Studie zeigt: Breite Ablehnung von PV-Anlagen auf agrarischen Flächen

94 Prozent der Befragten befürworten PV-Anlagen auf „toten Flächen“. Mehr als zwei Drittel haben sich explizit gegen eine Nutzung von landwirtschaftlichen Böden ausgesprochen. Das Land OÖ setzt auf Dächer und Energiegemeinschaften.

Die großen Dachflächen landwirtschaftlicher Gebäude bieten sich bestens für Photovoltaik-Anlagen an. Künftig kann der so gewonnene Sonnenstrom auch an Nachbarn verkauft werden.

Das Klimaziel der Bundesregierung sieht vor, bis 2030 Strom zu 100 Prozent (%) aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Eine zentrale Rolle soll dabei Photovoltaik spielen. Doch bei der Frage welche Flächen dabei zu priorisieren sind, scheiden sich die Geister.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht weist die Produktion von Sonnenstrom auf agrarischen Freiflächen im Vergleich zu bereits verbauten klare Vorteile auf. Große Anlagen über mehrere Hektar senken die Kosten. Zudem könnten Landwirte mit der Verpachtung der Flächen für Sonnenstrom teilweise höhere Erträge erwirtschaften als durch landwirtschaftliche Nutzung. Die Gewinnung von Sonnenstrom tritt damit in direkte Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. „Die Energiewende und der Ausbau von Photovoltaik dürfen nicht zulasten der Agrarflächen gehen“, stellt jedoch
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger unmissverständlich fest. Bestärkt wird er durch eine aktuelle Market-Umfrage, die im Auftrag der Hagelversicherung durchgeführt wurde.

„Tote Flächen“ nutzen

Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage fiel recht deutlich aus: 94 % der 800 Befragten befürworten PV-Anlagen auf sogenannten „toten Flächen“ wie Dächern, Überdachungen von Parkplätzen bei Supermärkten oder Gewerbeparks. Für vier von fünf Befragten sind auch PV-Anlagen entlang von Autobahnen und Bahntrassen eine Option. Als Hauptgrund (90 %)dafür wurde der Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen für die Lebensmittelproduktion angegeben. „70 % der Befragten lehnen PV-Anlagen auf Agrarflächen eindeutig ab. Das ist ein klares Ergebnis gegen PV-Anlagen auf Agrarflächen“, fasst Werner Beutelmeyer vom Market-Institut die Ergebnisse zusammen.

Das freut auch Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung, der sich seit Jahren für Klima- und Bodenschutz stark macht. „Wir müssen die aktuelle PV-Fläche versiebenfachen, um das Ziel von 15 Gigawatt Peak bis 2030 zu erreichen. Dafür werden 10.000 Hektar Dachflächen benötigt. In Österreich haben wir circa 15.000 Hektar Dachflächen für Photovoltaik zur Verfügung. Das Potenzial ist also vorhanden. Daher sage ich als Naturkatastrophenversicherer: Lebende Äcker und Wiesen dienen der Lebensmittelproduktion“, so Weinberger.

Quelle: HV

OÖ: 200.000 Dächer-Programm

In der Photovoltaik-Strategie des Lan­des Oberösterreich soll dem Wunsch der Bevölkerung mit Energie vom Dach durch das „200.000 Dächer-Programm“ nachgekommen werden. Hierbei wird auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Die großen Dachflächen auf den Höfen, Hallen und Ställen des Landes ermöglichen es den Bäuerinnen und Bauern in Zukunft, Sonnenstrom für den eigenen Bedarf und darüber hinaus zu produzieren. „Für die ideale Nutzung der Dachflächen brauchen unsere bäuerlichen Betriebe eine leistungsfähige Anbindung ans Netz zu tragbaren Kosten. Das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz muss diesen Leitungsausbau voranbringen und Eigenleistung bei der Errichtung ermöglichen. So werden unsere Bauernhöfe als Lebensmittel- und Energieproduzenten zu regelrechten Regional-Kraftwerken“, betont Hiegelsberger.

Derzeit darf der mit der eigenen PV-Anlage am Dach erzeugte Strom allerdings (noch) nicht an Nachbarn oder die Gemeinde verkauft werden. Jener Teil des Stroms, den man im eigenen Haushalt bisher nicht verbraucht, wird als sogenannter „Überschuss-Strom“ ins Netz eingespeist. Dies wird sich künftig ändern. Das Land Oberösterreich setzt dabei auf Energiegemeinschaften, die durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ermöglicht werden. „Dadurch können erstmals Private, KMUs und Landwirte gemeinsam Sonnenstrom erzeugen, speichern und nutzen und damit etwa auch an Nachbarn oder die Gemeinde verkaufen“, erklärt Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Als zusätzlichen Anreiz für die Bildung von Erneuerbaren Energiegemeinschaften gibt es seitens des Landes auch ein eigenes Förderprogramm. Details dazu unter www.erneuerbare-energiegemeinschaft.at

Quelle: Land OÖ
V.l.: Beutelmeyer, Hiegelsberger und Weinberger

- Bildquellen -

  • Oehv Photovoltaik Infografik 202103 5: HV
  • Beutelmeyer Hiegelsberger Weinberger C LandOÖ Ehrengruber: Land OÖ
  • Photovoltaik 67 ID65301(3): agrarfoto.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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