Mit Meldungen über sich jeweils verschlechternde oder verbessernde Vegetationsbedingungen operieren die Weizen-Terminbörsen in den USA und in Paris im Wettermarkt-Modus, wenn sie nicht gerade unter anderen Einflussfaktoren wie Corona, Handelskonflikten und Wirtschaftsängsten stehen. In der Vorwoche revidierte der Agrarwetterreport der EU-Kommission die Ernteerwartung für die Union nach unten. Parallel dazu korrigierte Russland die Ernteschätzung nach unten – beides Faktoren, die zu steigenden Weizennotierungen führten. Bremsende Wirkung hatte dagegend die jüngsten Regenfälle in Europa und in den USA. In Summe startete der Weizen an der Euronext in Paris mit einem Minus in die laufende Woche. Der Dezember-Kontrakt stand am späten Montagmittag knapp unter 190 Euro/t.
Auch in Österreich sprechen Fachleute in ersten Schätzungen gegenüber dem Vorjahr von geringeren Erträgen insbesondere bei Sommergerste sowie auch bei Weichweizen, Roggen und anderen Getreidearten. Wie weit sich der Befund verfestigt, werden die kommenden Wochen zeigen.
Wiener Börsenotierungen weiter abgeschwächt
Die Wiener Produktenbörse notierte Premium- und Qualitätsweizen sowie Gerste und Mais zur Verfütterung am Mittwoch der Vorwoche (20. Mai) neuerlich etwas schwächer. Am heimischen Kassamarkt komme weiterhin wenig Geschäft in der auslaufenden Vermarktung der Ernte 2019 zustande und im Handel mit der neuen Ernte 2020 herrsche nach wie vor Zurückhaltung. Dabei verweisen Marktteilnehmer auf die Folgen der Corona-Krise mit ausbleibenden Touristenströmen im Inland wie in Italien und auf die in Österreich gedämpften Ertragsaussichten für die neue Ernte.
Aktuell, so klagen Marktteilnehmer, sei das Geschäft von der Verschiebung von Lieferterminen italiensicher Abnehmer und von Beschneidungen der Risikorahmen für Geschäftsversicherungen geprägt, obwohl die Versicherer dafür ansehnliche staatliche Hilfen und Garantien erhielten.
Im Inland sei der Markt für Paketmehl gesättigt. Der Absatz an Gastronomie und Tourismus sei eher schwach, die Belebung sei eher zögerlich. Sorge bereite in diesem Umfeld, wie aus der neuen Ernte Premiumweizen nach Italien vermarktet werden könne oder ob dieser anstatt als Aufmischware quasi zu Qualitätsweizenkonditionen Abnehmer im Inland suchen müsse.
Christian Posekany, AIZ