Zwischen Mensch und Tier: Tiroler Green-Care-Betrieb im Fokus

Wie heilsam die Landwirtschaft und der Umgang mit Tieren sein können, zeigt sich in Tirol am „z‘Poifn“-Hof am Penningberg im Bezirk Kitzbühel.

Was in Hopfgarten im Brixental entsteht, kann man nicht anfassen – aber spüren. Maria und Thomas Nißl haben sich auf „Green Care“ spezialisiert, ein Angebot sozialer Dienstleistungen. Gemeinsam mit ihren mehr als 20 „tierischen Mitarbeitern“ betreuen sie Menschen vom Volksschulalter bis zur Pension, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden oder sich eine Auszeit am Hof gönnen möchten.

 

Soziale Ab-Hof-Betreuung

Mit 1,5 Hektar Grünland ist der Hof ein Kleinstbetrieb. Im Stall, in dem heute drei Esel und drei Lamas leben, standen vor 15 Jahren noch zwei Kühe. Damals holte alle zwei Tage ein Tanklaster der Tirol Milch die Milch ab. „Das Melken vermisse ich noch immer ein wenig“, meint Thomas mit einem Schmunzeln.
2015 entschieden sich Maria und Thomas dann für einen neuen Weg. Durch eine Lehrfahrt mit der Bäuerinnenorganisation wurde Maria auf das Thema Tiergestützte Intervention aufmerksam. „Das war für uns ein völlig neues Konzept – aber es passte perfekt“, erzählt sie. Als Pädagogin liebt sie die Arbeit mit Jugendlichen. Nun konnte sie diese Leidenschaft mit dem Hof verbinden. 2016 erhielt der Hof das ÖKL-Zertifikat für Tiergestützte Intervention, 2022 folgte die Green-Care-Zertifizierung.
Anfangs war Thomas als Bauer und Ansprechpartner für Landwirtschaft bei Marias Gruppensitzungen dabei. Später absolvierte er die Ausbildung zum diplomierten Lebens- und Sozialberater. Heute betreut er seine eigenen Klienten am Hof.

Quelle: BZ/Pixner
Über den Kontakt mit den Tieren finden viele seiner Klienten „den Zugang zu sich selbst“, sagt Thomas Nißl.

Chance für kleine Betriebe

Nicht jeder Betrieb ist für soziale Dienstleistungen geeignet, betont Maria Nißl. „Man muss Green Care als Lebensmodell sehen.“ Doch gerade für kleinstrukturierte Höfe bietet das Konzept großes Potenzial. „Denn Landwirtschaft ist vielfältig und geht über die Lebensmittelproduktion hinaus.“
In anderen Bundesländern ist Green Care bereits stärker verbreitet. In Tirol sieht Maria noch Aufholbedarf. Derzeit sind hier sechs Betriebe zertifiziert. „Es könnte in jeder Gemeinde einen Green-Care-Hof geben – und es wäre immer noch nicht genug. Soziale Dienstleistungen sind ein Modell mit Zukunft.“ Dafür braucht es aber auch Kooperationen. Maria und Thomas arbeiten etwa mit der Alpenschule Westendorf zusammen und bieten auch Tourismus- sowie Teambuilding-Wanderungen an. Maria ist zudem beim Tiroler Arbeitskreis für integrative Entwicklung (TAFIE) angestellt und führt ihre Arbeit mit den Teilnehmern zum Teil direkt am Hof aus. „Das gibt uns finanzielle Sicherheit, denn es gibt derzeit keine ausreichenden Förderungen für Betriebe wie unseren“, erklärt Thomas.
Um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen, bieten sie einen fixen Tarif. Der Stundensatz bleibt gleich – ob für eine Einzelperson oder eine große Gruppe. „Wir folgen dem ‚Low Input‘-Prinzip: Je weniger wir an Betriebsmitteln brauchen, desto weniger müssen wir einnehmen“, sagen Maria und Thomas bescheiden.

Quelle: BZ/Pixner
Neben psychosozialer Betreuung vermittelt Thomas Nißl auch Wissen über die Bewirtschaftung von Stall und Hof.

Diese Zufriedenheit überträgt sich auch auf die Klienten. „Die Jugendlichen merken, dass man kein neues Smartphone oder teure Kleidung braucht, um glücklich zu sein. Sie erleben unsere Tiere und die entschleunigte Atmosphäre am Hof.“ Wie heilsam die Landwirtschaft für den Menschen sei, lasse sich laut Maria und Thomas schwer in Worte fassen: „Aber man spürt es.“

Auf einen Blick

Der „z‘Poifn“-Hof am Penningberg in Hopfgarten im Brixental im Bezirk Kitzbühel wird von Maria und Thomas Nißl geführt. Gemeinsam mit ihren vier Kindern leben sie hier. Drei Esel und drei Lamas als Führtiere, vier Schweine sowie mehrere Hühner, Enten, Kaninchen, Katzen und Hunde schaffen für die Klienten eine Wohlfühlatmosphäre. Durch Tiergestützte Intervention erhalten diese eine sozialpädagogische und psychosoziale Unterstützung. Der Hof ist „Green Care“-zertifiziert.

Quelle: BZ/Pixner
Der diplomierte Lebensberater Thomas und die Pädagogin Maria nutzen ihren Bauernhof bewusst als Begegnungszone.

- Bildquellen -

  • Kontakt mit Tieren: BZ/Pixner
  • Psychosoziale Betreuung: BZ/Pixner
  • Maria und Thomas Nißl: BZ/Pixner
  • Titelbild: BZ
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AUTORHannah Pixner
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