
In nur wenigen Minuten ging in Auffach am 30. Juni 2024 die Welt unter. So beschreibt Michael Weißbacher den Hagelsturm, der sieben Hektar seines Waldes komplett zerstörte und weitere sieben Hektar beschädigte. „Die Hagelkörner waren nicht sehr groß, doch ihre Masse und der starke Wind richteten großen Schaden an“, blickt Michael zurück. 4.000 Festmeter Schadholz verzeichnete er.
Josef Fuchs, Obmann des Tiroler Waldverbandes, berichtet: „Durch den Hagelsturm waren insgesamt rund 250 Hektar Wald betroffen. 55.000 Festmeter im Bezirk Kitzbühel waren sägefähiges Holz, nochmals die gleiche Menge war Bruch- und Schadholz. Hinzu kamen 30.000 Festmeter Schadholz aus der Wildschönau.“ Noch zwei Wochen nach dem Sturm fand man die Hagelkörner bei den Aufräumarbeiten im Wald.

Rasches Handeln war gefragt
Für Michael und seinen Vater Andreas Weißbacher ging es unmittelbar nach dem Schadereignis an die Arbeit. „Die Abfuhr des Schadholzes funktionierte problemlos, ebenso die Zusammenarbeit mit dem Waldaufseher“, erzählt Michael. Einziger Wermutstropfen: Einen guten Preis konnte das Holz nicht mehr erzielen, obwohl die Nachfrage da gewesen wäre. Josef Fuchs sieht das durchaus kritisch: „Leider wurde beim Schadholz reflexartig mit einem sehr niedrigen Preis reagiert. Auch wenn generell ein schlechtes Preisniveau beim Rundholz herrschte – das war nicht gerechtfertigt.“
Standortangepasster Mischwald
Wie die meisten anderen Betroffenen hatten die Forstwirte vom Holzerhof keine andere Wahl, als zu verkaufen: Das Holz musste aus dem Wald, bevor der Borkenkäfer kommt.
Bis Mitte September wurde der Wald aufgeräumt, danach ging es direkt an die Aufforstung. Insgesamt 7.000 Topfpflanzen der Baumarten Fichte, Lärche, Weißtanne, Schwarzerle und Buche wurden gepflanzt. Der Fichtenanteil liegt bei etwa 50 Prozent. Die übrigen Baumarten sollen den Wald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen. „Die Fichte allein ist nicht mehr zukunftsfähig, das ist weithin bekannt. Wir haben bereits vor dem Sturm mit klimafitten Baumarten gearbeitet – aber selbst sie konnten der Gewalt des Unwetters nicht standhalten“, sagt Michael mit Bedauern.

Wachsamkeit bei Borkenkäfer
Josef Fuchs betont, dass man aus vergangenen Schadereignissen – etwa im Zillertal, Ötztal oder Osttirol – gelernt habe: „Die Organisation ist mittlerweile gut auf solche Fälle eingestellt.“
Der nasse Sommer 2024 hat die Entwicklung des Borkenkäfers zwar gebremst, doch der bisher trockene Frühling bietet ideale Bedingungen für eine Ausbreitung. „Es gilt, seine Wälder aufmerksam zu beobachten und schnell zu handeln, sollte ein Befall auftreten. Das Holz muss nicht nur aufgearbeitet, sondern auch aus dem Wald gebracht werden, um eine Ausbreitung zu verhindern“, appelliert der Waldverbandsobmann. „Nach den letzten Jahren ist zumindest den meisten das Schadpotenzial eines Käferbefalls bewusst.“
Mehrere Fangbäume und eine Käfer-Monitoring-Falle wurden in Auffach platziert, um das Problem unter Kontrolle zu halten.

Monitoring-Falle kann man die Borkenkäfer-Gefahr ablesen.
Der Wald als Generationenprojekt
Eine Generation pflanzt, eine pflegt – und eine erntet.Michael ist mit 33 Jahren nun zumindest im beschädigten Teil des Waldes wieder jene erste Generation, die von ihrer Arbeit nicht profitiert.
Trotzdem richtet er seinen Blick in die Zukunft und möchte sich ganz auf einen gesunden Forstbestand konzentrieren. Dafür betreibt Vater Andreas Weißbacher seit 2008 sogar eine Genossenschaftsjagd mit Eigenbewirtschaftung, um den Wildbestand im idealen Gleichgewicht mit dem Waldgebiet zu halten. „Die Naturverjüngung ist uns ein großes Anliegen“, meint Michael.
Aktive Bewirtschaftung beugt Schäden vor
Für den Forstwirschaftsmeister Michael ist ein bewirtschafteter Wald das beste Mittel gegen den Klimawandel – und damit auch gegen Schadereignisse. „Ich sehe noch viel Potenzial in der Nutzung des Waldes. Generell empfiehlt es sich, den gewünschten Preis nicht zu lange abzuwarten. Denn die aktive Nutzung minimiert das Risiko eines Totalausfalls im Schadensfall“, so Michael Weißbacher abschließend.
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