(K)ein Stück vom Kuchen

Kommentar von Clemens Wieltsch,
Redakteur

Eine Sommerdebatte erster Güte konnte Ende Juli in Österreichs Gazetten verfolgt werden. Der berechtigte Vorschlag von LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger nach einem „Übernachtungseuro“, also einer Zahlung der Tourismusbetriebe an die Bauern, schlug hohe Wellen. Aus seiner Sicht ein „Zukunftseuro“, der insbesondere jungen Bäuerinnen und Bauern Wertschätzung für ihre Arbeit zum Erhalt der Kulturlandschaft gibt. Jener Kulturlandschaft, die dem Tourismus im Vorjahr 151,2 Mio. Nächtigungen und laut WIFO Einnahmen in Höhe von 35,9 Mrd. Euro (+16,6 %) bescherten. Die Antwort der Österreichischen Hoteliervereinigung darauf folgte prompt.

Ihr Präsident Walter Veit ließ ausrichten, man sei nicht bereit, einer „so stark geförderten“ Branche „ein Körberlgeld“ abzugeben. Ganz im  Gegenteil: „Wenn die Bauern die Almen für uns mähen, wollen wir auch das Heu und verkaufen es ihnen dann gerne zurück.“ 

Dass sich der Einstieg in den Futterhandel bei einem aktuellen Heupreis von allerhöchstens 190 Euro je Tonne wohl weniger rechnet als ein Hotelbetrieb im Salzburger Land, muss man dem scharf kalkulierenden Touristiker wohl nicht erklären. 

Bezeichnend ist jedoch die Einstellung des Sprechers einer Branche, die wie keine zweite von den Leistungen der Bauernschaft profitiert. Wer dieser eines Tages die Bilderbuchlandschaften (gleich ob mit Schipisten oder Almen) offenhalten wird, wenn selbst der enthusiastischste Jungbauer aufgibt, lässt Veit übrigens offen. Er agiert hier wohl frei nach dem Frankreichs Königin Marie-Antoinette unterstellten Zitat „Dann sollen sie doch Kuchen essen“. Von ihrem eigenen wollen sie allerdings kein Stück abgeben.

wieltsch@bauernzeitung.at

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