
Der Eingriff in landwirtschaftliche Vorsorgeflächen sorgte zuletzt in St. Johann für Diskussionsstoff. Rund um den denkmalgeschützten Hof „Unterbürg“ soll auf 7,5 Hektar Agrarfläche ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen und künftig zu den Einnahmen der Gemeinde St. Johann beitragen. Am 23. März kam es diesbezüglich zu einer Volksbefragung, bei der sich 55,83 Prozent der Teilnehmer gegen das Gewerbegebiet aussprachen. Kurz nach der Abhaltung der Volksbefragung hatte Bürgermeister Stefan Seiwald diese beeinsprucht.
Zu einem ähnlich gelagerten Fall soll es nun in Going am Wilden Kaiser kommen. Die Bergbahnen Ellmau-Going planen auf einer rund 22.000 m² großen grünen Wiese ein Hotel mit 288 Betten, 275 Autoabstellplätzen, Swimmingpool und Restaurant. Auch dieses Areal ist als landwirtschaftliche Vorsorgefläche ausgewiesen und steht somit unter Schutz.
Keine Garantie für Aufschwung
Die Bevölkerung von Going am Wilden Kaiser diskutiert dieser Tage über ein Hotelprojekt bei der Astbergbahn. Eine schriftliche Anfrage der Liste Fritz bezüglich des geplanten Großprojektes richtet sich an Landeshauptmann Anton Mattle und weitere Regierungsmitglieder.
Viele Gründe sprächen gegen den Hotelbau, ganz zentral die angedachte Aufhebung der Unterschutzstellung der landwirtschaftlichen Fläche. Möglich ist das nur, wenn ein öffentliches Interesse daran besteht. Die Bergbahnen Ellmau-Going als Hotelprojektbetreiber führen als Begründung das Überleben der Astbergbahn in Going an. Allerdings ist die Errichtung des Hotels keine Garantie für den wirtschaftlichen Aufschwung der Astbergbahn.
Darüber hinaus sind die vorhandenen Gästebetten in Going nicht vollständig ausgelastet und somit ist keine Notwendigkeit für weitere Betten erkennbar. Gleichzeitig ist ein weiteres Hotel kein Garant für eine höhere Anzahl an Gästen. Ob eine Volksbefragung zum Bergbahnen-Hotel eingeleitet werden soll, wird in der nächsten Sitzung des Gemeinderates entschieden.
Mit Grund und Boden sorgsam umgehen
Gerade im Bezirk Kitzbühel ist der Druck auf Grund und Boden bereits hoch. An die Bedeutung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen erinnert LK-Präsident und Bauernbund-NR Josef Hechenberger: „Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen wurden ausgewiesen, um die wertvollen Produktionsflächen zu erhalten und vor Verbauung zu schützen. Das ist aufgrund des großen Drucks auf Grund und Boden in Tirol auch dringend notwendig. Unabhängig von diesem Projekt finde ich es falsch, zu leichtfertig mit der Aufhebung dieses Schutzes umzugehen. Vermeintliches öffentliches Interesse ist das eine, eine gesicherte Ernährung und die Erhaltung zusammenhängender landwirtschaftlicher Flächen das andere. Wir müssen dringend umdenken – ‚Weiterentwicklung‘ darf sich nicht auf den Neubau auf der grünen Wiese beschränken.“
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