Am vergangenen Samstag fand im Steiermarkhof der Landesbauernrat des Steirischen Bauernbundes statt. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, ob die FPÖ als Gewinner bei der Landtagswahl mit der Volkspartei oder der SPÖ in Regierungsverhandlungen treten werde. LAbg. Hubert Lang, der scheidende VP-Agrarsprecher, verglich die Situation: „Das ist wie im Flieger. Entweder bist du nur Passagier oder du sitzt im Cockpit und steuerst das Flugzeug mit.“
Bauernbund-Landesobmann Franz Titschenbacher schlug in dieselbe Kerbe: „Unser Wunsch ist, dass die Steirische Volkspartei weiterhin in der Landesregierung und Simone Schmiedtbauer auch künftig unsere Landesrätin ist.“ Auf das Wahlergebnis blickend, stellte er fest: „Wir müssen auch akzeptieren, dass in vielen Bereichen eine Neuorientierung gewünscht wird.“ Selbstkritisch hielt Titschenbacher fest: „Was uns wichtig ist, nämlich der Weg des Miteinanders, der Planbarkeit und Verlässlichkeit, konnte von uns nicht so vermittelt werden, wie wir uns das gewünscht hatten.“ Bei der Ursachenforschung versuchte er im Agrarbereich einige Gründe für die Wahlniederlage ausfindig zu machen. Dazu zählte er zum Beispiel die überbordende Bürokratie und dass viele Landwirte kein vernünftiges Betriebsergebnis mehr schaffen würden. Unterm Strich widerspiegle das Wahlergebnis den Wunsch nach Veränderung.
Dieser wurde auch von Martina Kiefer und Josef Kaiser als Vertreter der Steirischen Jungbauern zum Ausdruck gebracht. „Wir schaffen es nicht mehr, die jüngere Generation mit unseren Botschaften zu erreichen. Der Wunsch nach Veränderung heißt nicht weitermachen wie bisher“, sagte Martina Kiefer. Und Josef Kaiser ergänzte: „Diese Wahlniederlage hat viele Väter. Es ist jetzt an der Zeit, dass wir dazulernen, das haben wir in unserer DNA. Wir sind keine Bauernopfer.“
Bauernbund-Arbeit
Wie Direktor Franz Tonner berichtete, wird der Steirische Bauernbund seine Arbeit im nächsten Jahr ganz auf diese geforderte Neuausrichtung legen. „Wir wollen uns zu agrarischen als auch gesellschaftlichen Themen klarer positionieren, die Mitgliederkommunikation verbessern und die Jugendarbeit stärken. Wir wollen die Mitgliederwerbung forcieren sowie unseren Funktionären und Altbauern eigene Schulungen anbieten.“ Basis für all diese Neuerungen sind die Ergebnisse von Gesprächen, die Landesobmann Titschenbacher und Bauernbund-Direktor Tonner in den vergangenen Monaten mit den Bauernbund-Verantwortungsträgern in allen steirischen Bezirken geführt haben. Details dazu werden in einer Klausur im Jänner erarbeitet. Tonner ließ auch wissen, dass der Mitgliedsbeitrag und der Bauernkalender-Preis dem Verbraucherpreisindex angepasst wurden.
Punkte der Veränderung
Selbstkritisch und mitreißend gab sich Landesrätin Simone Schmiedtbauer und nannte drei Dinge, die verändert werden müssen: „Wir müssen als Kämpfer für die Bauern und Bäuerinnen sowie für den ländlichen Raum besser wahrgenommen werden. Wir müssen kantig werden und auch in jene Bereiche vordringen, wo wir derzeit nicht vertreten sind.“ Weiters sagte sie: „Wir müssen eine klarere Sprache reden, denn oft ist sie zu kompliziert.“ Und drittens sagte sie: „Wir müssen mehr fordern und können nicht immer kompromissbereit sein.“ Zum Ergebnis der Landtagswahl sagte sie: „Es braucht Niederlagen, damit man Siege wieder schätzen kann und demütig wird.“
In einer kurzen Interviewrunde informierten Bezirksbäuerin Michaela Mauerhofer über die Schwerpunkte in der Bäuerinnenarbeit sowie Vizepräsidentin Maria Pein über die Sozialversicherung.
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- Landesbauernrat: NL