Deshalb verzeichnen “Wundermittel” wie “Activia” oder “Innocent Smoothies” auch diesen Absatz. Laut Putscher “reine Geschäftemacherei”. Auch die Formel “Kohlenhydrate = Zucker = schlecht” funktioniert nicht, denn “der Körper kann aus jeder Kalorie Fett anlegen”. Je größer der körperliche oder geistige Stress, desto wichtiger ist das “richtige” Essen danach. Deshalb kann auch nicht einer bestimmten Mahlzeit, wie etwa dem Frühstück, die meiste Bedeutung zukommen. Genauso darf man bei allerlei Diäten nicht auf Wunder hoffen. Denn “wichtig ist nicht die Diät, sondern wie ich danach weitertue”, sagt Putscher. Fertigprodukte wie etwa Hipp könnten nicht wertvoll sein: “Da muss man sich nur das Haltbarkeitsdatum anschauen”.
Dem Thema Palmöl widmete Putscher im Vortrag besondere Aufmerksamkeit. Ob Nutella, Ravioli, Margarine oder Schokoriegel, in beinahe jedem zweiten Produkt im Supermarkt ist Palmöl enthalten. “Es gibt kein zweites Nahrungsmittelfett, das so minderwertig ist”, sagt Putscher. Denn Palmöl besteht zu 43 Prozent aus Palmitinsäure, eine gesättigte Fettsäure, von der “wir wissen, dass sie choles-terinerhöhend mit allen begleitenden Auswirkungen ist.” Zudem sei sie auch “ökologisch ein Wahnsinn”, weil mit den Palmölplantagen großer Industrien Kleinbauern die Existenz genommen wird. Was man tun kann: “Packung umdrehen und lesen”, so Putscher. Denn Palmöl muss als Zutat ausgewiesen werden.
Mehr Wissen statt Glauben
Generell plädierte Putscher dafür, Tipps von sogenannten “Ernährungsexperten” kritisch zu hinterfragen: “Die Menschen tragen Wissen durch die Gegend, das nicht stimmt und nicht reflektiert wird”, so Putscher. Schnell werden dann Ernährungsempfehlungen Glauben geschenkt und pauschal Lebensmittel verurteilt. Und das sei problematisch, denn für die Ernährung gilt, so Putscher: “Glaube ist die Kapitulation vor dem Wissen.”