Bei der Ausbringung, wie hier im Wintergetreide, ist auf eine möglichst hohe Nährstoffeffizienz zu achten.

Hierzulande wird mit Wirtschaftsdüngern kaum gehandelt. Daher gibt es dafür auch keine „offiziellen“ Tarife. Um ihren Marktwert zu ermitteln, orientieren sich Experten an den Mineraldüngerpreisen. LK Steiermark-Pflanzenbauberater Heinrich Holzner ermittelt regelmäßig im Landproduktehandel die Preise für die gängigsten Mineraldünger und vergleicht deren Reinnährstoffpreis mit den durchschnittlichen Nährstoffkonzentrationen verschiedener Wirtschaftsdüngerkategorien. So ergeben sich etwa für Milchvieh- und Mastrindergülle Durchschnittswerte von gut 20 Euro je m3, für Pferdemist sind es 11 Euro je m3 und für Legehennentrockenkot gar 46 Euro je m3. „Spannend wird es auch, wenn man den im Hinblick auf den Humusaufbau interessanten Wert der organischen Substanz mitberücksichtigt“, wie Holzner erklärt. Er berücksichtigt daher bei raufaserreichen Wirtschaftsdüngern zusätzlich einen Strohanteil mit einem Wert von 150 Euro je t und erreicht so – etwa bei Festmist – eine Wertsteigerung um mehr als 100 %.

Beproben ist essenziell
Die errechneten Faustzahlen sind laut Angaben des steirischen Pflanzenbauexperten zwar eine im Mittel zutreffende Größenordnung, dürfen jedoch keinesfalls als pauschal richtig angenommen werden. „Die tatsächlichen Nährstoffgehalte können in der Praxis nämlich erheblich von den Tabellenwerten abweichen“, so Holzner. Faktoren wären hier etwa die Fütterung, welche beispielsweise beim Schwein bei N- und P-reduzierten Rationen einen Abschlag um ein Fünftel des Nährstoffwerts nach sich zieht. Aber auch Einstreumenge und Wasser-Verdünnungsfaktor haben deutlichen Einfluss.

Kostenfaktor Ausbringung
Was pauschal nicht in der Berechnung berücksichtigt werden kann, sind die erheblich höheren Logistikkosten für die Ausbringung gegenüber mineralischer Düngung. Diese ist von der am Betrieb vorhandenen Maschinenausstattung abhängig. „Eine Berücksichtigung der Logistik kann den Wert der Dünger sogar halbieren“, rechnet Heinrich Holzner vor.
Beispielhaft seien hier noch die Maschinenkosten laut Österreichischem Kuratorium für Landtechnik angeführt. Diese belaufen sich für einen Zweischeibenmineraldüngerstreuer durchschnittlicher Größe auf gut 13,50 Euro je Betriebsstunde, ein Güllefass mit einem Volumen von 10 m3 hingegen kommt ohne Befüllungszeiten im selben Zeitfenster auf Betriebskosten von knapp 40 Euro.

Vorhandenes nützen
Generell gilt es bei der Nutzung von Wirtschaftsdüngern auf eine möglichst verlustarme Ausbringung zu achten um insbesondere Ammoniakverluste zu vermeiden. Die bekannten Stellschrauben – Düngezeitpunkt und -menge sowie Bodenbearbeitung – tragen wesentlich dazu bei. Dies ist nicht nur aus dem Blickwinkel des Umwelt- und Gewässerschutzes stets zu bedenken, sondern auch aufgrund der hierzulande knappen Verfügbarkeit der wertvollen hofeigenen Dünger. „Wir haben in Österreich eine strikt flächengebundene Tierhaltung“, schildert etwa LK Niederösterreich- Düngerexperte Josef Springer. Für die Vermarktung sei hierzulande schlichtweg zu wenig Dünger vorhanden, so sein Fazit. Wer trotzdem die Möglichkeit hat, Übermengen zu erwerben und damit Mineraldünger zu ersetzen, sollte jedenfalls die Nährstoffgehalte überprüfen. Zu lange sollte man mit den Überlegungen heuer jedoch nicht zuwarten. Auf Nachfrage bei der Raiffeisen Ware Austria seien nämlich die „frei verfügbaren Stickstoffmengen heuer relativ gering“.

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  • 04 Wirtschaftsdünger: agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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