Wie schaut es derzeit bzw. 2024 mit den Gas- und Strompreisen aus? Kann genug Energie im Bezirk Reutte zur Verfügung gestellt werden? Wie weit ist die Wärmebedarfsplanung für den Talkessel fortgeschritten? Kann Photovoltaik die Energie der Zukunft werden? Wird Tirol die geplante Energiewende bis 2050 schaffen?
Das Forum Land hat am Dienstag vergangener Woche zum Thema „Energiepreise – wie geht es weiter?“ ins Veranstaltungszentrum Breitenwang geladen. Der Einladung des Organisators Vizebürgermeister Klaus Schimana zu diesem sehr wichtigen Thema sind cirka 90 Interessierte gefolgt. Simon Larcher, Bürgermeister von Bach und Obmann von Forum Land Reutte, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte den Referenten des Abends, Vorstand DI (FH) Sebastian Freier von der EWR AG.
EWR ist mehr als Strom – der regionale Energieversorger
Die Elektrizitätswerke Reutte AG ist in erster Linie Versorger für Strom, Gas und Wärme und beliefert 40 Kommunen, davon neun im grenznahen Allgäu. Mit 14 Wasserkraftwerken erzeugt der heimische Betrieb ca. 150 MWh/Jahr, was circa 30 Prozent der verteilten Menge entspricht. Das Basisgeschäft der EWR AG ist weiterhin die Energieversorgung, inzwischen jedoch ist das Unternehmen sehr diversifiziert aufgestellt und deckt viele weitere Bereiche ab, von Internet und Telefonie, über Sanitär und Heizung, Elektroinstallation, Gastrogeräte, Photovoltaik und natürlich Eisbahnen, auf deren baldige Eröffnung sich die Reuttener Bevölkerung schon sehr freut.
Kurz-, mittel- und langfristige Herausforderungen
Corona und Ukrainekrieg haben deutlich aufgezeigt, dass Lieferschwierigkeiten und Abhängigkeiten, die in der globalen Wirtschaft bis dato nicht existierten, plötzlich zu Stolpersteinen wurden und von den einzelnen Staaten nicht so schnell aus dem Weg geräumt werden können. Somit gilt es an mehreren Schrauben gleichzeitig zu drehen. Der enorme Preisanstieg von Energie, die unverständlichen Preisschwankungen, die zu Lasten der Verbraucherinnen und Verbraucher gingen, und die Bereitstellung von Energie waren kurzfristige Herausforderungen.
Die mittel- und langfristigen Herausforderungen liegen in den Bereichen Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Autarkie im Energiesektor, Speicherung, Forcierung erneuerbarer Energiequellen, Wasserstoff als Game-Changer, E-Autos, Reduzierung von Verbrauch sowohl im privaten als auch im industriellen Sektor, die Analyse der Wärmewende im Außerfern, die am 7.11.2023 in einer eigenen Veranstaltung präsentiert wird, und – last but not least – das große Ziel „Tirol 2050 – energieautonom“. Erschwerend kommt hinzu, dass bei vielen dieser Vorhaben die derzeitigen und schon geplanten Landes-, Bundes- und EU-Gesetzgebungen Hemmschuhe sein werden.
Wie geht es dem Endverbraucher im Bezirk?
Vorstand DI (FH) Freier erklärte anhand einer Beispielrechnung für Gas und Strom die Belastung für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher im Bezirk, die aufgrund einer enormen Steigerung ein nicht geringes Loch in ihr – inzwischen knapp gewordenes – Budget reißt. So hat sich der Strompreis seit fast einem Jahr verdoppelt. Die EWR AG hat vor kurzem neue Verträge den Abnehmerinnen und Abnehmern angeboten und ca. 75 Prozent haben diese angenommen. Dass der Rest nicht den regionalen Anbieter bevorzugt, liegt an der freien Marktwirtschaft, die hier zum Tragen kommt, da ja jede Endverbraucherin und jeder Endverbraucher sich an jeglichen Anbieter vertraglich binden kann.
- Bildquellen -
- IMG 3777: privat