Nach dem höchst erfolgreichen Exportjahr 2014/15 mit 31,3 Millionen Tonnen Weizenausfuhren war zu Saisonbeginn Optimismus prägend für ähnlich hohe Erwartungen im neuen Vermarktungsjahr. Starke, anhaltende Konkurrenz aus dem Schwarzmeerraum ließ im Herbst die EU-Exporte nicht in Fahrt kommen, zur Jahreswende gesellten sich dann restriktivere Importvorgaben (Null-toleranz für Mutterkorn in Ägypten) hinzu. Auch die seit Dezember aufgehobenen Weizen- und Mais-Exportzölle belebten in Argentinien die Exportlust, und der Druck auf die Notierungen stieg stetig. Seit Jahresbeginn bis Anfang März 2016 fielen die MATIF-Weizennotierungen dadurch um 16 Prozent. Für EU-Weizen wird mittlerweile bis zum Ende des Vermarktungsjahres am 30. Juni 2016 nur mehr mit weniger, als 30 Millionen Tonnen Exporten gerechnet. Durch höhere Erntemengen als im Vorjahr wird ein Anschwellen der europäischen Saison-Endlagerbestände von 13,52 im Juni 2015 auf 19,25 Millionen Tonnen (USDA-Report 02/16) erwartet. Auch am physischen Markt haben die Preise in den letzten Wochen nachgegeben. Die Verarbeiter sind gut mit Ware versorgt, und kaufen derzeit nur für den kurzfristigen Bedarf ein.
Wüchsiger Winter mit wenig Auswinterungen
In Europa blicken wir auf einen sehr milden, und wie schon 2014/15 überdurchschnittlich warmen Winter zurück. Auswinterungen waren zwar lokal Thema in Gebieten Nord-, Ostdeutschlands und Polens, doch europaweit haben die Bestände einen sehr wüchsigen Winter mit kaum Wachstumsunterbrechungen hinter sich. Regionale Auswinterungen sollten von der übrigen Produktion und den hohen Überlagern gut kompensiert werden. In den USA gehen die Kulturen ebenfalls ähnlich gut entwickelt aus dem Winter. Zwar kann im März ein Kälteeinbruch noch Schäden anrichten, dieser wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher. Einzig aus der Ukraine kommt momentan ernstzunehmende bullische Hoffnung. Durch schlechten Vegetationsstart im Herbst und Auswinterungen wird mit einem Rückgang der Weizenernte 2016 von bis zu 30 Prozent gerechnet. Dies sollte im Herbst 2016 verringerte Konkurrenz für europäischen Weizen am Exportmarkt zur Folge haben.
Was bringt das Frühjahr 2016?
Gleichzeitig ringt europäische Ware weiter um Käufer am Exportmarkt – auch die russische Führung denkt an, den aktuell geregelten Exportzoll für einen bestimmten Zeitraum auszusetzen, und würde zur falschen Zeit weitere, bedeutsame Konkurrenz für EU-Ware bringen. Die aktuell prognostizierten EU-Exportmengen werden durch den schwächeren Verlauf der ersten Saisonhälfte kaum mehr vollständig abgewickelt werden können. Die Exportterminals dürften bei ausreichender Verkaufsbereitschaft der logistische Flaschenhals bis zur Ernte werden. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit haben wir in den letzten Wochen eine rasante Talfahrt der Notierungen erlebt. Bleiben Wetterextreme aus, könnte uns ein weiterer schmerzlicher Einbruch der Weizennotierungen bevorstehen. Wird noch unverkaufte Ware aus der Ernte 2015 gelagert, würden wir uns ehestmöglich entscheiden diese entweder bald zu verkaufen, oder bis mindestens im Winter 2016 mit einer Überlagerung kalkulieren. Durch die enge Verbindung zwischen Mais und Weizen hat auch Mais in den letzten Wochen ähnlich stark Federn gelassen. Die hohen Lagerbestände drücken hier global, und Europa wird wie erwartet trotz der schwachen Ernte 2015 bestens mit Importen versorgt. Bis 17. Februar 2016 wurden mit 9,46 Millionen Tonnen um 60 Prozent mehr Mais importiert, als im Vorjahreszeitraum. Durch schwache Soja-Kursgefüge wird in den USA und Südamerika die Ausweitung der Maisanbauflächen diskutiert, weiterer Druck auf das Gefüge im Frühjahr könnte also bevorstehen.