
Der Fokus des Forschungsprojektes richtet sich auf das Grünland in der Grenzregion Mühlviertel und Bayerischer Wald. Wie bei den meisten landwirtschaftlichen Betrieben ist auch für die vorwiegend rinderhaltenden Betriebe im Grenzraum das Grünland die Futtergrundlage. Die besondere landschaftliche Gegebenheit mit Hügeln und Tälern sowie teils sehr flachgründigen Böden und hohen Jahresniederschlagsmengen erschweren die ackerbauliche Nutzung. Dennoch wurde dies in den vergangenen Jahren stärker priorisiert und das Grünland teilweise vernachlässigt. Oberösterreich mit etwa 43 Prozent und Niederbayern mit etwa 33 Prozent haben trotzdem einen relativ hohen Grünlandanteil. Im Grenzraum liegt dieser noch höher. Die Region ist nicht nur für Einheimische und Touristen sehr schön, sondern bietet auch Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Der Raum und die damit einhergehende Vielfalt sollten daher erhalten und gefördert werden.
Das erste Jahr des Projektes stand ganz im Fokus von Monitorings, Zahlen, Daten und Auswertungen. Im Frühling wurde ein Grünlandmonitoring auf allen vier Pilotbetrieben (je zwei im Bezirk Rohrbach und in Niederbayern) vorgenommen. Dazu wurden Schläge anhand des Gesamtdeckungsgrades und deren Ertragsanteile an vorkommenden Arten beurteilt. Dieses subjektive Monitoring bietet einen guten Überblick über die Artenzusammensetzung der einzelnen Schläge.

Strukturwandel führt zu homogeneren Flächen
Es sind mehrere Faktoren parallel, die die Grünlandbestände sowohl in Österreich, als auch in Deutschland gefähren. So führt etwa der gerade beschleunigte Strukturwandel in der Landwirtschaft zu immer größeren Betrieben. Durch die steigende Betriebsgröße werden infolgedessen die zu bewirtschaftenden, zusammenhängenden Flächen immer größer und somit homogener. Für die Landwirte erleichtert dies die Bewirtschaftung, jedoch verringert sich so das Habitat für die Tiere. Dem wird durch die Förderung von extensiver Bewirtschaftung sowie anderer biodiversitätsfördernder Maßnahmen entgegengewirkt.
Klimawandel verstärkt die Herausforderungen
Durch den Klimawandel werden die Herausforderungen verstärkt. Die längeren Vegetationsperioden sind geprägt von Spätfrösten, Starkniederschlagsereignissen und längeren Trockenphasen. Dies wirkt sich auf den Grünlandertrag aus. Hierbei kann es im schlimmsten Fall zu einem Ausfall von kompletten Schnitten kommen. Ebenso wirken sich die längeren Trockenphasen auf die Artenzusammensetzung im Grünland aus.
Maikäferengerlinge als regionales Dauer-Problem
Gerade die Region im oberen Mühlviertel und im Bayerischen Wald ist stark von den Engerlingen des Feldmaikäfers betroffen. Der Fraß der Engerlinge führt teilweise zu einem Totalausfall des derzeit artenreichen Grünlandes. Durch den Ausfall kommt es zu Ertragseinbußen bei der Ernte. Weiters bedeutet das Bekämpfen der Engerlinge durch einen Umbruch und eine darauffolgende Neuansaat erhebliche Kosten, aber auch einen Verlust der Biodiversität. Die Landwirte brauchen deswegen dauerhafte Lösungen, um die Engerlinge zu reduzieren und das Grünland zu schonen, aber auch um Kosten zu senken. Im Zuge des Projektes wurde dafür auf zwei Standorten im Mühlviertel ein Exaktversuch angelegt. Auf diesen Flächen werden die gängigsten biologischen und mechanischen Mittel und Methoden verglichen. Dazu zählen unter anderem die biologischen Mittel „Melocont“ und „ArtisPro“. Ebenso auch die mechanischen Methoden wie eine Grasnarbenbelüftung und das Kreiseln.
Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg
Das Forschungsteam des Interreg-Projektes „Biodiversität im Grünland“ arbeitet seit Anfang 2024 an genau diesen Herausforderungen und Problemen. Das Team besteht aus dem Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der „Bioschule“ Schlägl und den Bayrischen Staatsgütern (BaySG) mit dem Versuchs- und Bildungszentrum Ökologischer Landbau Kringell. Gemeinsam wird länderübergreifend an diesem von der Europäischen Union kofinanzierten Projekt gearbeitet.
Neben der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liegt der Schwerpunkt auf der Stärkung und Optimierung des Grünlandes in der Grenzregion. Damit soll die Artenvielfalt erhalten werden und auch eine Senkung der Bewirtschaftungskosten entstehen. Die Landwirte sollen den Wert des Grünlandes neu schätzen zu wissen und sensibilisiert werden. Laut Stefan Thurner (LfL), Leiter des Forschungsprojektes, zeigen die über mehrere Jahre erhobenen Grünlanderträge auf Schlagebene Folgendes: Auf jedem Betrieb gibt es mindestens einen schlechten Schlag mit einem zweieinhalbfach geringeren Ertrag im Vergleich zum besten Schlag. Durch durchschnittliche Erntekosten von 100 Euro pro Hektar ist das Grünland eine sehr teure Komponente in der Futterration. Somit ist um einen Betrieb wirtschaftlich führen zu können eine Optimierung der Grünlandnutzung zur Senkung der Betriebskosten essenziell. Auch können durch eine abgestufte Bewirtschaftung sowohl in Österreich, als auch in Deutschland zusätzliche Förderungen beantragt werden. Die dadurch entstehende heterogene Landschaft bietet ein Habitat für viele Tierarten.
Auch das Grünlandmonitoring zeigt, dass sich alle Betriebe im Median ihrer Flächen in einem guten Bereich befinden. Dies ist typisch für Biobetriebe. Jedoch sticht ein
Betrieb mit durchschnittlich 27 Pflanzenarten pro Fläche deutlich hervor.
Monitoring von Pflanzen und auch Insekten
Neben dem Monitoring der Pflanzen im Grünland wird auch die Artenzusammensetzung von Insekten bestimmt. Hierfür wurden auf ausgewählten Schlägen sogenanne Malaisefallen aufgestellt. Die Fallen standen auf diesen Standorten dreimal in der Vegetationsperiode 2024. Anhand dieser und noch weiterer betrieblichen Daten werden im ersten Quartal 2025 für die vier Pilotbetriebe Optimierungsvorschläge erstellt. Übergeordnetes Ziel ist die Vereinbarkeit von ökologischer und ökonomischer Wirtschaftsweise. Hierbei sind die Neuansaat mit standortgerechten Mischungen, optimierte Düngung, Mahdgutübertragung oder die Neupositionierung von Altgrasstreifen und Biodiversitätsflächen von großer Bedeutung. Die Wirtschaftsweise der Landwirte soll dadurch nicht beeinträchtigt, sondern optimiert und gesteigert werden.

Das Projekt läuft noch weitere zwei Jahre
Weitere Ergebnisse der durchgeführten Maßnahmen werden in der noch zweijährigen Projektlaufzeit im Rahmen von Veranstaltungen vorgestellt und diskutiert. Ein Dialog zwischen Experten und Landwirten sowie Interessierten ist insgesamt von großer Bedeutung.
Informationen über das Projekt und die dazugehörigen Veranstaltungen sind auf den Websites der Bioschule Schlägl und der LfL ersichtlich.
Biogespräch am 9. Mai
Am Freitag, dem 9. Mai 2025, wird im Zuge des Projektes ein Schlägler Biogespräch stattfinden. Am Vormittag gibt es einen Vortrag von Stefan Thurner zum Thema „Wiesenwunder: Grünland als Biodiversitätshotspot“, am Nachmittag finden ein Stationsbetrieb zum Thema Heu, Monitoring und Engerlinge satt. Für eine ganztägige Teilnahme gibt es drei Öpul-Stunden für Biodiversität.
- Bildquellen -
- Abb3 Engerling Im September Im Bezirk Rohrbach: A.Hackl
- Bild1: A.Hackl
- Bildschirmfoto 2025 04 29 Um 10.04.50: A. Hackl