Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.
Zugegeben, diese Zeilen gleichen einem Ritt auf der Rasierklinge, sprich: geschrieben mit einem hohen Risiko in einer aus den Fugen geratenen Welt. Auch kirchlich. Weshalb die Bedeutung der Wahl des 267. Papstes zum neuen Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken im am 7. Mai beginnenden Konklave enorm ist. Die Ausgangslage im Vatikan für die wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle im Petersdom ist spannungsgeladen. „Papa Francesco“ hatte sein Pontifikat der Öffnung der Kirche verschrieben und dies bis zum letzten Atemzug gelebt: „Zuhören statt befehlen!“ Sein synodaler Weg. Der linke Reformer gegen rechte Traditionalisten. Mancher ließ sich schon dazu hinreißen: „Gott sei Dank, dass dieses Pontifikat zu Ende gegangen ist.“ Knallharte Machtfragen.
Wie entscheiden nun die 135 Kardinäle aus aller Welt? Als Papst-Favoriten gelten: Matteo Zuppi, 69, Erzbischof von Bologna, ein ausgleichender Reformer. Ebenso Pietro Parolin, 70, bislang Nr. 2 im Vatikan, der Außenminister. Zu den konservativen Promis gehört Peter Erdö, 72, Primas von Ungarn. Asien hat mit Luis Antonio Tagle, früher Erzbischof von Manila, einen Favoriten. Ebenso Afrika mit dem konservativen Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, 65, Erzbischof von Kinshasa/Kongo. Es heißt, dass Kardinäle aus den USA die Franziskus-Ära korrigieren wollen, ebenso wie einige aus Deutschland. Weshalb beim Patt zwischen Progressiv und Konservativ ein Mediator her müsse. Dazu fällt, erneut in den USA, der Name von Kardinal Jean-Claude Hollerich, 66, aus Luxemburg. Was die Sensation wäre…