Nach drei Quartalen des Geschäftsjahres 2020/21 freut sich der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern über einen deutlichen Anstieg im operativen Geschäft. Bilanziert wird mit einem EBIT von 84,3 Millionen Euro, das sind um 20,8% mehr als im Vorjahr (69,8 Millionen Euro). Insgesamt ergibt sich daraus ein Konzernergebnis von 53,8 Millionen Euro (+24,8%) und ein Umsatz von 1.965,3 Millionen Euro (+4,6%).
Agrana-CEO Johann Marihart führt das auf eine gute Geschäftsentwicklung bei Bioethanol – vor allem im dritten Quartal – sowie höhere Zuckererlöse und -mengen zurück. “Dennoch blieb das Zucker-EBIT insbesondere aufgrund nicht voll ausgelasteter Zuckerfabriken – insbesondere in Österreich – und den daraus entstehenden Leerkosten negativ”, erklärt der Geschäftsführer, der außerdem festhält: “Im Segment Frucht liegt das Ergebnis des Fruchtzubereitungsgeschäfts in den ersten drei Quartalen deutlich über Vorjahresniveau. Die Performance im Fruchtsaftkonzentratgeschäft war hingegen aufgrund einer geringeren Mengenverfügbarkeit aus der vorjährigen Apfelernte deutlich schwächer.“
“Hohe Volatilität in allen Segmenten”
Im Segment Stärke wurden die ersten drei Quartale mit einem Umsatz von 620,8 Millionen Euro abgeschlossen. Ein Wert, der leicht über dem des Vorjahres liegt. Der Kapazitätsausbaus in Pischelsdorf habe durch Weizenstärke deutliche Mengen- und Umsatzzuwächse gebracht, heißt es dazu seitens der Agrana. Allerdings habe der Konzern die Auswirkungen der Pandemie bei der Marktnachfrage gemerkt. Dieselbe sei nämlich bei fast allen Hauptprodukten zurückgegangen, was zu einem erhöhten Angebotsdruck geführt habe. “Als eine Auswirkung der Pandemie zeigten sich die Notierungen für Ethanol hochvolatil”, heißt es aus dem Konzern. Das hatte einen massiven Preisverfall im März 2020, eine Erholung über den Sommer sowie den Anstieg auf ein Allzeithoch von über 800 Euro pro Quadratmeter Ethanol im September zur Folge.
Im Segment Zucker stieg der Umsatz in den ersten drei Quartalen mit 452,8 Millionen Euro um 18,2 %. Dazu haben höhere Zuckerverkaufspreise geführt, aber auch gestiegene Zuckerverkaufsmengen. Das EBIT sei in den ersten drei Quartalen mit -15,5 Millionen Euro zwar noch immer negativ gewesen, habe sich aber aufgrund eines freundlicheren Verkaufspreisumfeldes gegenüber der Vorjahresperiode (-33,4 Millionen Euro) markant verbessert können, so Marihart, der trotz Corona-Krise einen Ausblick wagt.
Wegen anhaltenden Auswirkungen der Pandemie rechnet er auch für das Gesamtjahr 2020/21 mit einem Konzern-EBIT, das zumindest auf Vorjahresniveau liegt. Beim Konzernumsatz wird ein leichter Anstieg erwartet. Aufgrund der Krise und der damit verbundenen hohen Volatilität in allen Segmenten sei die Prognose für das Gesamtjahr aber weiterhin von sehr hoher Unsicherheit geprägt, meint Marihart.
Das Investitionsvolumen des Konzerns soll jedenfalls im Geschäftsjahr 2020/21 nach den hohen Investitionen der Vorjahre rund 76 Millionen Euro betragen und damit deutlich unter dem Abschreibungsniveau von rund 120 Millionen Euro liegen.
Marihart vor dem Abschied
Für Johann Marihart ist das laufende Geschäftsjahr das letzte seiner langen Karriere. Vor 45 Jahren hat er in der Stärkefabrik in Gmünd (Niederösterreich) begonnen. Seit der Gründung 1988 war er im Agrana-Vorstand, und seit 1992 Vorstandsvorsitzender. Einen Nachfolger hat der Agrana-Aufsichtsrat bisher noch nicht genannt.
Marihart selbst könnte sich vorstellen dem Konzern in beratender Funktion erhalten zu bleiben. Abgesehen davon übt er seine weiteren Funktionen als Fachverbandsobmann der Nahrungsmittelindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Aufsichtsratschef des TÜV-Österreich und der Spanischen Hofreitschule sowie stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsräten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) sowie der Bundesbeschaffungsbehörde weiter aus.
Vor dem Abschied aus dem operativen Agrana-Geschäft, fordert er zudem noch von der Politik, den seit 2010 geplanten E10-Treibstoff einzuführen. Statt fünf Prozent sollen dem Sprit dadurch zehn Prozent Bioethanol beigemischt werden. Das weiterhin nicht zu tun, sei eine ungenutzte Möglichkeit zur CO2-Entlastung – und das, obwohl die Umsetzung eigentlich im Regierungsprogramm stünde.
(red.V.S.)
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