Im Vorjahr nahmen sowohl der Produktionswert mit erstmals mehr als 10 Mio. Euro, als auch die Produktionskosten der Landwirtschaft mit einem Plus von 24,3 % stark zu. Das landwirtschaftliche Faktoreinkommen je Arbeitskraft stieg dabei gegenüber dem Vorjahr real um knapp ein Fünftel, wie die Statistik Austria am 27. April 2023 in ihrer Vorschätzung berichtet.
Die zweite Vorschätzung zur landwirtschaftlichen Gesamtrechnung 2022 muss man als Gesamtbild betrachten, meint Bauernbund-Präsdent Georg Strasser: „Das Einkommen in der Landwirtschaft liegt auf dem Niveau der Jahre 2011 oder 2007. Damit waren die letzten 15 Jahre von Stagnation geprägt. Die Kaufkraft je Einwohner ist hingegen kontinuierlich gestiegen.“ Auch sei die Entwicklung bäuerlicher Einkommen nicht mit anderen Berufsgruppen vergleichbar, wie Strasser weiter ausführt: „Seit Jahrzehnten steigen die Einkommen unselbstständig Erwerbstätiger durchgängig an. In unserer Branche gibt es hingegen keine jährliche Anpassung der Einkommen. Dass geregelte Arbeitszeiten oder eine 40-Stunden-Woche ebenfalls unüblich sind, ist kein Geheimnis.“
Bei den Einkommen seien die bäuerlichen Betriebe ob der Krisen und Teuerungswellen einer „ständigen Achterbahnfahrt von Kosten und Preisen ausgesetzt“, kommentiert auch Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. „Während andere Berufsgruppen auf monatlich stabile Löhne vertrauen können, die in Abhängigkeit von Inflation und Wirtschaftswachstum jährlich angepasst werden, kämpfen Bäuerinnen und Bauern mit den Unsicherheiten der Witterung und internationalen Marktentwicklungen“, so Moosbrugger.
Produktionswert erstmals über 10 Mrd. Euro
Vorläufigen Berechnungen zufolge produzierte die österreichische Landwirtschaft 2022 Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 10,4 Mrd. Euro. Der starke Anstieg zum Vorjahr mit einem Plus von 22 % resultierte aus höheren Erzeugerpreisen mit einem Anstieg von 22,7 %, während das Produktionsvolumen mit -0,7 % leicht rückläufig war. Der Wert der pflanzlichen Erzeugung nahm um 26,8 % zu. So erhöhten sich die Erzeugerpreise für fast alle pflanzlichen Produktgruppen, mit sehr kräftigen Preisanstiegen vor allem bei Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln und Futterpflanzen. Dem Volumen nach blieb die pflanzliche Erzeugung in Summe stabil, wobei hitze- und dürrebedingte Ertragseinbußen bei den Herbstkulturen wie Mais und Zuckerrüben guten Ernten etwa bei Obst und Wein gegenüberstanden.
Zum Anstieg des tierischen Produktionswerts mit einem Plus von 19,4 % trug vielfach die positive Erlösentwicklung in der Milchproduktion bei. Bei Rindern und Schweinen kompensierten die kräftigen Preiszuwächse das rückläufige Produktionsvolumen, und auch in der Eiproduktion wurden deutlich höhere Erzeugerpreise als im Vorjahr erzielt.
Ein Viertel höhere Produktionskosten, mehr öffentliche Zahlungen
Mit einem Plus von 24,3 % verzeichneten die Aufwendungen der Landwirtschaft für Vorleistungen, welche auf rund 6,1 Mrd. Euro geschätzt wurden, einen sprunghaften Anstieg. Das durchschnittliche Preisniveau der eingesetzten Vorleistungen stieg dabei um 27,5 %, mit massiven Preissteigerungen insbesondere bei Düngemitteln, aber auch bei Futtermitteln und Energie. Auch bedingt durch die gestiegenen Investitionsgüterpreise fielen zudem die Abschreibungen mit +13,4 % für das Anlagevermögen deutlich höher als im Vorjahr aus. Die in der Einkommensberechnung berücksichtigten öffentlichen Zahlungen wurden auf rund 1,7 Mrd. Euro beziffert. Infolge verschiedener Kostenentlastungsmaßnahmen nahmen auch sie im Vorjahresvergleich zu.
Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit gestiegen
Das im landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich insgesamt generierte Faktoreinkommen, das die Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Arbeit (Familien- und Fremdarbeitskräfte) und Kapital misst, belief sich vorläufigen Berechnungen zufolge auf rund 3,5 Mrd. Euro und verzeichnet somit ein Plus von 24,8 %. Bei einem geschätzten Rückgang des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes um 0,6 % betrug der durchschnittliche Einkommensanstieg je Arbeitskraft nominell 25,5 % und real 19,6 %.
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