Wer Benedikt Leibetseder am Spargelfeld trifft, begegnet einem Bauern, der vieles anders macht. Der gebürtige Oberösterreicher verbrachte seine Kindheit in Papua-Neuguinea, wo seine Eltern Entwicklungshilfe leisteten. Zurück in Österreich half er jede freie Minute am Bauernhof der Großeltern in Kirchberg ob der Donau. Trotz der geweckten Liebe zur Landwirtschaft begann Leibetseder zunächst eine Lehre als Koch und zog nach Wien. Nach zehn Jahren in der Hauptstadt tauschte er seinen Pfannenwender gegen den Spaten und pachtete 2017 den Spargelhof Stöttinger in Leonding bei Linz.
Bis die Eigentümer beschlossen, den Betrieb in der Familie weiterzuführen. So wagte der 38-Jährige einen Neustart: Seit heuer baut er als „Bauer Bene“ auf rund drei Hektar Biospargel an – auf Pachtflächen, ohne eigenen Hof. Seine neue landwirtschaftliche Heimat fand er am Betrieb der Familie Wurm. Seit Generationen bestellt die Familie ihre Felder in Oftering.
“Meine Felder habe ich gepachtet. Für Traktoren, Maschinen und Kühlräume habe ich mich am Betrieb meiner Verpächter
eingemietet.” –
Benedikt Leibetseder
Insgesamt werden derzeit 100 Hektar biologisch bewirtschaftet. „Wir haben keine Elterngeneration am Hof und alleine ist es schwierig, so einen großen Betrieb zu führen. Da braucht man immer Unterstützung von anderen Bauern. Und da ist Benedikt Leibetseder jetzt einer davon“, erzählt Theresa Wurm.
Das Risiko beim Spargelanbau ist groß
Das einfachste Gemüse hat sich Bauer Bene nicht ausgesucht. Die Kultivierung von Spargel ist mit viel Handarbeit verbunden, die Erntemenge oft wetterabhängig. Hinzu kommt, dass der Aufbau einer neuen Spargelanlage etwa 10.000 Euro pro Hektar kostet. Den ersten nennenswerten Ertrag wirft eine solche aber frühestens nach zwei bis drei Jahren ab. „Ich habe keinen Hof, kein Eigentum, keine Fruchtfolge, um mich abzusichern. Herrscht einen Monat lang Kälte, dann wächst der Spargel nicht und der Verdienst bleibt aus“, sagt Benedikt. „Das ist schon ein gewisses Risiko, wenn man allein davon lebt.“
“Das Risiko habe ich immer im Hinterkopf. Aber bis jetzt ist alles gut gegangen.” – Benedikt Leibetseder
Derzeit konzentriert sich Leibetseder auf insgesamt drei Hektar Fläche mit 80 Prozent Grünspargel. Mittelfristig will er die Produktion auf sechs Hektar ausweiten. In der Zwischenzeit arbeitet er am Hof seiner Verpächter mit. Bis Ende Juni, dem Ende der Spargelzeit, ist jetzt Hochphase. Eine spannende Zeit: Wie viele Landwirte ist auch Bauer Bene auf Konsumenten angewiesen, die bereit sind, für sein regionales, biologisch gezogenes Gemüse mehr zu bezahlen.

Mit Direktvermarktung gegen den Preisdruck
In Österreich beträgt die Spargelanbaufläche 762 Hektar, etwa ein Fünftel davon ist Bio. Der Selbstversorgungsgrad liegt derzeit bei nur 47 Prozent. Mehr als die Hälfte der konsumierten Ware stammt aus dem Ausland. Besonders in den Supermärkten dominiert häufig Importware aus Spanien, Italien oder Griechenland. Im Schnitt ist der Grünspargel aus dem Ausland um 2,49 Euro je halbes Kilo günstiger. Beim Weißspargel ist der Preisunterschied ähnlich hoch.
„Der Konkurrenzkampf ist groß. Unsere Produzenten aus Österreich können preislich kaum mithalten. Die Anbaufläche geht zurück. Es geben auch Betriebe auf“, weiß Stefan Hamedinger, Gemüsebauberater der LK Oberösterreich.

In Oberösterreich werden 90 Prozent des Spargels nicht über Lebensmittelketten vermarktet, sondern finden direkt den Weg zur Kundschaft. Das macht viele Betriebe – so auch Bauer Bene – etwas unabhängiger vom direkten Preisvergleich im Handel. Leibetseder: „Die Leute wissen, wo es herkommt, sehen unsere Felder, reden mit uns. Das gibt einen anderen Bezug zur Ware.“
Kooperation unter den Bauern macht‘s möglich
Ihre gemeinsame Ausrichtung auf nachhaltige Produktion, dazu Bio-Qualität samt Direktvermarktung, verbindet Bauer Bene mit der Familie Wurm. „Wir können Maschinen und Infrastruktur gemeinsam nutzen und schonen damit Ressourcen. Auch das Sortiment im Hofladen ‚Nachbars Garten‘ lässt sich so breiter aufstellen und wir helfen uns gegenseitig“, sagt Leibetseder.
All diese Herausforderungen sieht er aber als „Jammern auf hohem Niveau“. Manche würden ihm da widersprechen, er bleibt jedoch positiv. Landwirt Benedikt ist ein Bauer auf Umwegen. Doch seine Geschichte zeigt: Landwirtschaft lebt nicht primär vom Eigentum, sondern vom Engagement.

So wächst der Spargel
Pflanzung: Drei bis vier junge Pflanzen pro Laufmeter (16.000 bis 19.000 pro Hektar) werden im Frühjahr gesetzt. Grün- und Weißspargel sind grundsätzlich dieselbe Gattung. Grünspargel wächst über der Erde und bildet durch das Sonnenlicht Chlorophyll , daher rührt seine grüne Farbe. Hingegen wächst Weißspargel unter der Erde und bleibt deshalb bleich.
Ernte: Je nach Witterung beginnt die Erntezeit im April und dauert offiziell bis zum Johannistag am 24. Juni. Geerntet wird täglich oft frühmorgens. Weißspargel wird unter der Erde ausgestochen, Grünspargel über der Erde geschnitten.
Kulturdauer: Eine Spargelanlage bleibt bis zu zehn Jahre ertragreich, bevor neu gepflanzt werden muss.
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- Bildquellen -
- Spargelstangen: BZ/Schaumberger
- Frisch vom Feld: BZ/Schaumberger
- Folien: BZ/Schaumberger
- Bauer Bene: BZ/Schaumberger