Essen gegen das Vergessen: Gute Nahrung für das Hirn

Was man dem Schreckgespenst Demenz selbst entgegensetzen kann, erläutern Gehirnforscherin Manuela Macedonia und Ernährungstrainerin Maria Neubauer.

Das Wissen um gesunde Ernährung ist vielfach bereits vorhanden, es in die tägliche Praxis umzusetzen trotzdem eine Herausforderung.

“Das Gehirn ist das Kapital des Menschen“, sagt die Neurowissenschafterin Manuela Macedonia, die an der Universität Linz und am Max-Planck-Institut Leipzig forscht und lehrt. Interessierten Laien bringt sie die Erkenntnisse aus der Forschung auch in Büchern näher. So erklärt sie den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gehirnfunktionen etwa im Buch „Iss dich klug“ (siehe Buchtipp). Schließlich beginnt der Einfluss der Ernährung auf unser Denkorgan laut Macedonia bereits im Mutterleib, also noch vor der Geburt, und hält bis ins hohe Lebensalter an.

Freie Fettsäuren richten großen Schaden an

Dort lauert für viele eine Demenzerkrankung als großes Schreckgespenst. Richtige Ernährung kann dazu beitragen, diese um Jahre hinauszuzögern. Die Hirnforscherin rät zuallererst dazu, sich vor Industriefetten in acht zu nehmen. Gemeint sind Fette, die in industriell erzeugten Lebensmitteln zu finden sind und durch ihre freien Fettsäuren als ungesund bekannt sind. Enthalten sind sie in sie im sogenannten „Junkfood“ (schnelles, kalorienreiches Essen, geprägt von minderwertigen Zutaten und geringen Nährwerten) und in Fertiggerichten. „Freie Fettsäuren reichern sich im Blut an und lagern sich in den Gefäßen ab. Das ist der Anfang vieler Demenzarten“, so die renommierte Forscherin. Ebenso würden sie die Zellen durch oxidativen Stress schädigen, was mit der Zeit zu diffusen Entzündungen in Körper und Gehirn führe. „Man bemerkt die Entzündungen zwar nicht, sie verursachen aber dennoch Gewebeschäden“, so Macedonia. Ungesundes Essen rufe Wächter des menschlichen Immunsystems auf den Plan. „Geschieht das häufig, ist das Immunsystem ständig gefordert und kann schon müde sein, wenn tatsächlich eine Bedrohung von außen kommt“, sagt Macedonia.

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Mediterrane Küche lässt sich nicht nur direkt am Meer genießen.

 

„Demenz ist keine Frage des Alters. Vorsorgen beginnt jetzt.“ Das ist das Credo von Maria Neubauer aus Eidenberg (OÖ). Die diplomierte Ernährungstrainerin widmet sich in ihren Vorträgen der präventiven Ernährung. Wie schaut es konkret aus, das Essen gegen das Vergessen? „Was gut für das Herz ist, ist auch gut für das Gehirn“, nennt Neubauer eine Faustregel und empfiehlt daher, sich an der mediterranen Küche zu orientieren.

 

 

B-Vitamine und gesunde Fette wirken schützend

Besonders schützend für das menschliche Gehirn wirken sämtliche B-Vitamine und Vitamin D3. Vitamin B1 kann vom Körper aber nicht in großen Mengen aufgenommen werden. Wichtige Quellen sind etwa Vollkornprodukte, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, mageres Schweinefleisch, Innereien und Hefe. Vitamin B12 kann von der Leber zwar gut gespeichert werden, in späteren Jahren können trotzdem oft Mangelerscheinungen auftreten, die sich auch in Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bemerkbar machen. B12 ist fast ausschließlich in tierischen Produkten zu finden.

Die Furcht vor Demenz ist vorhanden. Vor allem dann, wenn es im eigenen Umfeld schon Berührungspunkte gibt. – Maria neubauer

Wichtig für das Gehirn sind auch gesunde Fette. Um Entzündungsprozessen im Körper entgegenzuwirken, sei besonders auf ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu achten. „Diese brauchen wir, um das Zuviel an Omega-6-Fettsäuren in unserer Nahrung auszugleichen“, sagt Neubauer. Omega-3-Fettsäuren finden sich zum Beispiel in Leinöl, Rapsöl oder Walnussöl. Über das Grünfutter gelangen sie auch in tierische Produkte. „Erzeugnisse von Tieren aus Weidehaltung enthalten nachweislich mehr Omega-3-Fettsäuren“, betont Neubauer. Im Zusammenhang mit Ölen sollte man sich unbedingt auch mit dem sogenannten Rauchpunkt auseinanderzusetzen, also ob und wie stark das jeweilige Öl erhitzt werden darf. „Wenn ich zum Beispiel ein hochwertiges Leinöl erhitze, bilden sich dabei schädliche, krebserregende Transfettsäuren“, warnt die Expertin.
In den vergangenen Jahren stark in das Visier der Langlebigkeitsforschung geraten ist Spermidin. Die Substanz kommt in jedem Organismus vor, nimmt im Alter jedoch ab. Studien deuten darauf hin, dass es hilfreich sei, diesen Verlust auszugleichen. Zu finden ist Spermidin in ohnehin gesunden Nahrungsmitteln, vor allem in Weizenkeimen, aber auch in Sojabohnen, Kürbiskernen, Pilzen oder Erbsen. „Spermidin regt die Autophagie an. Das ist jener positive Effekt, der auch durch das Fasten erreicht wird“, weiß Neubauer. „So können etwa durch Intervallfasten Ablagerungen im Gehirn gut abgeführt werden“, erläutert sie.
Als Vortragende macht Neubauer oft die Erfahrung, dass ihre Zuhörer schon sehr viel über gesunde Ernährung wissen und mit zunehmendem Alter generell mehr auf die eigene Gesundheit geschaut werde. „Trotzdem sind die Menschen froh über einen Anstoß, das Wissen auch wirklich in die Praxis umzusetzen“, berichtet Neubauer. Und: „Die Furcht vor Demenz ist vorhanden, vor allem dann, wenn es im eigenen Umfeld schon Berührungspunkte gibt“, so Neubauer.

Demenz- Syndrom

Das Demenz-Syndrom ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, bei der gewisse Bereiche ihre Funktion nach und nach einbüßen. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die an der Entwicklung von Demenzerkrankungen beteiligt sind. Zu den beeinflussbaren Risiken zählen zum Beispiel Übergewicht und Diabetes Typ 2, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder mangelnde geistige Fitness.

Gene bestimmen meist weniger als gedacht

Ängste aufgrund genetischer Vorbelastung kann Neurowissenschafterin Macedonia jedoch zerstreuen. „Gene, die wir haben, müssen nicht unbedingt zum Ausdruck kommen. Wenn zum Beispiel mein Großvater dement war, muss ich nicht an Demenz erkranken, weil ich seine Gene habe“, so Macedonia, die auch für Bewegung und geistige Fitness plädiert.

Quelle: Manuela Macedonia
   Buchtipp “Iss dich klug”

Buchtipp

Hirnforscherin Manuela Macedonia erläutert im Buch „Iss dich klug“, welchen Einfluss gesunde Ernährung auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns hat. Das Buch ist im Verlag Ecowin erschienen und im Buchhandel unter ISBN-13 9783711002723 zum Preis von 24 Euro erhältlich.

 

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