Amsterdam, Athen und London haben sie schon. In Berlin und Köln gibt es sie seit 2015 und Wien stellt erste Überlegungen dazu an. Amerika hat sie natürlich schon vor Europa gehabt. Die Rede ist von sogenannten „Ernährungsräten“. Sie sollen in den Städten das Ernährungssystem unter die Lupe nehmen und zum Besseren verändern. Weil – so heißt es etwa auf der Homepage der deutschen Ernährungsräte – „die Städte selbst keinen Einfluss mehr auf ihre Lebensmittelversorgung haben“. In den Ernährungsräten sollen sich demnach „Bürger, Aktivisten, die lokale Politik und die regionale (Land-)Wirtschaft zusammentun, um den notwendigen Wandel anzugehen“.
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger will gemeinsam mit Bio Austria OÖ diese Idee nach Oberösterreich importieren und nicht nur Städte ansprechen, sondern alle Gemeinden, die
vor Ort in punkto Lebensmittelversorgung etwas bewegen und verändern wollen. „Was und wie wir essen, wird heute viel zu häufig von den Managern der internationalen Lebensmittelindustrie und des -handels bestimmt. Rücken wir wieder ein Stück zusammen und bringen wir das Thema Ernährung zurück in unsere Gemeinden zu unseren Bürgern“, so der Landesrat.
Was macht ein Ernährungsrat?
Grundsätzlich beschreibt ein Ernährungsrat einen Arbeitskreis, der die Akteure des lokalen Lebensmittelsystems einbindet und die Bedürfnisse der Gemeinde miteinbezieht. Die Möglichkeiten, einen Ernährungsrat aufzubauen, sind vielfältig und variieren nach Mitgliedern, Strukturen und Aufgaben in den Gemeinden. „Somit kann ein Ernährungsrat an die spezifischen Gegebenheiten in der Gemeinde angepasst werden“, sagt Hiegelsberger. Das System basiert auf Freiwilligkeit, Teil davon kann jeder werden: Menschen aus der Landwirtschaft, dem Lebensmittelhandwerk und -handel, aus der Gastronomie und der Politik genauso wie Multiplikatoren aus dem Bildungsbereich, Verbraucher und Ernährungsexperten.
Gemeinsam sollen sie die „Ernährungssouveränität“ zurückgewinnen, sprich Bewusstseinsbildung machen und konkrete Aktionen setzen. Der Fokus kann auf der regionalen Essensversorgung in Schulküchen, Großküchen oder bei Vereins- und Gemeindefesten liegen. Die Anlage von Naschgärten in Kindergärten und die Förderung regionaler Vermarktungsinitiativen sind ebenso Beispiele wie die Forcierung von Schule am Bauernhof-Tagen oder die Gründung eines Dorfladens.
Der erste Ernährungsrat hat sich in Pennewang gegründet, wo Bio-Austria-Obmann Franz Waldenberger Bürgermeister ist. „Bei uns gibt es viele ernährungsbewusste Menschen, die Wert auf gesunde und regionale Lebensmittel legen. Mein Anliegen war es, diese Menschen zusammenzubringen, um zu schauen, ob wir neue Akzente in der Gemeinde setzen können.“ Wer seinem Beispiel folgen will, kann sich an das Agrarressort des Landes oder Bio Austria Oberösterreich wenden. Diese unterstützen die Ernährungsräte bei der Gründung, vernetzen sie untereinander, liefern Informationen und begleiten sie.
Selber aktiv werden und mitmachen
Nähere Informationen zur Gründung eines Ernährungsrates und dessen Möglichkeiten unter: max-lebensqualitaet.at oder www.bio.austria.at/startseite/oberoesterreich
Auskünfte ebenso bei: Cornelia Schwarz, Genussland Marketing, 0664/41 23 982 oder
cornelia.schwarz@ooe.gv.at
- Bildquellen -
- Waldenberger_Hiegelsberger: Land OÖ/Kauder
- Menschen vor Einkaufsregal: Fotolia - Sergey Ryzhov