Die nackten Bilanzzahlen vorweg: Die Gesamtanlieferung der Milchbauern an die Molkereien und Käsereien ist im vergangenen Jahr mit 3,58 Mio. t um 1,4 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Milchkuhbetriebe 2024 um 3,8 Prozent von gut 22.400 auf weniger als 21.600 verringert. Der Kuhbestand ist mit rund 535.800 Tieren um 1,3 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Milchkühe pro Stall ist auf weniger als 25 Tiere (24,8) gefallen. Jedes dieser Tiere lieferte im Durchschnitt 6.687 kg vom „weißen Gold“. „Das ist ein im internationalen Vergleich ein moderater Wert“, so Helmut Petschar, Präsident des Milchverbandes Österreich (MVÖ) und zudem Geschäftsführer der Kärntnermilch.
Erzeugermilchpreise unter Vorjahresniveau
Wenig zufriedenstellend für die Milchlieferanten war: Ihre Erzeugerpreise lagen in Österreich 2024 im Durchschnitt unter dem Vorjahr. „Sie sind aber im Jahresverlauf gestiegen und erreichten zum Jahresende mit 63,58 Cent je Kilogramm inklusive Mehrwertsteuer die Höchstwerte“, betont Petschar. In anderen EU-Ländern lagen die Milchpreise zu Jahresbeginn auf einem tieferen Niveau und legten bis Jahresende stärker zu.
Der durchschnittliche Auszahlungswert für an die Molkereien gelieferte Milch erreichte 2024 in Österreich 56,86 Cent/kg (-2,8 %) für Rohmilch mit natürlichen Inhaltsstoffen (2023: 58,52 Cent). Für gentechnikfrei erzeugte Milch wurden durchschnittlich 48,19 Cent/kg (ohne MWSt.) bezahlt (2023: 49,62 Cent). Im Februar 2025 waren es laut VÖM 53,12 Cent/kg (02/2024: 48,19 Cent). Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt stieg von 157,6 auf 166,1 t. Der Umsatz aus dem Milchverkauf je Landwirt lag mit 94.449 Euro um 2,4 Prozent über dem Vorjahr.
1,7 Prozent Plus im Molkereigeschäft
Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter, mit 69 Betrieben um zwei weniger als noch 2023, sind 2024 um insgesamt 1,7 Prozent auf 4,04 Mrd. Euro gestiegen, dank Zuwächsen im Inland als auch im Export. Weiterhin gespannt sei die Ertragslage der Molkereien mit einem Ergebnis vor Steuern von im Schnitt rund einem Prozent auf den Umsatz. Petschar: „Für einige war sie negativ.“
Käse wichtigstes Exportprodukt
Erfreulich laut MVÖ: Die österreichischen Milchexporte erreichten zuletzt laut Statistik Austria mit 1,78 Mrd. Euro (+ 3 %) einen neuen Höchstwert. Trotz der zeitgleich um vier Prozent angewachsenen Importe auf 1,17 Mrd. Euro verzeichnete die Branche dennoch ein Plus von 1,1 Prozent des positiven Außenhandelssaldos von 613 Mio. Euro. Wichtigstes Exportprodukt ist weiterhin Käse, Abnehmer Nummer eins von Molkereiprodukten aus Österreich ist und bleibt mit Abstand Deutschland. Größtes Missverhältnis im Außenhandel lieferte aus Sicht der Molkereien die Butter: Hier standen Exporten im Wert von 29 Mio. Euro Importe von 142 Mio. Euro gegenüber.
Angst vor Seuchen, Sorge wegen Trump
Insgesamt exportieren die Molkereien und Käsereien der Alpenrepublik ihre Erzeugnisse in mehr als 100 Länder weltweit. Ob das in naher Zukunft weiter so bleibt, hängt auch von der zunehmenden Seuchengefahr ab. Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei haben etwa Japan oder die USA die Einfuhren von Molkereiprodukten auch aus Österreich wegen seiner Lage nahe am Seuchengeschehen verboten. „Ein Auftreten der MKS in Österreich würde einen sofortigen Stopp unserer Exporte bedeuten“, sagt Petschar. Ähnliche Auswirkungen hätte eine weitere Verbreitung der Blauzungenkrankheit, die nicht nur in Deutschland, sondern in einigen wenigen Fällen auch in Westösterreich aufgetreten ist. Mit Sorge sehen die Molkereien auch in Richtung USA wegen der zuletzt sprunghaften Zollankündigungen des US-Präsidenten, weniger wegen allfälliger eigener Importausfälle, sondern insgesamt möglicher Mengenverschiebungen und damit Marktverwerfungen weltweit.
Aber auch am EU-Binnenmarkt sowie national gibt es für die Molkereiwirtschaft derzeit Entwicklungen, denen man gegensteuern will, etwa weitere Bürokratieauflagen und damit Mehrkosten rund um die Vermarktung oder eine geplante „Littering“-Abgabe auf Einweg-Milchpackungen, die den Molkereien 2,3 Mio. Euro an zusätzlichen Kosten beschert.
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- Milchproduktion: DESIGNPICS - STOCK.ADOBE.COM